Es gibt ja nicht wenige Herthaner, die das böse Wort „Schalke“ nicht in den Mund nehmen und mit „Gelsenkirchen“ oder „Herne-West“ zu umschreiben versuchen. Woher dieser Unsinn stammt, wissen sicher die wenigsten derjenigen zu erklären, für die Hass eine zum Fußball gehörende Emotion ist. Einige Erläuterungen zur Genese des Konfliktes:
Schon in den fünfziger Jahren gab es Bevorzugungen der himmelblauen Schalker von Seiten des DFB. Offensichtlich wurden diese, als zwar Hertha 1965 aus der Bundesliga geworfen wurde, weil der Verein, wie nachgewiesen alle anderen auch, überhöhte Spielergehälter und sogenannte Handgelder bezahlt hatte, Schalke hingegen, obwohl sportlich als Tabellenletzter abgestiegen, aus Jux und Dollerei durch Aufstockung der Liga von 16 auf 18 Vereine in der Liga verbleiben durfte.
Eine weitere Eskalation der Fanabneigung ergab sich aus den Nachwehen des Bundesligaskandals von 1971. Während die betroffenen Herthaspieler nach Ablauf ihrer Sperren (zum Teil durchaus vereinsintern umstritten) vom Verein, der sich ein sauberes Image verpassen wollte, nicht mehr aufgenommen wurden (was Hertha fast in die Insolvenz trieb, weil man aus dem Nichts eine neue Mannschaft zusammenstellen musste), spielten die leugnenden Schalker noch mehr als ein Jahr für den Verein, schworen Meineide, wofür sie sonderbarerweise nicht ins Gefängnis kamen (der Richter war leider kein Dortmunder) und spielten nach Verkürzung ihrer Sperren wieder für Schalke und die Nationalmannschaft (z.B. Klaus Fischer!).
Endgültig das Fass zum Überlaufen brachte für viele Herthaner aber die Pokalrunde 1971/72, die in Hin-und Rückspielen absolviert wurde. In der 1. Hauptrunde (32 Mannschaften) verlor Hertha erwartungsgemäß in Gelsenkirchen mit 1:3. Obwohl Schalke im Rückspiel mit einem sensationellen 3:0 an die Wand gespielt wurde, zog trotzdem Schalke in die Runde der letzten 16 Mannschaften ein (und wurde, Ironie des Schicksals, später mit 5:0 gegen Kaiserslautern DFB-Pokalsieger 1972). Hertha hatte, laut DFB, einen gesperrten Spieler eingesetzt, eine Behauptung, die auch vor ordentlichen Gerichten nie endgültig geklärt werden konnte. Herthas Fans waren stinksauer und gaben den Schalkern die Schuld an dem Schlamassel.
Abgesehen davon, dass diese Vorgänge nunmehr bald ein halbes Jahrhundert zurückliegen, wäre es an der Zeit, etwas gelassener an Spiele Hertha-Schalke zu gehen. Man muss sich ja nicht lieben, aber den Hooligan-Gewalt-Blödsinn kann man langsam vergessen. Leider gehen selbst offizielle Stellen bei Hertha nicht immer mit gutem Beispiel voran, heizen doch die Stadionsprecher stets die Atmosphäre durch kleine Spitzen in Richtung Schalke auf.
Auf dem Spielfeld merkt man von all diesen Abneigungen sowieso nichts.
Hat Hertha nun eine Chance am Sonnabend gegen Schalke? Nach dem großen Kampf in Madrid dürfte es für Schalke nicht einfach sein, wieder in der Bundesliga anzukommen. Wenn die Köpfe der Schalker noch nicht frei sind und die Knochen von der Reise und dem Spiel in Madrid noch etwas müde, dann hat Hertha, mit dardaischem Kampfgeist spielend, tatsächlich die Möglichkeit einen von noch mindestens vier Siegen zu holen, die man zur Vermeidung des Abstiegs benötigt…