Wie sinnvoll ist ein Trainerwechsel bei Hertha BSC?

Jetzt kommen die Neunmalklugen, die es schon immer gewusst haben (obwohl sie vor einem halben Jahr noch jubelten und schleimten) aus ihren Erdhöhlen hervorgekrochen: Jos Luhukay erreicht die Mannschaft nicht mehr, da stimmt ja gar nichts und so weiter. Man hat ja auch schon zwei (!) Mal und das auch noch in Serie, verloren. Patentrezept? Trainerwechsel!
Um die Sinnhaftigkeit solchen, in der Bundesliga und auch weltweit, gern angewandten Tuns zu untersuchen, wenden wir uns kurz der Geschichte von Hertha BSC zu.
Die Mannschaft ist seit Bundesligastart 1963 insgesamt sechs Mal abgestiegen und zwar fünfmal aus Liga 1 in Liga zwei (nicht sechsmal, wie in solchen Rankings gerne behauptet wird, da man 1965 ja nicht abgestiegen ist, sondern zwangsweise in die zweitklassige Regionalliga zurückversetzt wurde) und einmal von Liga zwei in die drittklassige Amateuroberliga Berlin.
Erster Abstieg 1980: In der Winterpause löst Fiffi Kronsbein den amtsmüden Kuno Klötzer ab. Trotz großer Rückrunde steigt Hertha punktgleich mit Uerdingen wegen des um zwei Tore schlechteren Torverhältnisses (3 Tore beim Heim-0:6 gegen Hamburg in den letzten 5 Minuten!!) ab.
Zweiter Abstieg 1983: Trainer und Holst-Freund Georg Gawliczek bleibt und Hertha wird 18.
Dritter Abstieg 1986: Uwe Kliemann wird von Rudi Gutendorf abgelöst und dieser für die letzten vier Spieltage(!) von Wundermann Sundermann, aber auch der kann den Abstieg aus der zweiten Liga nicht verhindern.
Vierter Abstieg 1991: In der Rekord-Saison versuchen vergeblich vier Trainer, den erneuten sofortigen Abstieg zu verhindern: Werner Fuchs, Pal Csernai, Peter Neururer, als trauriger Tiefpunkt der Hertha-Trainer-Geschichte und Karsten Heine.
Fünfter Abstieg 2010: Auf Lucien Favre folgt Wolfgang Funkel. Trotz großer Aufholjagd in der Rückrunde steigt Hertha ab.
Sechster Abstieg 2012: Nach Babbels unrühmlichem Abschied versuchen Michael Skibbe und Otto Rehhagel (als Strohmann für Ante Covic und René Tretschok) Hertha auf Erfolgskurs zu bringen. Fast geschafft, aber ohne Elfmeterpunkt kann Hertha im Skandalspiel von Düsseldorf das Eigentor von Ramos aus dem Hinspiel der Relegation nicht ausgleichen.

Zusammenfassung: Fünf Mal hat Hertha den Trainer gewechselt, trotzdem ist die Mannschaft stets abgestiegen. Einmal hat man`s ohne Wechsel versucht, auch ohne Erfolg. Nur ein einziges Mal in über fünfzig Jahren hat ein neuer Trainer einen Abstieg verhindern können: 2004 schaffte Hans Meyer das Unmögliche, als er dem glücklosen Huub Stevens folgte. Aber auch das nur, weil Francis Kiyoyo von 1860 München kurz vor Schluss einen Elfmeter neben das Tor setzte.
Fazit: Luhukay muss natürlich Trainer bleiben. Und selbst wenn Hertha absteigen sollte, was aus momentaner Sicht unwahrscheinlich ist, spart man wenigstens ein paar Millionen Gehalt für den „freigestellten“ Trainer…

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