Wie sind die Bayern drauf?

Eine Frage, die man als blau-weiß angehauchter Fan durchaus stellen darf: Wie sind eigentlich die Bayern nach ihrem 6:1-Sieg gegen Porto drauf? Für das Spiel am Wochenende ergeben sich aus dem überragenden Erfolg in der Champions-League wie immer im Leben mindestens drei Möglichkeiten.
Die erste Möglichkeit, mit der ich unbedingt sympathisiere, wäre, dass nach dem Spiel in der Kabine des FC Bayern die Hölle los war, die der Trainer, der sich in erster Linie um seine gerissenen Beinkleider kümmern musste, nicht mehr unter Kontrolle bekam. Sekt, Champagner oder schnödes Weißbier wurden direkt aus dem Entmüdungsbecken geschlürft, so dass sich der Laktatwert der Spieler bis zur freitäglichen Auslosung des Halbfinales nur langsam erholte. Selbst Matthias Sammer soll unter den Nachwirkungen des Genusses von einem Viertelliter Sangria mit Strohhalm und einer Zigarre gelitten haben. An all den Tagen wurde an das Spiel gegen Hertha nicht mal gedacht, sondern unter der Rubrik „passt scho“ abgehakt. Die Höhe des Sieges spielt angesichts des Torverhältnisses sowieso keine Rolle und nach dem Sieg wäre man faktisch Deutscher Meister. In genau dieser Konstellation der gnadenlosen Unterschätzung ist für Hertha, die in letzter Zeit äußerst stabile Abwehr spräche dafür, sogar ein Pünktchen drin, wenn man viel Dusel und einen guten Schiedsrichter (nicht: Stark!) hat. An mehr zu denken verbietet der gesunde Menschenverstand und die Statistik, die sagt, dass der letzte Hertha-Sieg bei den Bayern in der Bundesliga am 29.10.77 (mit 0:2) erzielt wurde (Nigbur, Brück, Sziedat, Kliemann, Weiner, Beer, Sidka, Gersdorff, Grau, Granitza und der geniale Jörgen Kristensen!)
Die zweite Möglichkeit wäre, dass Bayern weiter im Rausch der ersten Halbzeit des Porto-Spiels ist und der faktische Gewinn der Deutschen Meisterschaft als zusätzlicher Anreiz dazu führt, Hertha mit sechs bis acht Toren nach Hause zu schicken. Eine unangenehme Perspektive, die mir von den drei Möglichkeiten am wenigsten genehm ist. Deshalb schnell an was anderes denken, z.B.,
Möglichkeit drei: Alles ist wie es immer ist und die Münchener sind eben so gut, dass sie auch Spiele gewinnen, auf die sie nicht fokussiert sind, weil sie einfach gut und in der Liga unerreicht sind. Das heißt, Bayern gewinnt mit zwei bis vier Toren Unterschied, vielleicht erzielt Hertha nach einer Standardsituation einen Ehrentreffer, was solls. Das frustrierende an diesem normalen Verlauf ist die Chancenlosigkeit. Allerdings: Im letzten Spiel in München, als Hertha phasenweise überlegen war und nur knapp und eigentlich unverdient 2:3 verlor, war es anders als sonst. Aber das ist eineinhalb Jahre her, der Trainer hieß Jos Luhukay und Hertha spielte eine begnadete Hinrunde nach dem Aufstieg. Ergo: Als realistischer Tipper kann man nur ein 3:1 für Bayern vorhersagen. Wenn`s anders kommt (siehe Möglichkeit 1) ist man ja nicht böse…

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