Hertha und Bayern München

Von allen Hertha-Kneipen, in denen man auf preiswerte und bequeme Art die Auswärtsspiele live verfolgen kann, ist der „Feuchte Graf“ in der Reinickendorfer Graf-Haeseler-Straße sicher die mit Abstand bizarrste. Das Schultheiß-0,4-Liter Pils zu 2,20 € wird in traumhaft geschmacklosen Kugeln ausgeschenkt und alle Anwesenden sind fachkompetente Experten. Insofern wissen sie auch die vielen Schuldigen an Herthas verschenktem Sieg nach 3:0- und 4:2-Führung in Frankfurt zu benennen. Zuerst natürlich der Schiedsrichter, der ist ja immer Schuld (obwohl er vor dem 1:0 einen Freistoß für Hertha pfiff, bei dem nur er ein Foul gesehen hat und obwohl er Frankfurt einen Hand-Elfmeter verweigerte). Herr Winkmann, die Flasche! Dann natürlich der Sky-Kommentator, der wohl eingetragenes Mitglied bei Eintracht Frankfurt ist. Aber alle Sky-Sprecher, die Flaschen, sind ja immer gegen Hertha, insofern nichts Besonderes. Aber man muss es ja mal sagen dürfen. Außerdem der Luhukay! Wie der ausgewechselt hat! Bringt beim Stande von 4:2 für Hertha zehn Minuten vor Schluss einen Abwehrspieler für einen Stürmer. Das muss ja schief gehen! Keine Ahnung, die Flasche! Und auch die Spieler: Fangen sich vier Tore! In Frankfurt! Die Flaschen!
Diese kompetenten Anmerkungen werden stets und ständig wiederholt, bis sie auch der letzte Ahnungslose kapiert hat. Die Stimmlage der Experten, zwischen arabischen Trauerweibern, die den Tod des geliebten Schwiegersohns beklagen und Bauarbeitern, die ihre fünfzig Roth Händle am Tag konsumieren, muss man sich dazu denken. Ein Erlebnis, auch wenn das Spiel mal ausnahmsweise nicht so spektakulär wie beim 4:4 verlaufen sollte.
Was das alles mit Bayern München zu tun hat? Am 26. Mai 1999 kassierten die Bayern auch mal zwei Tore innerhalb einer Minute. Hertha hat trotz dieses Kunststücks aber im Gegensatz zu den geliebten Bayern wenigstens Unentschieden gespielt…

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