Man sollte nur Statistiken glauben, die man selber nicht gefälscht hat…

Die Amerikaner sind total statistikvernarrt. Ob Baseball oder Football, die Anzahl der ausgespuckten Kaugummis pro Inning oder der Schnürsenkelverbrauch der Quaterbacks pro Saison: alles wird statistisch aufbereitet. Dieser Trend ist seit einiger Zeit auch in unserer vergleichsweise biederen Fußball-Bundesliga zu beobachten: Anzahl der Kopfbälle aus dem eigenen Strafraum in den ersten zehn Spielminuten, am häufigsten links oben verschossene Elfmeter und was nicht alles von Firmen, die damit tatsächlich Geld zu verdienen scheinen, an unnützem Zahlenbeiwerk aufbereitet wird.
Aber Statistik ist natürlich nicht nur unsinnig. Wenn in der Bundesliga nach der Hinrunde die Vereine durchschnittlich 1,41 Tore pro Spiel kassiert haben, Hertha aber 2,06 Tore/Spiel, dann weiß man (was man aber auch ohne diese Werte wüsste), dass es in der Abwehr der Berliner nicht stimmt. Nebenbei: Bayern Münchens Fußballern wurden 0,24 Tore pro Spiel eingeschenkt, aber das wäre ein anderes Thema.
Die Abwehr von Hertha ist instabil, weil kein Spieler die ganze Saison über in der Abwehrformation stand. Wenn man nur 10 Mal (Lustenberger) , 9 Mal (Pekarik rechts, Heitinga, Brooks und Schulz), 8 Mal (Ndjeng rechts), 6 Mal (Hegeler), 4 Mal (Pekarik links) oder 3 Mal (van den Bergh) spielt, kann eine Abwehr nicht eingespielt sein. Gründe für den häufigen Wechsel sind Verletzungen, Sperren, Formschwankungen oder Versuche des Trainers, etwas auszuprobieren.
Aufschlussreich im Hinblick auf die Rückrunde wird die Sache erst, wenn man untersucht, wie viele Punkte geholt, bzw. umgekehrt, wie viele Tore kassiert wurden, wenn ein Spieler eine bestimmte Position besetzt hatte. Den besten Wert hat Nico Schulz als linker Verteidiger: Durchschnittlich bekam Hertha nur 1,56 Tore pro Spiel (und holte 1,66 Punkte), wenn Schulz auf dieser Position spielte. Überraschenderweise folgt der vielgescholtene Heitinga mit 1,78 Toren/Spiel und 1,11 Punkten/Spiel, dann Pekarik als rechter Verteidiger (1,89 Tore/Spiel, 1,33 Punkte/Spiel, während er links verschenkt ist, wie die Zahlen 2,25 Tore/Spiel und 0,75 Punkte/Spiel beweisen). Schlechtere Werte als der Durchschnitt haben Ndjeng rechts hinten (2,25 Tore/Spiel und 0,75 Punkte/Spiel), Hegeler (2,33 Tore/Spiel aber immerhin 1,16 Punkte/Spiel) und Brooks (2,56 Tore/Spiel und 0,88 Punkte/Spiel). Bei den letztgenannten verfälschen natürlich die beiden letzten Spiele mit 9 kassierten Toren die Bilanz, aber man kann auch wegen des schlechteren Torverhältnisses absteigen, wie Hertha 1980 leidvoll erfahren musste. Aus der Wertung sei hier van den Bergh links hinten, der nur dreimal spielte und mit 3,33 Toren/Spiel und 0 Punkten die schlechteste Bilanz hat.
Da die beste Abwehr ohne Sechser hilflos ist, seien noch die beiden hauptsächlich agierenden Duos bewertet: Hosogai/Niemeyer: bei 5 Einsätzen gab es 3,6 Tore/Spiel und 0,4 Punkte/Spiel. Im Vergleich dazu Hosogai/Skjelbred: bei 7 Einsätzen wurden 1,14 Tore/Spiel und 1,71 Punkte/Spiel erreicht. Eindeutiger geht es nicht.
Fazit: Wenn Pekarik gesund ist, darf er keinesfalls auf die linke Seite gestellt werden. Ndjeng sollte auf keinen Fall rechter Verteidiger spielen. Skjelbred ist der wichtigste Mann im Team und in defensiver Position wertvoller als hinter den Spitzen. Schulz, der seine bisher beste Saison spielt, könnte ein Mann für Löw werden, wenn er sich weiter entwickelt. In der Innenverteidigung sollte man Kontinuität anstreben, am besten mit Lustenberger/Heitinga, bzw., wenn er wieder fit ist Langkamp.
So einfach ist das…

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