Der HSV und das neue Hamburger Olympiastadion

Als der bayerische DOSB-Präsident Alfons Hörmann (gegen den übrigens wegen angeblicher Verstöße gegen das Kartellrecht staatsanwaltlich ermittelt wird, was die bayerische Staatsregierung nicht davon abhielt, ihm eine Staatsmedaille wegen besonderer Verdienste um die Bayerische Wirtschaft zu verleihen) mit genüsslicher Befriedigung in Stimme und Gestik nicht etwa den Hamburger Sieg sondern die Berliner Niederlage bei der Olympiabewerbung vor versammelter Presse zum Besten gab und in Boston die Sektkorken knallten, weil ihnen Deutschland netterweise einen ernsthaften Konkurrenten vom Hals geschafft hatte, dachte niemand an die Auswirkungen auf den armen HSV.
Es geht natürlich nicht darum, dass man in Hamburg, sollten sie wider Erwarten den Zuschlag für die Spiele 2024 erhalten, ein völlig überflüssiges Olympiastadion am Halse hat, das höchstens zweimal im Jahr bei Konzerten von Madonna und den Stones genutzt werden wird. Aber ob die Stones, dann über 80 Jahre alt, noch ihre müden Knochen von der Reeperbahn ins Hafen-Olympiagelände schleppen werden, ist zwar wahrscheinlich, letztlich aber nicht sicher. Aber vielleicht könnte Udo Lindenberg… lassen wir das. Ein 14-Tage-Stadion als Ausdruck der neuen IOC-Nachhaltigkeit.
Und was hat das mit dem HSV zu tun? Der steht heute Abend gleich doppelt unter Druck und mit Druck ist im Abstiegskampf bekanntlich nicht gut Kirschen essen. Zum einen spielt man zuhause gegen einen direkten Konkurrenten (Hertha) und muss sowieso gewinnen und jetzt kommt auch noch der Druck der zukünftigen Möchtegern-Olympiastadt hinzu, denn wer Olympia will, muss in allem erstklassig sein. Der HSV ist dies seit langem nur noch auf dem Papier (man denke an die letztjährige Relegation, da wurde Glück für zwei Jahrzehnte verwirkt), und der große Verein der Seelers, Kaltz`, Keegans und Hrubeschs, entwickelt sich, besonders verstärkt noch mal durch die preußische Feldwebelattitüde des Trainermachos Zinnbauer („Joe“!!!!), zur Tretertruppe der Liga. Was der in Mitrovica (!) geborene, für die Schweiz spielende, Valon Behrami für Schläge und Tritte austeilt, hat man seit den unseligen Zeiten der Försterschen Blutgrätsche nicht mehr gesehen und bringt sogar einen so ruhigen und sachlichen Zeitgenossen wie Dortmunds Trainer Klopp zu Recht auf die Palme. Wenn ein neutraler, durchgreifender Schiedsricher auf dem Feld steht, sollte es mich wundern, wenn der HSV das Spiel gegen Hertha mit elf Spielern beendet und Hertha nicht nach 17 Jahren wieder mal im Volksparkstadion gewinnen könnte…

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