Archiv der Kategorie: Hertha

Man sollte nur Statistiken glauben, die man selber nicht gefälscht hat…

Die Amerikaner sind total statistikvernarrt. Ob Baseball oder Football, die Anzahl der ausgespuckten Kaugummis pro Inning oder der Schnürsenkelverbrauch der Quaterbacks pro Saison: alles wird statistisch aufbereitet. Dieser Trend ist seit einiger Zeit auch in unserer vergleichsweise biederen Fußball-Bundesliga zu beobachten: Anzahl der Kopfbälle aus dem eigenen Strafraum in den ersten zehn Spielminuten, am häufigsten links oben verschossene Elfmeter und was nicht alles von Firmen, die damit tatsächlich Geld zu verdienen scheinen, an unnützem Zahlenbeiwerk aufbereitet wird.
Aber Statistik ist natürlich nicht nur unsinnig. Wenn in der Bundesliga nach der Hinrunde die Vereine durchschnittlich 1,41 Tore pro Spiel kassiert haben, Hertha aber 2,06 Tore/Spiel, dann weiß man (was man aber auch ohne diese Werte wüsste), dass es in der Abwehr der Berliner nicht stimmt. Nebenbei: Bayern Münchens Fußballern wurden 0,24 Tore pro Spiel eingeschenkt, aber das wäre ein anderes Thema.
Die Abwehr von Hertha ist instabil, weil kein Spieler die ganze Saison über in der Abwehrformation stand. Wenn man nur 10 Mal (Lustenberger) , 9 Mal (Pekarik rechts, Heitinga, Brooks und Schulz), 8 Mal (Ndjeng rechts), 6 Mal (Hegeler), 4 Mal (Pekarik links) oder 3 Mal (van den Bergh) spielt, kann eine Abwehr nicht eingespielt sein. Gründe für den häufigen Wechsel sind Verletzungen, Sperren, Formschwankungen oder Versuche des Trainers, etwas auszuprobieren.
Aufschlussreich im Hinblick auf die Rückrunde wird die Sache erst, wenn man untersucht, wie viele Punkte geholt, bzw. umgekehrt, wie viele Tore kassiert wurden, wenn ein Spieler eine bestimmte Position besetzt hatte. Den besten Wert hat Nico Schulz als linker Verteidiger: Durchschnittlich bekam Hertha nur 1,56 Tore pro Spiel (und holte 1,66 Punkte), wenn Schulz auf dieser Position spielte. Überraschenderweise folgt der vielgescholtene Heitinga mit 1,78 Toren/Spiel und 1,11 Punkten/Spiel, dann Pekarik als rechter Verteidiger (1,89 Tore/Spiel, 1,33 Punkte/Spiel, während er links verschenkt ist, wie die Zahlen 2,25 Tore/Spiel und 0,75 Punkte/Spiel beweisen). Schlechtere Werte als der Durchschnitt haben Ndjeng rechts hinten (2,25 Tore/Spiel und 0,75 Punkte/Spiel), Hegeler (2,33 Tore/Spiel aber immerhin 1,16 Punkte/Spiel) und Brooks (2,56 Tore/Spiel und 0,88 Punkte/Spiel). Bei den letztgenannten verfälschen natürlich die beiden letzten Spiele mit 9 kassierten Toren die Bilanz, aber man kann auch wegen des schlechteren Torverhältnisses absteigen, wie Hertha 1980 leidvoll erfahren musste. Aus der Wertung sei hier van den Bergh links hinten, der nur dreimal spielte und mit 3,33 Toren/Spiel und 0 Punkten die schlechteste Bilanz hat.
Da die beste Abwehr ohne Sechser hilflos ist, seien noch die beiden hauptsächlich agierenden Duos bewertet: Hosogai/Niemeyer: bei 5 Einsätzen gab es 3,6 Tore/Spiel und 0,4 Punkte/Spiel. Im Vergleich dazu Hosogai/Skjelbred: bei 7 Einsätzen wurden 1,14 Tore/Spiel und 1,71 Punkte/Spiel erreicht. Eindeutiger geht es nicht.
Fazit: Wenn Pekarik gesund ist, darf er keinesfalls auf die linke Seite gestellt werden. Ndjeng sollte auf keinen Fall rechter Verteidiger spielen. Skjelbred ist der wichtigste Mann im Team und in defensiver Position wertvoller als hinter den Spitzen. Schulz, der seine bisher beste Saison spielt, könnte ein Mann für Löw werden, wenn er sich weiter entwickelt. In der Innenverteidigung sollte man Kontinuität anstreben, am besten mit Lustenberger/Heitinga, bzw., wenn er wieder fit ist Langkamp.
So einfach ist das…

Positiv denken! Was ist gut am 0:5?

Na gut, ich bin bereit, die Schuld für das desaströse 0:5 gegen Hoffenheim auf meine schwachen Schultern zu laden, denn schon nach dem Türeschließen auf dem Weg ins Olympiastadion merkte ich, dass ich vergessen hatte sie anzuziehen: Die Socken mit der aufgestickten „Fahne pur“, die gegen Dortmund noch den Sieg gebracht hatten. Natürlich könnten oberschlaue Dummschwätzer jetzt sagen: „Woher sollten denn die Spieler wissen, dass du…?“, was aber nur deren völlige Ahnungslosigkeit den Fußball im Allgemeinen und dessen Rituale im Besonderen betreffend beweisen würde.
Ich könnte allerdings auch behaupten, dass ich die Siegsocken mit Absicht vergessen hätte, denn entsprechend Klopps Taktik, absichtlich Fehlpässe zu spielen, weil die Mannschaft dann ihr großartiges Gegenpressing ausspielen kann, was ihr immerhin Rang 17 eingebracht hat, finde ich es gut, dass die Mannschaft von Hertha BSC sich vor der Winterpause nicht zu sicher fühlt. Was wäre bei einem Sieg passiert? Der scheinbar beruhigende Rang 10, ganz knapp unter dem Saisonziel „einstelliger Tabellenplatz“ mit soliden 21 „Punten“, wie Herr Luhukay zu sagen pflegt, stünde zu Buche. Dass es nur vier Punkte mehr als die Abstiegsränge wären, würde allenthalben verdrängt werden, die mallorcinische Wintersonne samt angemessenen Quanten Sangria, bzw. schwarze Bohnen mit Bier (Ronny) würden im seligen Taumel des Erreichten genossen werden. Dasselbe Procedere werden die Spieler zwar jetzt auch durchziehen, aber wenigstens mit schlechtem Gewissen und Micha Preetz wird vielleicht darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, jedes Jahr acht bis zehn neue Spieler zu verpflichten… Also: Jetzt mit dem Abstiegsgespenst im Rücken feiern und ab Februar 24 „Punte in die Rückrunde“ holen! Aber nur mit einer stabileren Abwehr, in der Langkamp und Lustenberger an die vorige Hinrunde anknüpfen können!

Hertha und Bayern München

Von allen Hertha-Kneipen, in denen man auf preiswerte und bequeme Art die Auswärtsspiele live verfolgen kann, ist der „Feuchte Graf“ in der Reinickendorfer Graf-Haeseler-Straße sicher die mit Abstand bizarrste. Das Schultheiß-0,4-Liter Pils zu 2,20 € wird in traumhaft geschmacklosen Kugeln ausgeschenkt und alle Anwesenden sind fachkompetente Experten. Insofern wissen sie auch die vielen Schuldigen an Herthas verschenktem Sieg nach 3:0- und 4:2-Führung in Frankfurt zu benennen. Zuerst natürlich der Schiedsrichter, der ist ja immer Schuld (obwohl er vor dem 1:0 einen Freistoß für Hertha pfiff, bei dem nur er ein Foul gesehen hat und obwohl er Frankfurt einen Hand-Elfmeter verweigerte). Herr Winkmann, die Flasche! Dann natürlich der Sky-Kommentator, der wohl eingetragenes Mitglied bei Eintracht Frankfurt ist. Aber alle Sky-Sprecher, die Flaschen, sind ja immer gegen Hertha, insofern nichts Besonderes. Aber man muss es ja mal sagen dürfen. Außerdem der Luhukay! Wie der ausgewechselt hat! Bringt beim Stande von 4:2 für Hertha zehn Minuten vor Schluss einen Abwehrspieler für einen Stürmer. Das muss ja schief gehen! Keine Ahnung, die Flasche! Und auch die Spieler: Fangen sich vier Tore! In Frankfurt! Die Flaschen!
Diese kompetenten Anmerkungen werden stets und ständig wiederholt, bis sie auch der letzte Ahnungslose kapiert hat. Die Stimmlage der Experten, zwischen arabischen Trauerweibern, die den Tod des geliebten Schwiegersohns beklagen und Bauarbeitern, die ihre fünfzig Roth Händle am Tag konsumieren, muss man sich dazu denken. Ein Erlebnis, auch wenn das Spiel mal ausnahmsweise nicht so spektakulär wie beim 4:4 verlaufen sollte.
Was das alles mit Bayern München zu tun hat? Am 26. Mai 1999 kassierten die Bayern auch mal zwei Tore innerhalb einer Minute. Hertha hat trotz dieses Kunststücks aber im Gegensatz zu den geliebten Bayern wenigstens Unentschieden gespielt…

Herthas Torjubel und die Mentalität derMannschaft

Sonderbare Szene: Herthas Julian Schieber schließt in Mönchengladbach einen wunderbaren Angriff zum optimalen Zeitpunkt mit herrlichem Kopfball zum 1:1 ab und was passiert?… Nichts! Wo man überschäumenden Torjubel erwartet, einen Sprint des Torschützen zur Eckfahne, Grimassen und Wappenküssen in die Kamera, Tänzchen mit den Kumpels oder konservativ Hochreißen der Arme, Sprung mit Luftfaustschlag, Beckersäge und einen Berg von Spielern, die den Torschützen unter sich begraben- nichts von alledem. Statt dessen hockt Schieber im Fünfmeterraum, sieht gelangweilt zum Linienrichter, rappelt sich auf, ballt kurz die Faust, wie Klopp nach einer gewonnenen Platzwahl, holt sich die müden Gratulationen dreier Mitspieler ab, die in etwa so emotional ausfallen, wie das Beglückwünschen der Schwiegermutter zum 37. Hochzeitstag. Da stimmt was nicht! Selten wurde so deutlich wie in dieser Situation, dass es im Mannschaftsgefüge von Hertha offensichtlich Probleme gibt. Das gerade von Jos Luhukay („Mentalität schlägt Qualität“) vielbeschworene Gemeinschaftsgefühl ist wohl völlig aus den Fugen geraten. Eigentlich auch kein Wunder, wenn man wieder den Fehler gemacht hat, statt auf Kontinuität und Weiterentwicklung vorhandener Spieler zu setzen, zehn neue aus dem erstmals zur Verfügung stehenden KKR-Füllhorn zu verpflichten. Jos Luhukay müsste wissen, woran er zu arbeiten hat. Er sagte beim Sonntagstraining den Spielern, dass die Dortmunder über viel höhere Qualität im Kader verfügen als Hertha. Wenn man also einen oder drei Punkte in Berlin behalten will, muss die Mentalität der Truppe schleunigst wieder in Ordnung gebracht werden. Ein „Mentaltrainer“, sprich Psychologe, ist eher nötig als jemand, der die richtige Taktik vermitteln kann…

Dortmunds nicht unlogischer Absturz

Alle Welt rätselt, warum Dortmund nach dem 13. Spieltag Letzter der Fußball-Bundesliga ist. Auch der Tagesspiegel beschreibt am Dienstag, dem 2.12., das Unvorstellbare, ohne aber nach den Ursachen zu forschen. Die naheliegende Erklärung habe ich aber noch von niemandem gehört oder gelesen.
Wenn man in seinem Berufsleben jahrelang unter Strom steht, klappt (fast) jeder Mensch früher oder später zusammen. Früher nannte man das „Managerkrankheit“, heute bezeichnet man so was als „burn out“. Dass die Borussen nach vier Jahren Extremfußball, der alle Experten und restlichen Fußballfreunde (außer die Bayern) begeisterte und der zwei Mal die Meisterschaft und zwei Mal den zweiten Platz einbrachte, irgendwann mental und körperlich am Ende sein würden, muss eigentlich keinen überraschen. Auch die überdurchschnittliche Verletzungshäufigkeit kann in der Extrembelastung ihre Ursache haben, denn wenn nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt, gilt dies sicher auch umgekehrt und die geistigen Reserven der Dortmunder sind nach Jahren Kloppscher Dauer(b)rennerei schlichtweg aufgezehrt.
Dass sich immer noch niemand vorstellen kann, dass die Borussia wirklich absteigt, ist in diesem Zusammenhang bedenklich. Auch der Nürnberger Meisterkader von 1968 oder der Hertha-Fastmeisterkader von 2010 (nur zwei von vielen Beispielen) waren „eigentlich“ zu stark um abzusteigen. Wenn zu den WM-Nachwehen, den vielen Verletzungen, dem Pech und der mangelnden Chancenverwertung auch noch die Verunsicherung kommt, die ein Tabellenletzter zwangsläufig hat, kann es eine Abwärtsspirale geben, die geradewegs in die zweite Liga führt…

Kann Hertha gegen Bayern gewinnen?

Natürlich nicht, wird einem jeder Mensch, der seine Sinne halbwegs beisammen hat, antworten, wenn er einem angesichts der absurden Frage überhaupt antwortet. Wir müssen keine Statistik bemühen, um zu wissen, dass Hertha seit 1968 nur sehr wenige Spiele gegen Bayern gewonnen hat, auch zuhause ist die Bilanz eindeutig negativ; in den letzten drei Partien gab`s zuhause zwölf Tore eingeschenkt. Abgesehen vom Fast-Meister-Jahr 2009 muss man schon fünfzehn Jahre zurückdenken, wenn man sich an Zeiten erinnern will, in denen die Frage nach dem Sieger wenigstens gestellt werden durfte. Als Michael Preetz Ende der Neunzigerjahre noch stürmte, gab es durchaus mal einen Sieg gegen die Roten. Aber das war im vergangenen Jahrtausend! Jetzt ist Bayern auf jeder Position besser besetzt und das bedeutet in der Regel, dass man ein Spiel gewinnt. Wenn’s nicht die Bayern wären, würde ich jetzt auf der Formulierung „in der Regel“ rumhacken, die ja auch eine Ausnahme von dieser beinhaltet, siehe Pokal. Aber nix da, es sind halt die Bayern. Der Umsatz ist fünf Mal so hoch wie bei Hertha, auch der Trainer verdient wahrscheinlich fünfmal so viel wie Herthas Trainer, wenn das überhaupt reicht. Aber Geld ist ja nicht alles, klammern wir uns an einen der letzten Strohhalme. Und Herr Luhukay ist ein guter Trainer, mit dem würden die Bayern sicher auch Meister werden, wahrscheinlich sogar ohne Trainer oder mit Peter Neururer. Herr Luhukay spricht besser deutsch als Pep Gardiola, aber da die Hälfte jeder Mannschaft kaum oder nur schlecht deutsch spricht, ist auch dieser kleine Vorteil vom Winde verweht, ehe wir ihn weiter ausführen können. Also: Kann Hertha nun gegen Bayern gewinnen? Natürlich nicht, aber… Sepp Herberger sagte, die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen (die Wettmafia-Problematik klammern wir hier mal aus), wie ein Spiel ausgeht. Können denn 76.000 Zuschauer, die am Sonnabend ins Olympiastadion gegen werden, so masochistisch veranlagt sein, ins Stadion zu gehen, obwohl sie den Sieger schon kennen? Vielleicht gibt’s ja doch ein Wunder. Oder ist Herr Stark Schiedsrichter?

Der 1. FC Köln – ein Karnevalsverein?

Die Mainzer kokettierten nach ihrem Aufstieg, wenn sie mal wieder einen etablierten Bundesligisten an die Wand gespielt hatten, damit, dass sie „nur ein Karnevalsverein“ seien. Das muss die Kölner vom 1.FC, und vor allem die Zuschauer, natürlich tierisch ärgern, haben die Kölner doch in ihrer unverbesserlichen Mischung aus Frohsinn und nicht immer zu verbergender rheinländischer Arroganz eigentlich qua Geburt das Recht auf alle zu vergebenden Ehrentitel. Und dass der Begriff „Karneval“, je weiter die Kölner in den Osten der Republik vordringen, dabei immer noch virtuell Mauer und Stacheldraht heldenmütig überwindend, eher einen geringschätzenden Beigeschmack hat, interessiert sie als Nabel der Welt überhaupt nicht die Bohne.
Statistisch relevant soll die Karnevalszeit, die Leistungen bzw. die Ergebnisse des 1. FC betreffend, angeblich nicht sein. Fragt sich nur, wer dort seine eigene Statistik so gefälscht hat, dass er vielleicht sogar selber daran glaubt. Obwohl ja nicht mehr wie früher zu Zeiten von Hänschen Schäfer, Wolfgang Overath und Hennes Löhr überwiegend Kölsche Jungs beim 1. FC spielen, werden auch all die Japaner, Ex-Jugoslawen, Polen und Nigerianer nicht umhin kommen, in der Zeit zwischen November und Februar das eine oder andere Gläschen Kölsch mehr zu trinken, als einem gepflegten Kurzpassspiel am darauffolgenden Tag gut tut!
Praktisch für die Hertha aus der karnevalsfreien Zone, dass sie der erste Gast in Müngersdorf seit Ausrufung der fünften Jahreszeit sind. Ein Sieg scheint trotz großer Krise (zwei Bundesligaspiele in „Serie“ verloren!!) nicht ausgeschlossen zu sein. Wenn Hertha in Köln tatsächlich gewinnt, gehe ich in die „Ständige Vertretung“ und trinke einen Abend nur Kölsch…

Wie sinnvoll ist ein Trainerwechsel bei Hertha BSC?

Jetzt kommen die Neunmalklugen, die es schon immer gewusst haben (obwohl sie vor einem halben Jahr noch jubelten und schleimten) aus ihren Erdhöhlen hervorgekrochen: Jos Luhukay erreicht die Mannschaft nicht mehr, da stimmt ja gar nichts und so weiter. Man hat ja auch schon zwei (!) Mal und das auch noch in Serie, verloren. Patentrezept? Trainerwechsel!
Um die Sinnhaftigkeit solchen, in der Bundesliga und auch weltweit, gern angewandten Tuns zu untersuchen, wenden wir uns kurz der Geschichte von Hertha BSC zu.
Die Mannschaft ist seit Bundesligastart 1963 insgesamt sechs Mal abgestiegen und zwar fünfmal aus Liga 1 in Liga zwei (nicht sechsmal, wie in solchen Rankings gerne behauptet wird, da man 1965 ja nicht abgestiegen ist, sondern zwangsweise in die zweitklassige Regionalliga zurückversetzt wurde) und einmal von Liga zwei in die drittklassige Amateuroberliga Berlin.
Erster Abstieg 1980: In der Winterpause löst Fiffi Kronsbein den amtsmüden Kuno Klötzer ab. Trotz großer Rückrunde steigt Hertha punktgleich mit Uerdingen wegen des um zwei Tore schlechteren Torverhältnisses (3 Tore beim Heim-0:6 gegen Hamburg in den letzten 5 Minuten!!) ab.
Zweiter Abstieg 1983: Trainer und Holst-Freund Georg Gawliczek bleibt und Hertha wird 18.
Dritter Abstieg 1986: Uwe Kliemann wird von Rudi Gutendorf abgelöst und dieser für die letzten vier Spieltage(!) von Wundermann Sundermann, aber auch der kann den Abstieg aus der zweiten Liga nicht verhindern.
Vierter Abstieg 1991: In der Rekord-Saison versuchen vergeblich vier Trainer, den erneuten sofortigen Abstieg zu verhindern: Werner Fuchs, Pal Csernai, Peter Neururer, als trauriger Tiefpunkt der Hertha-Trainer-Geschichte und Karsten Heine.
Fünfter Abstieg 2010: Auf Lucien Favre folgt Wolfgang Funkel. Trotz großer Aufholjagd in der Rückrunde steigt Hertha ab.
Sechster Abstieg 2012: Nach Babbels unrühmlichem Abschied versuchen Michael Skibbe und Otto Rehhagel (als Strohmann für Ante Covic und René Tretschok) Hertha auf Erfolgskurs zu bringen. Fast geschafft, aber ohne Elfmeterpunkt kann Hertha im Skandalspiel von Düsseldorf das Eigentor von Ramos aus dem Hinspiel der Relegation nicht ausgleichen.

Zusammenfassung: Fünf Mal hat Hertha den Trainer gewechselt, trotzdem ist die Mannschaft stets abgestiegen. Einmal hat man`s ohne Wechsel versucht, auch ohne Erfolg. Nur ein einziges Mal in über fünfzig Jahren hat ein neuer Trainer einen Abstieg verhindern können: 2004 schaffte Hans Meyer das Unmögliche, als er dem glücklosen Huub Stevens folgte. Aber auch das nur, weil Francis Kiyoyo von 1860 München kurz vor Schluss einen Elfmeter neben das Tor setzte.
Fazit: Luhukay muss natürlich Trainer bleiben. Und selbst wenn Hertha absteigen sollte, was aus momentaner Sicht unwahrscheinlich ist, spart man wenigstens ein paar Millionen Gehalt für den „freigestellten“ Trainer…

Falko Götz und die Laufleistung der BVG

Direkt nach dem Ende der unsäglichen Partie von Hertha gegen Hannover, bot der Stadionsprecher noch Restkartenkontingente für das Spiel gegen Borussia Dortmund an. Das war in etwa so geschickt, als wenn man einem verkatert Aufwachenden eine Flasche Korn unter die Nase hält. Nun gut, vielleicht war Hertha ja so elend schwach, weil der Gegner so gut war, wie Tayfun Korkut in der Pressekonferenz schwärmte. Tatsache ist, dass es die zweite Niederlage in Folge war, was ja selbst in den besten Dortmunder Familien vorkommt (gegen Bielefeld spielte man ja unentschieden!). Geradezu irrwitzig war aber die Reaktion einiger Fans, die auf dem Weg zur U-Bahn, noch naiv darauf hoffend ohne Schaden an Leib und Seele von dieser vom Stadion wegtransportiert zu werden, allen Ernstes über den Nachfolger von Jos Luhukay spekulierten. Als in diesem Zusammenhang der Name Falko Götz, einstmals nicht unerfolgreicher Trainer von Hertha, fiel, ahnte ich, dass sich Unheil über den Nachhausefahrenden zusammenbraut. Denn wenn man von offensichtlich Geisteskranken, und nur um solche kann es sich bei Trainer-Nachfolge-Diskutierern handeln, besonders wenn sie in diesem Zusammenhang an Herrn Götz denken, umgeben ist, sind schlimme Dinge vorprogrammiert. Tatsächlich hat es die BVG gewagt, entgegen ihrer großkotzigen Ankündigung, genug Kapazitäten für den Abtransport der Stadionbesucher bereitzustellen, nach dem Spiel im regulären 10-Minuten Takt zu fahren! Und das bei streikender S-Bahn und nicht wie früher vor dem Südtor wartender Doppeldeckerflotte. Der Bahnsteig war natürlich völlig überfüllt, obwohl die Abfahrt der nächsten Züge in 4 und in 14 Minuten angekündigt wurde. Menschen drängten unaufhörlich nach. Durch glückliche Fügung und asoziales Drängeln gelang es mir, in den ersten Zug zu gelangen. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass jetzt zwei Japaner für Hertha zu spielen versuchen, dass die Verhältnisse der japanischen U-Bahn im stärksten Berufsverkehr simuliert werden sollten. Aber wenn in Tokio höfliche Studenten mit Glacéhandschuhen die Leute in den Zug stopfen, wird man in Berlin von einer Mitarbeiterin angebellt: „Nehm’ se den Rucksack ab, sonst kann de Tür nich schließn.“ Gut gesagt, wenn die Arme eingeklemmt sind und man bewegungsunfähig nach Luft ringt. Ich weiß nicht, welche Szenen sich nachfolgend auf dem Bahnsteig abgespielt haben, es würde mich nicht wundern, wenn es Verletzte und Tote gegeben hat. Aus Duisburger Love-Parade-Vorfällen offensichtlich genauso wenig gelernt wie Hertha-Fans, die Falko Götz als Luhukay-Nachfolger ins Spiel bringen…

Und jährlich grüßt das Murmeltier

Ende Oktober beginnen überall auf der nördlichen Halbkugel die Murmeltiere mit der Suche nach Winterquartieren, um alsbald in einem süßen, halbjährigen Murmeltier-Schlummer zu versinken. Wenn die zweite DFB-Pokalrunde angesagt ist, scheint das Frühjahr angebrochen, denn genauso, wie die Murmeltiere ihren Bau verlassen, um den Frühling zu begrüßen, wiederholt sich in einer scheinbaren Endlosschleife, was man gemeinhin mit den „eigenen Gesetzen des Pokals“ bezeichnet: Wie im Film, in dem Tag für Tag das gleiche Geschehen abläuft, verliert Hertha (und übrigens nicht nur Hertha) gegen eine ein bis drei Klassen tiefer spielende Mannschaft. Dem im nächsten Jahr die Spielvorbereitung durchführenden Trainer, der hoffentlich noch Jos Luhukay heißen wird, sei empfohlen
a) nicht mit der zweiten Mannschaft anzutreten (Ausscheiden 2013 gegen Kaiserslautern) und
b) die gesamte Woche vor dem Pokalspiel täglich 30 Minuten Elfmeterschießen zu üben, damit die Spieler verstehen, dass das Spiel wirklich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist und die Betreuer auch wissen, wer im Zweifelsfalle die besten Schützen sind. Dass man eingewechselte Spieler sowieso nur im äußersten Notfall schießen lässt (es sei denn, sie heißen Ronny und sind todsichere Schützen), sollte sich eigentlich im Profibereich herumgesprochen haben.
Mal abwarten, was auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 10.11. als Zielvorgabe für den Pokal 2016 vorgegeben wird…