Fünf kleine Spieltäglein

Sechs kleine Spieltäglein

Union gibt auf die Strümpf

Die Hoffnung ist viel kleiner jetzt

Da waren`s nur noch fünf

Nun ist es tatsächlich eingetreten: Hertha ist dazu verdammt, die nächsten drei Spiele zu gewinnen, wenn man nicht absteigen will. Die Chancen auf den Klassenerhalt haben sich nach der schlechtesten halben Stunde der Weltgeschichte, wie der weise Otto Rehhagel wahrscheinlich formulieren würde, als Hertha nach 0:7 Ecken und 1:8 Torchancen gegen Union im Hintertreffen lag, auf 20 : 80 verringert.

Positiv daran ist, dass es noch nicht 0 : 100 heißt, aber wie tief ist man gesunken, wenn man so etwas schon positiv nennt? Die erste halbe Stunde gegen Union war so erschütternd, weil der Gegner ja eine Mannschaft war, die seit dem Weggang Kruses Ende Januar zwar einige Spiele gewonnen, aber kaum ein vernünftiges Spiel abgeliefert hatte. Und dann wurde Hertha an die Wand gespielt, dass allen blauweißen Hören und Sehen verging. Wenn man dieses Spiel zum Maßstab nimmt, kann man sich beim allerbesten Willen nicht vorstellen, dass es in den folgenden drei Spielen von Erfolgserlebnissen nur so wimmelt.

Nun gut, die Bielefelder müssen noch gegen Bayern, Leipzig, Köln, Bochum und eben Hertha antreten. Da kann es schon passieren, dass sie einen Punkt weniger als Hertha erbeuten, was bedeuten würde, dass Hertha den Relegationsplatz erreichen würde. Was andererseits hieße, dass Hertha (wir kennen das aus den Spielen gegen Düsseldorf) gegen Schalke, Bremen oder gar St. Pauli eher geringe Chancen hätte.

Wie dem auch sei: Nur durch einen Sieg in Augsburg würde etwas Hoffnung auf den Klassenerhalt aufkeimen. Voraussetzung wäre dafür aber, dass der Trainer nicht wieder extravagante Aufstellungsideen hätte. Wie er einen Maolida aufstellte, der bisher jegliche Bundesligareife vermissen ließ und einen Eitschberger in sein erstes Profispiel warf, wie einen Gladiator vor die Löwen, ist unverständlich, um es harmlos auszudrücken, schwachsinnig, um es beim Namen zu nennen.

Wahrscheinlich gibt es frühestens am vorletzten Spieltag eine Entscheidung, eventuell gar erst am letzten. Und da möglicherweise auch erst in den letzten Minuten der Saison. Man sollte schon mal Herzpillen bereitlegen…

Sechs kleine Spieltäglein

Sieben kleine Spieltäglein

zwei Tore über rechts

schon wieder gab`s null Punkte nur

da waren`s nur noch sechs.

Wie immer: Wenn man dachte, Hertha hat den Bock endlich umgestoßen, die Mannschaft hat begriffen, worum es geht, ist ein Team geworden und besteht nicht mehr nur aus 25 Ich-AG´s, die in ihrer Laufbahn optimalen Profit einspielen wollen, dann kommt der Rückschlag. So auch in Leverkusen, wo es zwar nicht mehr, wie noch vor ein paar Wochen wahrscheinlich, eine Klatsche gegeben hat, aber doch eine Mannschaft spielte, die vielleicht wollte, aber nicht so richtig konnte. Kein ganz schlechtes Spiel, aber eben auch nicht der bedingungslose Kampf. Beispielhaft Tousard, gegen Hoffenheim noch mit überragendem Einsatz, diesmal wieder nur der Mitläufer, der sich bemüht. Aber: Mühe allein genügt nicht, wie wir ja aus der Kaffeewerbung kennen.

Die Möglichkeiten Spiele zu gewinnen, reduzieren sich von Woche zu Woche. Natürlich ist Hertha noch nicht abgestiegen, auch wenn die Mannschaft jetzt auf dem 17. Platz liegt. Natürlich hat Hertha alles in der eigenen Hand, weil sie in den Spielen gegen Stuttgart, Augsburg und Bielefeld ja gewinnen und die direkten Gegner hinter sich lassen kann. Aber glaubt auch nur ein einziger Realist, dass Hertha wirklich alle diese drei Spiele gewinnt, um mit dann 35 Punkten es wahrscheinlich geschafft zu haben, zumindest in die Relegation? Natürlich kann man auch gegen Union gewinnen, die seit dem Abgang Kruses zwar immer noch regelmäßig punkten, aber kaum noch eine überzeugende Leistung geboten haben. Natürlich kann man auch am vorletzten Spieltag gegen Mainz gewinnen, die auswärts die drittschlechteste Bilanz aller 18 Vereine haben (vor Fürth und Hertha). Und außerdem bleibt noch am letzten Spieltag das Auswärtsspiel beim wahrscheinlichen Vizemeister Dortmund. Aber sollte man da drei Punkte einkalkulieren?

Die Zeichen stehen auf Abstieg, die Chancen auf den Klassenerhalt liegen bei 30:70. Immerhin: Es gab auch schon Mannschaften, die zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte Rückstand hatten und es trotzdem geschafft hatten. In solcher Situation würde dann aber nur noch beten helfen. Und wie schon BAP einstmals sangen: „Ja, wenn das beten sich lohnen tät…“

Wenn das Beten sich wirklich lohnen täte, sollte man lieber für Frieden in der Ukraine beten! Die Herthaner müssen das auch ohne höheres Wesen schaffen…

Sieben kleine Spieltäglein

Acht kleine Spieltäglein

Zum Abstieg war`n verblieben

Der Felix legt die Hände auf

Da waren`s nur noch sieben.

Das gibt es doch nicht. Da kommt ein neuer Trainer, der krankheitshalber noch nicht mal bei der Mannschaft ist, sondern auf der hoteleigenen Couch sitzt, grünen Tee schlürft und wahrscheinlich nicht so rumtobt wie Steffen Baumgart, und plötzlich spielt die Mannschaft so, dass auch der Investor Lars Windhorst seine helle Freude daran haben könnte, wenn er denn dieses Spiel mit den 22 Männern in kurzen Hosen, die einem Ball hinterher jagen, verstehen würde. Auf jeden Fall stieg der Wert seines Investments von zuletzt 10 Millionen Euro (beim geringfügig höheren Einstandskurs von 375 Millionen) auf gut und gern 15 Millionen nach dem überragenden Sieg gegen Hoffenheim. Im Laufe von 90 Minuten satte fünf Millionen verdient, da lacht das Herz eines jeden Zockers, denn nichts anderes ist ja Herr Windhorst. Dass er kein seriöser Geschäftsmann ist, wussten wir schon vor seinem Reingrätschen in die Vorstandsarbeit, zu der ihm aber auch jegliche Kompetenz fehlt, bei aller Kritik, die man eventuell an dem einen oder anderen Vorstandsmitglied haben könnte. Nur kann Herr Windhorst das nicht beurteilen, sondern nur die Mitglieder von Hertha BSC und selbst von diesen nur ein Teil.

Zum Sportlichen: Hertha spielte so, wie man als Abstiegskandidat zu spielen hat: Bedingungslos kämpfen, alles andere kommt dann von selbst. Sinnbildlich für das Engagement der gesamten Mannschaft steht ein Lucas Tousard, der endlich so spielt, wie man es sich von einem 20-Millionen-Mann wünscht. Sein erstes Tor für Hertha war folgerichtig, auch wenn es ihm aus unerfindlichen Gründen von Offiziellen gestohlen und als Eigentor gewertet wurde. Vielleicht wird das ja noch was mit ihm, der bisher immer nur durchschnittlicher Mitläufer war. Gegen Hoffenheim war er der Anführer einer intakten Mannschaft.

Nicht, dass die Abstiegsgefahr gebannt sei, aber man kann als Blauweißer jetzt wieder Hoffnung haben, dass alles gut wird. Selbst wenn in Leverkusen nichts Zählbares mitgebracht wird. Aber möglich erscheint selbst das nach der Leistung gegen Hoffenheim. Oder ist das alles nur ein Strohfeuer? Man darf gespannt sein. Und wenn nach Magaths Genesung der schottische Assistent weiter das Training leitet und die Spieler so erfolgreich pusht, darf es statt eines grünen Tees auch gerne mal ein Scotch sein…

Acht kleine Spieltäglein

Man kann Warzen bei Kindern besprechen lassen oder sie den Betroffenen abkaufen. Das klappt wirklich! Manchmal ist bei Krankheiten auch einfaches Handauflegen ausreichend. Wenn`s hilft, ist es ja auch egal, warum! Ob Herthatrainer Magath die Spieler bespricht oder durch Handauflegen Fehlpässe und Elfmeterverursachen den Garaus macht: Egal, Hauptsache die Fehler werden gegen Hoffenheim vermieden. Dass der Neue wegen einer Corona-Infektion das alles nur virtuell machen kann, stört da schon gar nicht mehr. Vielleicht ist es sogar besser, den direkten Kontakt zu vermeiden. Letztlich spielt nicht der Trainer den Fehlpass, sondern der Spieler. Wie dem auch sei, vier Siege aus den letzten acht Spielen müssen schon her, wenn der direkte Abstieg vermieden werden soll, obwohl das bei dann 35 Punkten noch keinesfalls sicher wäre. Selbst die Unionen haben am vergangenen Wochenende mit „nur“ 38 erreichten Punkten noch nicht feiern wollen, als sie Hertha-Konkurrent Stuttgart großzügig einen Punkt schenkten. Erst bei 40 Zählern gibt es Sekt. Da sind die Eisernen ganz eisern.

Schön wäre es, wenn gegen Hoffenheim, gegen das Hertha auf dem Papier nicht die Spur einer Chance hat, mit dem Punkte holen begonnen werden würde, denn je mehr die Restsaison zusammenschmilzt, desto schwieriger wird das Unterfangen. Zwölf Pünktchen aus den letzten beiden Spielen zu holen dürfte schwer werden, zumal mit Dortmund dann am 34. Spieltag ein Gegner wartet, der momentan geringfügig über Herthas Leistungshorizont hinausragt.

Noch ist nichts verloren, aber die Zeit drängt.

Neun kleine Spieltäglein…

Das hat ja schon mal nicht geklappt, mit dem keinesfalls erwarteten, aber umso mehr erwünschten Heimsieg gegen Frankfurt. Im Gegenteil. Hertha wurde vorgeführt und auch wenn man beim Stande von 0:1 vielleicht einen Elfmeter hätte bekommen müssen und auch wenn das dritte Tor ein Geschenk des Torwarts war (Sascha-Burkhardt-Gedächtnistor) und auch…Man kann viel lamentieren, Tatsache ist, dass der Verein und die „Mannschaft“ momentan ein Bild des Jammers darstellen, wie selten in der Geschichte des Vereins seit 1963, und das will schon was heißen:

Dem Vorsitzenden Gegenbauer sind vielleicht noch die geringsten Vorwürfe zu machen, aber immerhin stellt er weder den sportlichen Leiter (Fredi Bobic) noch den Finanzvorstand (Ingo Schiller) in Frage. Gerade hinter Schiller müsste ein großes Fragezeichen stehen, ist er doch der Hauptverantwortliche für die Affäre Windhorst. Die Schönrechnerei der katastrophalen finanziellen Lage des Vereins und jegliche fehlende Transparenz, die sich hinter bunten graphischen Darstellungen verbirgt, können neben dem sportlichen auch schnell den wirtschaftlichen Ruin herbeiführen. Wenn ein Kader 90 Millionen im Jahr kostet und gleichzeitig (natürlich auch, aber nicht nur wegen Corona) 90 Millionen Jahresdefizit anfallen, stimmt offensichtlich etwas nicht. Der Deal mit Lars Windhorst, einem der windigsten Geschäftsleute der Republik, hätte niemals begonnen werden dürfen. Pakte mit dem Teufel gehen nur kurzfristig gut und bei Hertha war nicht einmal das der Fall.

Der als Retter gepriesene Fredi Bobic, der in Frankfurt durchaus Erfolge hatte und dort eine gute Mannschaft zusammenstellte, hat bisher nur Misserfolg zu verantworten. Die Entlassung von Dardai, trotz aller Lippenbekenntnisse zu Kontinuität, war ein katastrophaler Fehler. Es stimmt, dass die Saison unter Dardai nicht gut lief, es stimmt auch, dass eine spielerische Entwicklung nicht zu erkennen war, aber lag dies nicht zuerst an den vorhandenen Spielern und nicht am Trainer. Trotzdem hätte man eine Trennung von Dardai rechtfertigen können, wenn ein Trainer „auf dem Markt“ gewesen wäre, dem man nach seinen Erfolgen in der Vergangenheit Großes zutrauen könnte. Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, selbst Lucien Favre wären Namen, die den Verein hätten weiterbringen könnten. Sie standen aber natürlich nicht mal ansatzweise zur Debatte. Statt dessen einen zwar äußerst sympathischen, nicht von ungefähr aber seit drei Jahren beschäftigungslosen Trainer zu verpflichten, grenzt schon daran, russisches Roulette zu spielen.

Und schließlich die Spieler. Natürlich verlieren sie nicht absichtlich. Natürlich haben sie auch unter Korkut gute Spiele und zumindest einige recht ordentliche Halbzeiten gespielt. Aber es fehlt der Zusammenhalt, der Spirit, das System. Wie auch bei zwölf Zugängen und siebzehn Abgängen (!) ?Jeder Spieler wird im Laufe der Zeit bei Hertha schlechter. Ob Serdar, Richter, Boyata oder Jovetic: Alle bringen nur noch Teilleistungen im Vergleich zum Saisonbeginn. Man lässt einen Kämpfer wie Torunarigha in der Winterpause gehen und verpflichtet einen Lee, der absolut jegliche Bundesligatauglichkeit vermissen lässt. Und der Trainer setzt diesen Lee gegen Frankfurt in einem entscheidenden Spiel fast 60 Minuten lang ein, in denen er keinen einzigen Zweikampf gewinnt und verweist einen Belfodil, der in den letzten Wochen der mit Abstand beste Hertha-Angreifer war (was immer das objektiv heißen mag) auf der Bank. Unverständlich.

Fassen wir kurz zusammen:

Bei Hertha stimmt es in dieser Saison weder in der sportlichen und finanziellen Leitung des Vereins, noch in der Besetzung des Trainers, noch in der mentalen Verfassung der Mannschaft. Wenn man unter diesen Voraussetzungen die Klasse halten und nicht absteigen würde, müsste man nach Santiago de Compostella pilgern, eine Kerze anzünden und Gott für ein Wunder danken…

P.S.: Mönchengladbach am kommenden Sonnabend ist eine der fünf Mannschaften, gegen die man nach menschlichem Ermessen noch punkten kann. Realistisch ist das zwar nicht, aber …

Zehn kleine Spieltäglein

Das alte Kinderlied von den zehn kleinen N.lein, darf man ja heute aus nachvollziehbaren Gründen weder singen noch zitieren. Aber das Runterzählen von 10 bis null, also einen Countdown machen, ist noch erlaubt und aus Hertha-Sicht notwendig, wenn man die Restsaison nicht nur „von Spiel zu Spiel“ angehen, sondern, zumindest grob, planen will. Zehn Spiele gilt es also noch zu bestreiten, bis…, ja was eigentlich? Bis zum direkten Abstieg? Bis zur Relegation? Oder bis zur Rettung, von der ja eigentlich jeder Herthaner im Stillen ausgeht?

Wer sind denn die Gegner? Im unteren Tabellendrittel, also von den Kräfteverhältnissen scheinbar schlagbar, wären Mönchengladbach, Augsburg, Stuttgart und Bielefeld. Man muss kein Prophet sein oder auch nur ein klein wenig Ahnung vom Fußball haben, um sicher sagen zu können, dass Hertha nicht alle dieser vier Spiele gewinnen wird. Aus dem mittleren Tabellendrittel (Platz 7 bis 12) stammen Union, Frankfurt und Mainz. Nicht einfach, aber auch ein blindes Huhn findet ja manchmal einen Punkt. Und das wird auch nötig sein! Ganz oben stehen Leverkusen, Hoffenheim und Dortmund. In Leverkusen hat Hertha schon manchmal zählbares erobert und Dortmund in der Hinrunde sogar geschlagen. Von Hoffenheim wollen wir lieber schweigen.

Tatsache ist, dass Hertha vor dem letzten Spieltag, wenn es in Dortmund gilt, bereits vier Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz haben sollte, da mit einer Niederlage dort bei dem schlechten Torverhältnis und einem Sieg von…vielleicht Augsburg der 16. Platz sicher wäre.

Man kann zusammenfassen: Wenn Hertha höchstens drei Punkte weniger als Stuttgart holt (und höchstens acht weniger als Fürth) steigen sie nicht direkt ab. Im Vergleich mit Augsburg muss man schon ein Punkt besser sein, im Vergleich mit Bielefeld gar drei. Alles nicht unmöglich, aber es ist wie bei obengenanntem Lied: Mit jedem Spieltag kommt das Grauen einen Schritt näher…wenn man nicht gewinnt. Wie wäre es denn da zur Abwechslung mal mit einem Sieg gegen Frankfurt?

Aufgabe nicht lösbar

Es gibt ja manchmal in Mathe-Abiturprüfungen Aufgaben, bei denen die gesamte Expertenschar geschludert und nicht erkannt hat, dass die Aufgabenstellung falsch und insofern eine Lösung der Aufgabe unmöglich war.

Beim Spiel Freiburg gegen Hertha hat zwar niemand geschludert, außer vielleicht der eine oder andere Spieler, der die Coronabeschränkungen nicht allzu penibel eingehalten hat, wie dazumal unser Freund Salomon Kalou. Aber das ist nicht sicher, das Virus macht ja was es will. Unmöglich ist ein Punkt in Freiburg zwar nicht (von drei Punkten will man nicht reden, um nicht als größenwahnsinnig bezeichnet zu werden), aber Tatsache ist, dass Hertha heute keinen Bundesligatorwart zur Verfügung hat, da Schwolow infiziert ist, Jarstein wohl nicht mehr Leistungssport betreiben wird (wobei man, wenn man zynisch wäre, behaupten könnte, dass das ja die gesunde Mannschaft auch nicht kann) und die anderen Keeper im Kader Oliver Christensen und Nils Körber sich nach Corona oder Verletzungen im Aufbautraining befinden. Wenn Körber nicht spielen kann, stehen noch die U23-Keeper Leon Cuk, Nikolai Kemlein, Marcel Lotka und Florian Palmowski zur Verfügung. Quantität ist also eine ganze Menge da, ob genügend Qualität dabei ist, um einen Petersen in Schach zu halten wird man sehen. Vielleicht kommt ja einer der Nachwuchsleute groß raus, wie der 20-jährige Volkmar Groß anno 1968, als er im ersten Aufstiegsspiel bei Rot-Weiß-Essen deren Stürmer zur Verzweiflung brachte und mit einem 2:2 den Grundstein zum folgenden Aufstieg, zum Klassenerhalt 1969, zu zwei dritten Plätzen 1970 und 1971 legte, dann aber leider mit dem Skandalspiel gegen Bielefeld die geplante Meisterschaft 1972 vergeigte…

Irgendjemand wird sicher im Tor stehen und da Stuttgart wieder verloren hat und Fürth noch weit hinten liegt, wird Hertha auch zehn Spieltage vor Schluss nicht auf einem direkten Abstiegsplatz liegen. Aber irgendwann wird auch Stuttgart wieder punkten, weshalb auch Hertha noch ein paar Mal zählbares nach Hause bringen muss. Gegen Leipzig hätte es ja fast geklappt, wenn der Schiedsrichter beim Stande von 1:1 abgepfiffen und nicht noch 25 Minuten Nachspielzeit drangehängt hätte. Da kann man schon mal noch fünf Tore kassieren. Das Torverhältnis darf am Ende also keine Rolle spielen.

Vier Siege sind aus den letzten 11 Spielen Pflicht und ob 35 Punkte dann reichen werden, ist noch längst nicht sicher. Die Zeichen stehen auf Relegation und wir wissen aus den Spielen gegen Düsseldorf von vor zehn Jahren noch genau, dass das keineswegs Herthas Stärke ist. Also am besten wäre es, heute schon mal mit dem Siegen anzufangen. Allein mir fehlt der Glaube…

Erster Heimpunkt gegen Leipzig?

Gegen die „Messestädter“, wie man die Leipziger vor 33 Jahren noch genannt hätte, hat Hertha eine absolut makellose Heimbilanz: Fünf Spiele – fünf Siege…allerdings für Leipzig. Und das bei einem Gesamttorverhältnis von 5:20. Im Durchschnitt ein glattes 1:4. So ungefähr in dieser Größenordnung dürfte es sich auch heute wieder abspielen, wenn RB im Olympiastadion antritt, um seine gute Form unter Beweis zu stellen. Bei der derzeitigen Verfassung von Hertha BSC weist nichts darauf hin, dass es diesmal anders sein könnte. Außer, dass es vielleicht angesichts katastrophaler Abwehr“leistungen“ auch durchaus ein über dem Durchschnitt liegendes Resultat geben könnte. Andererseits heißt es ja: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“ Warum sollte es nicht, wie am letzten Spieltag der Hinrunde, als Hertha überraschend die Dortmunder Borussia mit 3:2 niederkämpfte, möglich sein, ein Unentschieden oder gar einen Sieg zu erringen? Gerade, weil niemand daran glaubt.

Und niemand soll etwas von RB als Kunstprodukt mit unendlich viel Geld von Herrn Mateschitz schwätzen. Kunstprodukt ja, aber viel Geld zum Verbrennen hatten auch andere: Der HSV und Schalke 04 können ein Lied davon singen, was man mit hunderten von Millionen alles nicht machen kann. Und Hertha ist ja ebenfalls in die Liga der großen Geldverbrenner aufgestiegen. Geld allein genügt eben nicht, man muss auch wissen, was man damit machen muss. Und bei RB, aller Kritik zum Trotz, hat man die Millionen gut angelegt und ein Spitzenteam daraus gezaubert. Hertha ist das nicht gelungen, und man steht schlechter da, als man noch eine arme graue Maus war, die zehn Jahre lang dem unseriösen Finanzierungsgebaren eines Dieter Hoeness nacharbeiten musste.

Da das Geld aber nun weg ist, wie das Wasser aus dem Topf, der ein Loch hat, sollten sich Herthas Verantwortliche vielleicht an den Vereinen orientieren, die es seit Jahren besser machen und mit geringeren Mitteln durchaus erfolgreich sind: Freiburg an erster Stelle, aber auch Mainz und, ja, auch wenn es dem einen oder anderen Herthaner schwer fällt, das anzuerkennen, auch Union. Meister werden diese drei sicher nicht, aber der HSV, Schalke und Hertha ja auch nicht!

Der Abstiegskampf ist eingeläutet und Hertha hat einige Erfahrung damit. Seit Jahren war es immer relativ eng gegen Ende der Saison, erst in den letzten beiden Jahren unter Dardai, dann unter Covic/Klinsmann/Nouri/Labbadia, wieder unter Labbadia/Dardai und nun mit Dardai/Korkut als Trainer. Dass Dardai den Abstiegskampf beherrscht, hat er zur Genüge bewiesen, Korkut noch nicht…

Konstanz nach Bobic-Art

Neulich sagte Fredi Bobic in einem Interview die Wahrheit: Zecke Neuendorfs Wunsch, einmal eine Hertha-Mannschaft zu sehen, in der nur Berliner spielten, sei unrealistisch im modernen Profifußball. Nun ja, fast, denn in dem Team, das 1999/2000 in der Champions-League spielte und dort Chelsea und Milan schlug, kam man annähernd an Zeckes Ideal heran: Fiedler, Beinlich, Rehmer, Hartmann, Zecke, Andi Schmidt, Thom aus Berlin, dazu die aus der „Umgebung“ (DDR) stammenden Herzog, Tretschok, Veit und Wosz ergeben schon eine regional verankerte Mannschaft, und eine gute noch dazu. Aber auch das ist zwanzig Jahre her und wahrscheinlich nicht zu wiederholen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie leichtfertig manchmal eigene Talente abgegeben werden, um sie durch teurere, auswärtige Spieler zu ersetzen, die noch dazu oftmals nicht unerhebliche Eingewöhnungsschwierigkeiten haben.

Zugegeben: Der Sprung von der Jugend in den Erwachsenenbereich muss schwer sein und noch niemand konnte so richtig erklären, warum es bei höchst talentierten Junioren mit 18 oder 19 Jahren einen Bruch in der Entwicklung gibt:

Vor acht Jahren schrieb ich in einem Blog über Herthas Nachwuchsarbeit über den Gewinn der Fritz-Walter-Medaille in Silber von Damir Bektic. Eine Ehrung, die zuvor auch die Herren Jerome Boateng, Manuel Neuer, Toni Kroos und einige andere nicht unbekannte Spieler erhielten. Und wo spielt Herr Bektic mit Mitte Zwanzig jetzt? Wenn er Bundesliga-Profi geworden wäre, wüsste man es. Also in der 2. oder 3. Liga? Weit gefehlt. Er kickt in der Regionalliga bei Tasmania! Sicher muss man als Regionalligaspieler überdurchschnittlich viel können, wenn man die eineinhalb Millionen aktive Fußballer betrachtet. Aber der ganz große Wurf sieht anders aus.

Wenn es also nicht gelingt, jedes Jahr wenigstens EINEN Spieler aus einer der besten Jugendabteilungen Deutschlands ins Profiteam zu holen (was bei Hertha schon ansatzweise verwirklicht wird (siehe Mittelstädt, Torunarigha, Dardai und zuletzt Gechter) mussen also Transfers realisiert werden. Und wie es bei Schiller so schön heißt: „Mit weiser Hand, zur rechten Zeit“. Aber da geht es ja nur ums Glockengießen! Und bei Hertha hat man seit vielen Jahren (Ausnahmen bestätigen die Regel) keine weise Hand und der Zeitpunkt ist oft alles andere als richtig.

Wie wäre es sonst möglich, dass die sportliche Leitung einerseits „Kontinuität“ bzw. „Konstanz“ predigt, und das Gegenteil macht? Oder ist es Kontinuität, wenn in zwei Transferperioden (Sommer 21 und Winter 22) 18 (achtzehn!) Spieler abgegeben und 13 (dreizehn!) verpflichtet werden ?

Abgänge: Cunha, Cordoba, Netz, Jastrzembski, Leckie (Verkäufe), Torunarigha, Maier, Lukebakio, Piatek, Dilrosun, Alderete, Zeefuik, Löwen, Redan, Ngankam (Leihen), Khedira (Karriereende), Guendouzi, Radonjic (Leihe beendet).

Zugänge: Serdar, Richter, Maolida, Ekkelenkamp, Christensen, Belfodil, Jovetic, Selke, Björkan, Kempf, Lee, Nsoma und Michelbrink (eigene Jugend!).

Entweder weiß Bobic nicht, was er tut oder er hat einen genialen Spürsinn (was man bis zum Spieltag 20 noch nicht erkennen konnte) oder er ist wirtschaftlich gezwungen so zu handeln, da Herthas alter Kader 90 Millionen im Jahr kostete (und im Geschäftsjahr 2021 ca. 90 Millionen Defizit bei knapp 200 Millionen Umsatz auflief). Denn dass eine Mannschaft nicht besser wird, wenn sie Spieler im „Wert“ (erinnert zwar an Klinsmanns „Mehrwert“, ist aber in Tabellen so aufgelistet) von 138 Millionen € abgibt und für 56 Millionen € verpflichtet, ist eigentlich sonnenklar. Trotz aller wirtschaftlichen Zwänge, ein System kann man bei Bobics Transferaktivitäten bisher nicht erkennen. Aber wenn der Abstieg vermieden wird, wird spätestens in der nächsten Saison alles viel besser…

Endlich Winterpause

Nach dem Spiel gegen Bayern München, das eine selten gesehene Leistungsdifferenz zwischen beiden Mannschaften offenbarte (immerhin hatte Hertha zwischen Februar 2017 und September 2018 vier Spiele hintereinander gegen Bayern nicht verloren und war danach viermal nur mit einem Tor Differenz teilweise äußerst unglücklich unterlegen), kann sich die Mannschaft in einer Mini-Winterpause von 12 Tagen mental ausruhen sowie körperlich und taktisch auf den Abstiegskampf vorbereiten. Dass gegen Bochum und Fürth in den beiden nächsten Spielen Siege benötigt werden, mindestens jedoch vier Punkte, müsste eigentlich jeder nachvollziehen können. Selbst die Spieler, die das ja auf dem Rasen umzusetzen haben, was ihnen der Trainer so beizubringen versucht. Und der Trainer müsste auch verstehen, dass es nicht reicht, in der Pressekonferenz ein aktives, dominantes Spiel anzukündigen, sondern dass die Auf- und Einstellung der Mannschaft dem entsprechen müssen. Ein Stürmer, wie gegen Union, reicht da nicht.

Die Hoffnung vieler Herthaner ruht auf der Rückkehr von Jovetic, einem Unterschiedsspieler, wie man neuerdings zu sagen pflegt. Ob es noch Neuverpflichtungen gibt? Egal, der Kader ist breit genug aufgestellt, und der Weggang von Zeefuik stellt schon mal eine nicht unbeträchtliche Verstärkung des Kaders dar.

Die ersten Minuten, die der neue Linksverteidiger Björkan gegen München spielte, stimmten zuversichtlich, lief er doch sogar den Bayern-Spielern ein paar Mal weg. Man kann nur hoffen, dass er nicht den gleichen traurigen Weg so vieler Hertha-Neuverpflichtungen geht, die stark beginnen und dann kontinuierlich abbauen, also jeden Tag ein Stückchen schlechter werden, das Gegenteil des Anspruchs vieler Trainer. Ein gewisser Lucien Favre war übrigens vor mittlerweile 13 Jahren der letzte Übungsleiter bei Hertha, der wirklich viele Spieler besser machen konnte. Danach kamen und gingen Funkel, Babbel, Skibbe, Rehhagel, Luhukay, Dardai, Covic, Klinsmann, Nouri, Labbadia, wieder Dardai und jetzt Korkut. Es war nicht alles schlecht, was in dieser Zeit geschah: Nach unglücklichen Abstiegen folgte zweimal der sofortige Wiederaufstieg, was nicht so selbstverständlich ist, wie viele meinen. Frag nach beim HSV. Zweimal erreichte Dardai Plätze für die internationalen Wettbewerbe, und zwar ohne Geld für Neuverpflichtungen ausgeben zu können.

Der zweite Neue ist Marc Oliver Kempf, 27 Jahre alt, der in der vorigen Saison 32 Spiele für den VfB Stuttgart absolvierte und sogar zwei Tore schoss. Er war auch schon bei Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg unter Vertrag, was nicht gegen ihn spricht. Ob er allerdings so herausragend spielt, dass er der Mannschaft „helfen kann“, was in letzter Zeit der größte Wunsch aller Profis ist (vom Millionen verdienen ist nie die Rede), werden die nächsten Spiele zeigen. Immerhin ist er mit Sicherheit ein solider Bundesligaspieler, aber davon haben wir eigentlich ca. 25…