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Neuer Trainer bei Schalke und Nichtabstieg bei Hertha

Wie so oft im Leben habe ich mich total geirrt: Am 8.10.2014 schrieb ich in dieser Rubrik, dass Schalkes neuer Trainer di Matteo wohl in einem halben Jahr das sinkende Schiff werde verlassen müssen. Völlig falsch! Jetzt ist di Matteo schon über sieben Monate im Amt und wird es sicher noch eine Woche bleiben. Dann dürfte aber nun wirklich Schluss sein, nachdem die Schalker Fans die Mannschaft nach dem Spiel gegen Paderborn wegen ihres desaströsen Gekickes wutschnaubend in die Sommerpause verabschiedeten. Vereinzelt sollen im Fanblock schwarz-gelbe Schals gesichtet worden sein. Trotzdem hat Schalke mit himmlischem Beistand (der Papst ist ja wohl mit seiner Wahl automatisch Mitglied bei Schalke) die Europa-Liga erreicht, was wahrlich einem Wunder gleichkommt.
Ein Wunder wäre es auch, wenn Hertha nach durchwachsener Saison noch absteigen müsste. Direkt geht es zwar nur, wenn der HSV gegen Schalke zweistellig gewinnt, was trotz des Trainers Matteo kaum möglich sein dürfte, oder Hertha zweistellig verliert, was nach dem 0:5 im Hinspiel zwar nicht völlig ausgeschlossen ist, mit Hilfe der stabilisierten Abwehr jedoch verhindert werden sollte. Insofern ist der Punkt aus dem Frankfurt-Spiel vielleicht noch Gold wert, denn wer glaubt denn ernsthaft, dass Stuttgart in Paderborn gewinnt (Chancen 50:50) UND Freiburg gegen Hannover unentschieden spielt (Chance 1:3) UND Hertha mit mehr als einem Tor Differenz in Hoffenheim verliert (Chance 40:60). Insgesamt also eine 11-%- Chance (!) für die Relegation. Nun gut, man kennt ja Hertha, könnte man sagen, aber vertrauen wir mal auf Paderborn. Die werden bis zum letzten Tropfen Paderborner Pils kämpfen und gegen Stuttgart nicht verlieren…
Interessant übrigens: Wenn das Spiel Hannover gegen Freiburg 0:0 endet und Hertha in Hoffenheim 3:5 verliert, sind Hertha und Hannover punkt- und torgleich. Leider spräche dann der direkte Vergleich für Hannover. Aber soweit wird`s nicht kommen.

Herbergers Weisheiten

Sepp Herbergers scheinbar unumstößliche Weisheiten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauere, weiß jeder fußballaffine Mensch allerspätestens seit seinem ersten Stadionbesuch im zarten Alter von sieben Jahren. Am Sonnabend im Dortmunder Westfalenstadion, oder wie der Fußballtempel auch gerade heißen mag, war diese Grundregel mitteleuropäischer Zivilisation nach neun Minuten außer Kraft gesetzt, weil das Spiel da praktisch vorbei war: Ausgerechnet der zuverlässigste und intelligenteste Spieler, den Hertha hat, und der seit seiner Rückkehr ins Team maßgeblich zur Stabilisierung der Abwehr in der Rückrunde beigetragen hat, Sebastian Langkamp, leistete sich einen folgenschweren Dreifachfehler. 1) Er hörte auf zu spielen und reklamierte, weil er einen Schiedsrichterpfiff erwartete. Anfängerfehler! 2) Nachdem er den Ball trotzdem vor dem ihn verfolgenden Dortmunder erreicht hatte, drosch er ihn unmotiviert zur Ecke, anstatt wenigstens zu versuchen, ihn ins Seitenaus zu schießen. 3) Die Zuordnung beim folgenden Eckball war nicht gegeben, obwohl man weiß, dass Hummels oder Subotic zum Kopfball ansetzen werden. Vielleicht tue ich Langkamp zumindest beim dritten Punkt Unrecht, eventuell war ja auch Stürmer Kalou für Subotics Bewachung vorgesehen, der es aber für unter seiner Würde hielt, durch die weiten Savannen des Stadions wenigstens in die Richtung des eigenen Strafraums zu traben!
Was danach folgte, war abzusehen und nicht Herthas relativ erfolgreiches Spiel der letzten Monate. Bei eigenem Ballbesitz konnte man sich in der Abwehr nicht so geordnet und diszipliniert aufstellen, wie gewohnt und lud den Gegner bei den häufigen Ballverlusten immer wieder zu Kontern und Torchancen ein. Das hätte auch höher werden können. Insofern: Noch mal Glück gehabt, denn vielleicht spielt das Torverhältnis noch eine Rolle, wenn Hertha mit ein oder zwei anderen Mannschaften am Ende punktgleich sein sollte.
Jetzt ist genau die Situation gegeben, die alle Herz-Kreislauf-Ärzte Berlins in jedem Fall vermeiden wollten: Hertha muss gegen Frankfurt gewinnen, dann kann man nur noch theoretisch absteigen. Verliert Hertha oder erreicht nur ein Unentschieden, heißt es zu beten oder für Atheisten, zu hoffen, dass die anderen auch verlieren. Denn wenn man am letzten Spieltag nach Hoffenheim fährt und gewinnen muss…Bloß nicht dran denken!

Aus Fehlern lernen…

Intelligent ist man, wenn man aus Fehlern zu lernen vermag! Dementsprechend ist die Führung des FC Bayern München in Gestalt ihres Trainers Pep Guardiola saudumm. Denn genau wie im Vorjahr, nachdem man frühzeitig Deutscher Meister geworden war und offensichtlich die Bundesligaspiele aus dem Fokus verloren hatte (Niederlage gegen Augsburg, Einsatz von „Perspektivspielern“= Wettbewerbsverzerrung), lässt man sich auch in diesem Jahr wieder hängen und verliert in Leverkusen (was passieren kann, aber nicht auf diese Art), weil man etliche Spieler, die nicht unbedingt zur Creme der Weltspitze gehören, einsetzt (Strieder, Gaudino, Weiser, Görtler, ebenso Dante, Pizarro). Nun gut, „Was geht uns die Qualifikation zur Champions-League der zweitklassigen Gladbacher oder Leverkusener an!“ denken sich die Bayern, womit sie zweifellos Recht haben. Aber dass sie im Vorjahr nach dem großen Abschlaffen mit 0:4 gegen Real aus der Champions-League geflogen sind, scheinen sie vier Tage vor dem Spiel im Halbfinale gegen Barcelona vergessen zu haben. Es wäre schon ein Wunder, wenn sich das Desaster vom Vorjahr nicht wiederholen würde. Dann würde das Sprichwort des Tages heißen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Pep nimmermehr…“.

Auf der anderen Tabellenseite ist Hertha, obwohl einem alle Oberschlauberger seit Wochen das Gegenteil einreden wollen, wieder ganz nahe am Absturz. Wenn in Dortmund verloren wird, was angesichts der beiden knappen Spiele gegen Gladbach und Bayern noch keineswegs sicher ist, kommt es am übernächsten Sonnabend zum Abstiegsendspiel gegen Eintracht Frankfurt. Wenn die Frankfurter gegen Hoffenheim nicht gewinnen, könnte Hertha mit einem Sieg im Olympiastadion an den Hessen vorbeiziehen. Aber wie viele Nerven wird das kosten und sicher ist das keineswegs. Jetzt wird erst klar wie verheerend die zwei Tore zum 4:4 im Hinspiel gegen Frankfurt in der Nachspielzeit waren. Hätte man dort gewonnen, sähe die blau-weiße Welt wesentlich entspannter aus. Aber vielleicht hat Hertha ja mal zur Abwechslung das Glück des Tüchtigen. Denn tüchtig sind sie, seit Dardai und der nicht zu unterschätzende Widmeyer das Training übernommen haben, allemal…

Wie sind die Bayern drauf?

Eine Frage, die man als blau-weiß angehauchter Fan durchaus stellen darf: Wie sind eigentlich die Bayern nach ihrem 6:1-Sieg gegen Porto drauf? Für das Spiel am Wochenende ergeben sich aus dem überragenden Erfolg in der Champions-League wie immer im Leben mindestens drei Möglichkeiten.
Die erste Möglichkeit, mit der ich unbedingt sympathisiere, wäre, dass nach dem Spiel in der Kabine des FC Bayern die Hölle los war, die der Trainer, der sich in erster Linie um seine gerissenen Beinkleider kümmern musste, nicht mehr unter Kontrolle bekam. Sekt, Champagner oder schnödes Weißbier wurden direkt aus dem Entmüdungsbecken geschlürft, so dass sich der Laktatwert der Spieler bis zur freitäglichen Auslosung des Halbfinales nur langsam erholte. Selbst Matthias Sammer soll unter den Nachwirkungen des Genusses von einem Viertelliter Sangria mit Strohhalm und einer Zigarre gelitten haben. An all den Tagen wurde an das Spiel gegen Hertha nicht mal gedacht, sondern unter der Rubrik „passt scho“ abgehakt. Die Höhe des Sieges spielt angesichts des Torverhältnisses sowieso keine Rolle und nach dem Sieg wäre man faktisch Deutscher Meister. In genau dieser Konstellation der gnadenlosen Unterschätzung ist für Hertha, die in letzter Zeit äußerst stabile Abwehr spräche dafür, sogar ein Pünktchen drin, wenn man viel Dusel und einen guten Schiedsrichter (nicht: Stark!) hat. An mehr zu denken verbietet der gesunde Menschenverstand und die Statistik, die sagt, dass der letzte Hertha-Sieg bei den Bayern in der Bundesliga am 29.10.77 (mit 0:2) erzielt wurde (Nigbur, Brück, Sziedat, Kliemann, Weiner, Beer, Sidka, Gersdorff, Grau, Granitza und der geniale Jörgen Kristensen!)
Die zweite Möglichkeit wäre, dass Bayern weiter im Rausch der ersten Halbzeit des Porto-Spiels ist und der faktische Gewinn der Deutschen Meisterschaft als zusätzlicher Anreiz dazu führt, Hertha mit sechs bis acht Toren nach Hause zu schicken. Eine unangenehme Perspektive, die mir von den drei Möglichkeiten am wenigsten genehm ist. Deshalb schnell an was anderes denken, z.B.,
Möglichkeit drei: Alles ist wie es immer ist und die Münchener sind eben so gut, dass sie auch Spiele gewinnen, auf die sie nicht fokussiert sind, weil sie einfach gut und in der Liga unerreicht sind. Das heißt, Bayern gewinnt mit zwei bis vier Toren Unterschied, vielleicht erzielt Hertha nach einer Standardsituation einen Ehrentreffer, was solls. Das frustrierende an diesem normalen Verlauf ist die Chancenlosigkeit. Allerdings: Im letzten Spiel in München, als Hertha phasenweise überlegen war und nur knapp und eigentlich unverdient 2:3 verlor, war es anders als sonst. Aber das ist eineinhalb Jahre her, der Trainer hieß Jos Luhukay und Hertha spielte eine begnadete Hinrunde nach dem Aufstieg. Ergo: Als realistischer Tipper kann man nur ein 3:1 für Bayern vorhersagen. Wenn`s anders kommt (siehe Möglichkeit 1) ist man ja nicht böse…

Klopp und Knäbel – ein Vergleich

Zugegeben: Der Vergleich hinkt und ist ein bisschen unfair. Andererseits: Warum soll man nicht einen Bundesligatrainer mit einem anderen vergleichen. Ein Nacktmull ist ein Nacktmull. Nur im Vergleich zu, sagen wir, Dieter Bohlen, erscheint uns der Nacktmull plötzlich als hübsche und liebenswerte Kreatur.
Jürgen Klopp ist ein Trainer, der jetzt, leider kurz nach dem Höhepunkt seiner Erfolge (aber das kann man ja vorher nie wissen) bei Borussia Dortmund aufhört. Das ehrt ihn einerseits, ist andererseits aber auch nicht ganz uneigennützig, denn wenn Dortmund noch so eine Saison spielt wie die derzeitige, würde das Denkmal Klopp doch erheblich Risse bekommen. Insgesamt aber eine große Zeit für die Schwarz-gelben. Nicht ganz so reibungslos verlief die Trainerkarriere von Peter Knäbel: Selbst erst im Laufe der Saison als Sportdirektor von Dietmar Beiersdorfer beim HSV installiert, währte sie genau zwei Spiele und zwei Niederlagen lang und erreichte das ernüchternde Torverhältnis von 0 : 6 sowie eine Kabinenschlägerei zwischen zwei Spielern, was nicht auf volle Konzentration auf den Abstiegskampf hindeutet. Zwei Spiele als Trainer sind zwar keineswegs Bundesligarekord (Jörn Anderson wurde als Nachfolger von eben jenem Jürgen Klopp nach dem Aufstieg von Mainz noch vor dem ersten Spiel entlassen.), vier Trainer in einer Saison gab es ebenfalls schon, fünf sind mir nicht bekannt. Also: Gut gemacht HSV – Rekord eingestellt.
P.S.: Wenn Hertha BSC in einer Saison vier Trainer benötigte, sind sie stets abgestiegen: 1991 mit Werner Fuchs, Pal Csernai, Peter Neururer und Karsten Heine ebenso wie 2012 mit Markus Babbel, Michael Skibbe, René Tretschok/Ante Covic und Otto Rehhagel.
Das wird beim HSV wohl nicht anders sein…

Arme Sky-Reporter

Sky-Reporter zu sein ist offensichtlich nicht einfach. Man muss die Ware Fußball verkaufen, darf sie also nicht schlecht machen, auch wenn jeder sieht, was für ein Grottenkick gerade abläuft. Beim Spiel Hannover gegen Hertha am Freitagabend hatte Torsten Kunde diese Probleme nicht. Es war ein, den (Abstiegskampf-) Umständen entsprechend, recht flottes Spiel, bei dem Sportkamerad Kunde zwar übersah, dass Kalou im Strafraum umgegrätscht wurde, obwohl dies viele Zeitlupen seiner fleißigen Kollegen Kameramänner mehr als deutlich zeigten, sich ansonsten aber wohltuend vom Hertha-Hasser Fritze von Thurn & Taxis unterschied. Ich wunderte mich nur, dass Herr Kunde plötzlich in der zweiten Halbzeit die Sportart wechselte, als er mich, als einen Euro Sky-Zuschlag im Feuchten Grafen zahlenden Zuseher, ansprach und fragte, ob ich früher auch bei den Ali-Kämpfen mitten in der Nacht aufgestanden sei. Wenn die Kommunikationsrichtung nicht so furchtbar einseitig gewesen wäre, hätte ich dies mit Begeisterung bejaht und von der Flasche Wodka berichtet, die in Ermangelung anderer Getränke beim Kampf Ali gegen Foreman alsbald aufgebraucht war (wir waren zu viert), wobei ich nicht sicher bin, ob Boxexperte Kunde schon Jahre vor seiner Geburt Boxen im TV gesehen hat. Absurd wurde die Frage nach den durchgemachten Ali-Nächten nur, als Kunde sie in Zusammenhang mit einem Boxkampf zwischen den Herren Floyd Mayweather und Manny Pacquiao erwähnte, der demnächst stattfinden soll und angeblich der Kampf des Jahrhunderts wird. Abgesehen davon, dass ich beide Namen noch nie gehört habe, was aber nichts bedeutet, da ich nicht zu den größten Experten des internationalen Boxsports zähle, habe ich mich ein bisschen für Herrn Kunde fremdgeschämt. Wie gesagt: Der Sky-Reporter muss eine Ware verkaufen, aber den großen Ali mit irgendwelchen Boxern überhaupt auf eine Stufe zu stellen, ist ein journalistischer Fehlgriff. Zugegeben: Der arme Torsten Kunde muss es ja tun, sonst landet er über kurz oder lang noch bei ARD oder ZDF. Da könnte er zumindest kritische Kommentare absondern. N`Abend allerseits…

Herthas Fehleinkäufe

Vor wenigen Wochen wunderte man sich noch, wie es möglich ist, in einer einzigen Saison eine derartige Menge an Fehleinkäufen zu realisieren, wie es Herthas Sportdirektor Michael Preetz in der Saison 2014/15 geschafft hat. Haraguchi: stolpert schon beim Einlaufen über die eigenen Beine, Hegeler: ist so phlegmatisch, dass man sich nicht wundern würde, wenn er in der Schlussviertelstunde ein kleines Nickerchen an der Seitenlinie einschieben würde, Heitinga: gute holländische Brutalität, aber ein stetiger Unsicherheitsfaktor, Plattenhardt: zwei Spiele – vier Tore, aber nicht geschossen, sondern verschuldet. Nur die Tattoos sind erstligareif. Stocker: er bemüht sich, Mühe allein genügt aber nicht. Kalou: kann Elfmeter schießen, steigt aber nicht einmal zum Kopfball hoch und sieht ansonsten gelangweilt zu, wie sich die anderen Idioten abrackern. Beerens: wenigstens einer, der regelmäßige Leistungen brachte, wenn auch oft unvollendet. Schieber: Bis zu seiner Verletzung der einzige Einkauf, bei dem alles stimmte: Einsatz, Laufbereitschaft und eine gute Torquote.
Und dann kommt ein neuer Trainer und alles ist doch ganz anders: Plattenhardt spielt plötzlich in der Abwehr sicher und hat bei Standardsituationen ein Goldfüßchen, Haraguchi gewinnt Dribblings und macht viel Wind, schießt sogar den Führungstreffer gegen Schalke, Stocker ist nach dem Paderborn – Spiel mit seinem ersten Tor endgültig in der Bundesliga angekommen, Hegeler gewinnt auch im Mittelfeld neuerdings Zweikämpfe, wenn auch nach wie vor alles etwas lahm aussieht, Kalou spielt in der letzen Viertelstunde gegen Paderborn Weltklasse, als er endlich Platz hat und deutet an, was er für ein Potential hat. Nur bei Beerens zeigt die Formkurve, seit er in Frankfurt zusammengetreten wurde, nach unten, aber man hat gesehen, was er kann.
Fazit: Nur bei Heitinga scheint sich Preetz vergriffen zu haben, da ließ er sich wahrscheinlich von dessen Vergangenheit blenden. Mit allen anderen sollte Hertha weiterarbeiten.
Und was heißt das für die nächste Saison, die ja höchstwahrscheinlich auch in Liga eins stattfinden wird? Bitte nicht wieder acht bis zehn Neue kaufen. Preetz selber hat ja gesagt, dass ein Grund für das schwache Abschneiden in der ersten Saisonhälfte die Tatsache war, dass sich die Mannschaft erst einspielen musste. Um das zu verhindern, arbeitet man einfach mit der eingespielten Mannschaft weiter! Und wenn man für einen kreativen Spielgestalter richtig Geld (sofern vorhanden) in die Hand nimmt, weil das mit Ronny wohl nichts mehr wird und Baumjohanns Rückkehr sehr unsicher ist, ist man bestens aufgestellt. Dazu zwei oder drei Talente aus dem eigenen Nachwuchs und ich wette, in der Saison 15/16 wird ein einstelliger Tabellenplatz erreicht…

Rüstet Hertha wirklich auf?

Dass Sami Khedira Real Madrid zum Ende der Saison verlassen wird, ist schon seit längerem klar. Dass Schalke nicht die allererste Option des Nationalspielers darstellt, wusste man auch schon länger. Dass aber, wie man der stets gut informierten und sehr lesenswerten Website „football-inside“ entnehmen kann, Hertha BSC an einer Verpflichtung von Khedira interessiert ist und dieser offenbar schon ernsthafte Gespräche mit Sportvorstand Preetz geführt hat, überrascht nun doch. KKR scheint’s möglich zu machen. Wie schätzt der normale Hertha-Anhänger diesen Transfer, sollte er denn zustande kommen, ein? Die fußballerischen Qualitäten Khediras stehen außer Frage. Andererseits bricht das Gehaltsgefüge völlig zusammen, wenn ein Khedira in Zukunft so viel verdient, wie der halbe Kader zusammengenommen. Dass das nicht gut gehen muss, weiß man nicht erst seit Breitners unseligem Jahr in Braunschweig. Ein starker Zusammenhalt einer Mannschaft kann Berge versetzen, Starrummel ist nicht immer leistungsfördernd. Aber Khedira ist nicht als Querulant sondern als Teamplayer bekannt. Wenn er sich in die Blau-weißen Reihen einfügt und trotzdem Führungsqualitäten zeigt, könnte er Hertha einen großen Schritt voranbringen. Wie schrieb neulich ein Kolumnist: Wer Real verlässt, kann sich nicht mehr verbessern. Wer weiß: Vielleicht ist in diesem Falle für alle Beteiligen weniger mehr!

Der HSV und das neue Hamburger Olympiastadion

Als der bayerische DOSB-Präsident Alfons Hörmann (gegen den übrigens wegen angeblicher Verstöße gegen das Kartellrecht staatsanwaltlich ermittelt wird, was die bayerische Staatsregierung nicht davon abhielt, ihm eine Staatsmedaille wegen besonderer Verdienste um die Bayerische Wirtschaft zu verleihen) mit genüsslicher Befriedigung in Stimme und Gestik nicht etwa den Hamburger Sieg sondern die Berliner Niederlage bei der Olympiabewerbung vor versammelter Presse zum Besten gab und in Boston die Sektkorken knallten, weil ihnen Deutschland netterweise einen ernsthaften Konkurrenten vom Hals geschafft hatte, dachte niemand an die Auswirkungen auf den armen HSV.
Es geht natürlich nicht darum, dass man in Hamburg, sollten sie wider Erwarten den Zuschlag für die Spiele 2024 erhalten, ein völlig überflüssiges Olympiastadion am Halse hat, das höchstens zweimal im Jahr bei Konzerten von Madonna und den Stones genutzt werden wird. Aber ob die Stones, dann über 80 Jahre alt, noch ihre müden Knochen von der Reeperbahn ins Hafen-Olympiagelände schleppen werden, ist zwar wahrscheinlich, letztlich aber nicht sicher. Aber vielleicht könnte Udo Lindenberg… lassen wir das. Ein 14-Tage-Stadion als Ausdruck der neuen IOC-Nachhaltigkeit.
Und was hat das mit dem HSV zu tun? Der steht heute Abend gleich doppelt unter Druck und mit Druck ist im Abstiegskampf bekanntlich nicht gut Kirschen essen. Zum einen spielt man zuhause gegen einen direkten Konkurrenten (Hertha) und muss sowieso gewinnen und jetzt kommt auch noch der Druck der zukünftigen Möchtegern-Olympiastadt hinzu, denn wer Olympia will, muss in allem erstklassig sein. Der HSV ist dies seit langem nur noch auf dem Papier (man denke an die letztjährige Relegation, da wurde Glück für zwei Jahrzehnte verwirkt), und der große Verein der Seelers, Kaltz`, Keegans und Hrubeschs, entwickelt sich, besonders verstärkt noch mal durch die preußische Feldwebelattitüde des Trainermachos Zinnbauer („Joe“!!!!), zur Tretertruppe der Liga. Was der in Mitrovica (!) geborene, für die Schweiz spielende, Valon Behrami für Schläge und Tritte austeilt, hat man seit den unseligen Zeiten der Försterschen Blutgrätsche nicht mehr gesehen und bringt sogar einen so ruhigen und sachlichen Zeitgenossen wie Dortmunds Trainer Klopp zu Recht auf die Palme. Wenn ein neutraler, durchgreifender Schiedsricher auf dem Feld steht, sollte es mich wundern, wenn der HSV das Spiel gegen Hertha mit elf Spielern beendet und Hertha nicht nach 17 Jahren wieder mal im Volksparkstadion gewinnen könnte…

Herthas Chance gegen Schalke

Es gibt ja nicht wenige Herthaner, die das böse Wort „Schalke“ nicht in den Mund nehmen und mit „Gelsenkirchen“ oder „Herne-West“ zu umschreiben versuchen. Woher dieser Unsinn stammt, wissen sicher die wenigsten derjenigen zu erklären, für die Hass eine zum Fußball gehörende Emotion ist. Einige Erläuterungen zur Genese des Konfliktes:
Schon in den fünfziger Jahren gab es Bevorzugungen der himmelblauen Schalker von Seiten des DFB. Offensichtlich wurden diese, als zwar Hertha 1965 aus der Bundesliga geworfen wurde, weil der Verein, wie nachgewiesen alle anderen auch, überhöhte Spielergehälter und sogenannte Handgelder bezahlt hatte, Schalke hingegen, obwohl sportlich als Tabellenletzter abgestiegen, aus Jux und Dollerei durch Aufstockung der Liga von 16 auf 18 Vereine in der Liga verbleiben durfte.
Eine weitere Eskalation der Fanabneigung ergab sich aus den Nachwehen des Bundesligaskandals von 1971. Während die betroffenen Herthaspieler nach Ablauf ihrer Sperren (zum Teil durchaus vereinsintern umstritten) vom Verein, der sich ein sauberes Image verpassen wollte, nicht mehr aufgenommen wurden (was Hertha fast in die Insolvenz trieb, weil man aus dem Nichts eine neue Mannschaft zusammenstellen musste), spielten die leugnenden Schalker noch mehr als ein Jahr für den Verein, schworen Meineide, wofür sie sonderbarerweise nicht ins Gefängnis kamen (der Richter war leider kein Dortmunder) und spielten nach Verkürzung ihrer Sperren wieder für Schalke und die Nationalmannschaft (z.B. Klaus Fischer!).
Endgültig das Fass zum Überlaufen brachte für viele Herthaner aber die Pokalrunde 1971/72, die in Hin-und Rückspielen absolviert wurde. In der 1. Hauptrunde (32 Mannschaften) verlor Hertha erwartungsgemäß in Gelsenkirchen mit 1:3. Obwohl Schalke im Rückspiel mit einem sensationellen 3:0 an die Wand gespielt wurde, zog trotzdem Schalke in die Runde der letzten 16 Mannschaften ein (und wurde, Ironie des Schicksals, später mit 5:0 gegen Kaiserslautern DFB-Pokalsieger 1972). Hertha hatte, laut DFB, einen gesperrten Spieler eingesetzt, eine Behauptung, die auch vor ordentlichen Gerichten nie endgültig geklärt werden konnte. Herthas Fans waren stinksauer und gaben den Schalkern die Schuld an dem Schlamassel.
Abgesehen davon, dass diese Vorgänge nunmehr bald ein halbes Jahrhundert zurückliegen, wäre es an der Zeit, etwas gelassener an Spiele Hertha-Schalke zu gehen. Man muss sich ja nicht lieben, aber den Hooligan-Gewalt-Blödsinn kann man langsam vergessen. Leider gehen selbst offizielle Stellen bei Hertha nicht immer mit gutem Beispiel voran, heizen doch die Stadionsprecher stets die Atmosphäre durch kleine Spitzen in Richtung Schalke auf.
Auf dem Spielfeld merkt man von all diesen Abneigungen sowieso nichts.
Hat Hertha nun eine Chance am Sonnabend gegen Schalke? Nach dem großen Kampf in Madrid dürfte es für Schalke nicht einfach sein, wieder in der Bundesliga anzukommen. Wenn die Köpfe der Schalker noch nicht frei sind und die Knochen von der Reise und dem Spiel in Madrid noch etwas müde, dann hat Hertha, mit dardaischem Kampfgeist spielend, tatsächlich die Möglichkeit einen von noch mindestens vier Siegen zu holen, die man zur Vermeidung des Abstiegs benötigt…