Archiv der Kategorie: Hertha

Der 50. Geburtstag und das Zeitzeugendilemma

Endlich war am Sonnabend, den 24.8., die seit einem Jahr nervende Dauergeburtstagsberieselung der Fußball-Bundesliga mit dem echten 50. Geburtstag beendet. Knapp 300.000 Zuschauer waren am 24.8.1963 in den Stadien, was bedeutet, dass aus biologischen Gründen noch etwa 100.000 Menschen übrig geblieben sind, die sagen können: „Ich war dabei!“

Einer davon bin ich.

Obwohl in letzter Zeit immer häufiger vom Zeitzeugendilemma (Angaben über Ereignisse, die jemand genau so erlebt zu haben glaubt, die aber nachweislich falsch sind oder gar nur aus Erzählungen stammen) die Rede ist, versuche ich mal, ein Bild von der damaligen Zeit zu zeichnen.

Mein Vater fuhr mit mir und Skatfreunden zu fünft im VW-Käfer (B-HN 811) auf verschlungenen Wegen von Steglitz zu einer Nebenstraße der Heerstaraße, der Rauschener Allee. Wir konnten dort problemlos vor dem Eckgrundstück, auf dem die Trümmer aus dem 2. Weltkrieg noch nicht abgeräumt waren, parken. Dieses Grundstück hatte den unschätzbaren Vorteil, dass man nach Spielende vor der Heimfahrt in Ruhe abschlagen konnte, was man an Getränken von den fliegenden Händlern, die damals mit Schultheiß-Bier, Cola und Fanta sowie Zigaretten und Eis durch die Reihen zogen, gekauft hatte.

Der Eintritt kostete für Schüler eine Mark, für Erwachsene 4 Mark (Oberring gesamt und Unterring Kurve). Weil Hertha nicht auf 60.000 Zuschauer vorbereitet war (Dauerkarten und sogar Vorverkauf gab es damals nicht), konnte mein Vater ohne zu bezahlen ins Stadion gehen. Da die Plätze nicht nummeriert waren, füllte sich das Stadion immer nach dem Prinzip „Früher Vogel hat den besten Platz“ vom Oberring Mitte ausgehend bis zu den Kurven. Im Gegensatz zu heute, wo die Fans im Unterring die Ostkurve zuerst füllen, blieb sie damals, weil es ja die Plätze mit der schlechtesten Sicht sind, bis zum Schluss leer und nur wenn über 70.000 Zuschauer kamen, waren auch die Kurven im Unterring voll.

Da mein Vater nicht zur Spezies der Frühvögel gehörte, saßen wir am 1. Spieltag etwas unterhalb der Uhr in der Westkurve des Olympiastadions. Nürnberg kam immerhin mit Weltmeister Morlock. Andere Spielernamen, einschließlich denen von Hertha BSC, kannte ich nicht, was sich aber bald ändern sollte. Der Name von Torwart Tillich war mir zuerst präsent, weil er öfter im Mittelpunkt des Geschehens stand und das Vertrauen in seine Fähigkeiten im Umkreis der Anwesenden nicht gerade unermesslich war. Seine Spezialität war angeblich, den Ball durch Hände und Beine rutschen zu lassen. Eine üble Verleumdung, wie ich im Laufe der Saison erfahren konnte, obwohl der beschriebene Vorgang zwei, drei Mal bittere Realität wurde: Ein „Tillich-Tor“.

Im Stadion gab es keinerlei Werbung, weder auf Banden, noch bei Durchsagen oder auf der guten, alten, grauen 1936-er Umklapp-Anzeigetafel. Die Mannschaftsaufstellungen wurden von Stadionsprecher Waberowski einfach nur verlesen und nicht, wie heute üblich, brüllend zelebriert. Ansonsten wurden über die Lautsprecheranlage nur noch die Kennzeichen falsch parkender Autos, verbunden mit der recht unpädagogischen Drohung, diese alsbald „umzusetzen“, durchgesagt. Manchmal wurde auch brennendes Licht oder laufender Motor gemeldet, was stets einige Zehntausend zum schadenfrohen Lachen animierte. Ansonsten gab es pro Spiel zwei bis drei Kinder, die sich verlaufen hatten und auf der Polizeiwache abzuholen seien. Ich weiß bis heute nicht, wo sich diese omimöse Wache befand oder befindet. Entweder passen Eltern heute besser auf ihre Kinder auf oder diese sind einfach intelligenter als die Vier- bis Fünfjährigen vor 50 Jahren: Seit Jahrzehnten habe ich keine Kinderverlustdurchsage mehr gehört…

Zur Bespaßung der Zuschauer gab es weder Sponsorenquiz noch Torwand- oder Elfmeterschießen gegen das Maskottchen sondern einzig und allein das Polizeiorchester unter Leitung von Herbert Domagalla, das vor dem Spiel, mit Sicherheit aber in der Halbzeitpause Marschmusik spielte. Und das zur Blütezeit von Beatles und Rolling Stones. Das Fußballpublikum war eben schon immer etwas konservativer, das wurde zumindest von Vereinsseite so eingeschätzt, denn gefragt wurde ja niemand.

Im Olympiastadion gab es zwar auch damals nur Sitzplätze, aber keine Schalensitze, sondern Holzbänke ohne Lehne, was nicht so unbequem war, wie es sich anhört. Zumindest hatten diese Bänke den Vorteil, dass sie wesentlich weniger Platz wegnahmen, als die nachträglich zwangsweise eingebauten Einzelsitze, so dass man durch die besetzten Reihen gehen konnte, ohne dass alle aufstehen mussten. Dass das Stadion weder Dach noch Flutlichtanlage besaß, muss nicht extra betont werden. Es gab über dem Oberring ein paar Scheinwerfer, die wahrscheinlich aus Luftabwehrbeständen übrig geblieben waren (der 2. Weltkrieg war erst 18 Jahre vorbei, weniger als der Mauerfall bis heute!) und das Stadion in ein schummeriges Amateurverein-Trainigsplatzlicht tauchten.

Über die üblichen Service-Verschlechterungen der öffentlichen Verkehrsmittel wie S-Bahn und Bus (der fuhr damals bis direkt vor den Eingang) muss man kein Wort verlieren, das entspricht dem Zeitgeist. Erwähnenswert vielleicht noch, dass es vor oder hinter den Kassen selbstverständlich keinerlei Kontrolle von Taschen oder Personen gab, man konnte mitbringen, was man wollte, heute undenkbar…

Nur eines hat sich in fünfzig Jahren nicht geändert: Wenn Hertha ein Auswärtsspiel gewinnt, strömen die Massen zum nächsten Heimspiel zu „ihrer“ Hertha, verlieren die blau-weißen ein Heimspiel, heißt es in Weddinger Hochdeutsch: “Nie wieda jeh ick zu diese Flaschen…“

Transparenz und Ehrlichkeit in der Personalpolitik von Hertha BSC

Zum Saisonende kam die überraschende Nachricht: Herthas langjähriger Trainer, Co-Trainer und U23-Trainer, Karsten Heine, erhält keinen neuen Vertrag. Man wundert sich. Gibt es einen Grund? Keine Aussagen der Geschäftsführung. Als einige Tage danach Christian Fiedler, der treueste unter den treuen Herthanern, als Torwarttrainer von seinen Aufgaben entbunden wird, wundert man sich noch mehr. Warum denn das? Weil auf der Mitgliederversammlung nachgehakt wird, sieht sich die Geschäftsführung genötigt, zu erklären, dass man jungen Nachwuchskräften eine Chance geben wolle. Nanu, ist der Fiedler schon so alt? Der ist doch keine 40, wundert sich der Fan.

Einige Tage später lassen wahrscheinlich gut unterrichtete Journalisten durchblicken, dass beide, Heine und Fiedler, extrem gut dotierte Verträge besaßen. Kein Wunder, Fiedler hat ja noch mit Kumpel Preetz zusammen gespielt. Nun gut, alles klar, denkt der gemeine Fan, Hertha muss sparen! Die Frage, die sich aber sogleich stellt, ist natürlich, ob den beiden, deren Arbeitsqualität ja nie angezweifelt wurde, Verträge zu reduzierten Bezügen angeboten wurden? Keine Erklärung der Geschäftsführung. Eisiges Schweigen.

Einige Wochen später. Gras wächst über die Personalien, ein neuer Torwarttrainer wird auf der Hertha-Website in den höchsten Tönen gelobt.

Plötzlich die Meldung in der Zeitung, dass Christian Fiedler gerichtlich gegen seine Entlassung vorgeht. Hoppla! Von Entlassung (aus einem laufenden Vertrag!!!) war bisher nie die Rede. Von wegen sparen. Selbst wenn man sich vor dem Arbeitsgericht einigen sollte, heißt das, dass Hertha einiges Geld für nichts aus dem Fenster werfen wird.

Fazit: Der Verein, vertreten durch Geschäftsführer Preetz, hat auf der Mitgliederversammlung nicht die Wahrheit gesagt oder diese verschwiegen, was auf dasselbe hinausläuft. Sieht so Transparenz aus? Gibt es denn Gründe, die zu der Kündigung führten? Warum wird das unter den Tisch gekehrt? Wenn Fiedler sich was zuschulden kommen ließ und man ihn schützen wollte, würde er ja bestimmt keine Klage einreichen.

Gerade Geschäftsführer Preetz, der ja mal Vorsitzender der Spielergewerkschaft war, und immer Ehrlichkeit und Offenheit predigt (was ich ihm bisher sogar, selbst im Fall Babbel, abgenommen habe),  sollte die Mitgliedschaft und die interessierte Öffentlichkeit nicht unterschätzen. Wenn man den letzten Freund und Anhänger verprellt hat, ist man ganz schnell selbst derjenige, der zum Abschuss freigegeben wird…

P.S.: Die neueste Meldung zum Thema Sparzwänge bei Hertha BSC: Fiedler hat beim arbeitsgerichtlichen Gütetermin ein Angebot über 100.000 Euro abgelehnt. Man wagt sich kaum die Höhe seines bisherigen Gehalts vorzustellen. Immer notwendiger erscheint ein Ende der Geheimniskrämerei, was die Bezüge der Profis, Trainer und Manager betrifft. Jeder kann in einer Tabelle nachsehen, wie viel ein Studienrat oder ein Betonbauer verdient. Warum sollte das im Profifußball nicht auch möglich sein?

Maracana – Vom Mythos zur FIFA-5-Sterne-Arena

Wahrscheinlich geht es nicht nur mir so: In meiner Kindheit konnte ich fast alle deutschen Stadien nach wenigen Sekunden am Fernsehschirm identifizieren. Das Niedersachsenstadion mit der flachen Tribüne und dem gewellten Dach zwischen backsteinernen Randtürmen, das Rund des Neckarstadions, dessen Ränge in einen unverwechselbaren Winkel emporwuchsen, die beiden grauen Wohnhäuser hinter dem Tor an der Grünwalder Straße in München, die Baumreihe, die das Stadion „Rote Erde“ begrenzte, das Berliner Olympiastadion mit der Betonwand, die den Innenraum von den Rängen durch einen Wassergraben abgrenzte (den ich nur ein Mal, nach einem unglaublichen Wolkenbruch, kurzzeitig mit Wasser gefüllt sah), den „Bökelberg“, mit seinen steilen Stehplatztribünen hinter den Toren…

Diese Zeiten, in denen man die Fußballstadien sogar am Klang der Geräuschkulisse unterscheiden konnte, sind endgültig vorbei. Das moderne Stadion, für dessen Planung statt eines Architekten ein Ingenieursbüro benötigt wird, ist viereckig, praktisch, gut. Das Stadion ist überdacht, wer will beim „Event“ Fußball schon beim Zusehen nass werden? Stehplätze sind nicht vorgesehen, der Planer kann oder will sich nicht vorstellen, dass es vor allem jüngere Menschen gibt, die lieber stehen als sitzen. Es finden schließlich auch Rockkonzerte in bestuhlten Kongresszentren statt. Stimmung spielt bei der Planung keine Rolle.

Das Maracana-Stadion in Rio war immer der Inbegriff des größten Stadions der Welt. Die 200.000 von 1950 bei Brasilien gegen Uruguay waren so etwas wie die Lichtgeschwindigkeit in der Physik: Mehr geht nicht. Hitler wollte für die Olympischen Spiele 1936 ein Stadion für eine Million Zuschauer bauen lassen. Der Architekt March war so frei, dem Führer zu erklären, warum es sich dabei um eine größenwahnsinnige Schnapsidee handelte (wahrscheinlich formulierte er mit Rücksicht auf seine Gesundheit etwas sachlicher).  Einige Zeit gab es einen Konkurrenzkampf um die Ehre des größten Stadions zwischen Maracana und dem Hampden-Park in Glasgow, der auch 130.000 bis 150.000 Zuschauer fasste. Natürlich konnte man nur so viele Zuschauer im Stadion unterbringen, weil sich die Leute bei teilweise schlechter Sicht auf den Stehplatzrängen drängelten. Da standen teilweise drei Leute, wo heute einer seine Beine im Schalensitz ausstreckt. In den „neuen“ Hampden-Park passen noch 52.500 Menschen…

Und jetzt also auch Maracana: 78.000 Sitzplätze, die natürlich viel teurer sein müssen als die Stehplätze (zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: gut verdienende Mittelschichtklientel im Stadion haben und problematische Schichten mit weniger Geld ausgrenzen – kein Zufall, sondern geplant), ein Stadion, das seinen Charakter nach dem Abriss und Neuaufbau (mit einigen Fragmenten der alte Fassade für Nostalgiker) verändert, an alle Stadien dieser Welt angepasst hat. Das alte Dach wurde natürlich auch abgerissen. Am Erhalt von Hergebrachtem kann man nichts verdienen. Die deutsche Ingenieursfirma hat jetzt das übliche Membrandach konstruiert, das wie das achte Weltwunder angepriesen wird, obwohl es mittlerweile dutzendfacher Standard ist. Und dann behauptet der völlig ahnungslose oder naive oder bösartige leitende Ingenieur, dass das Maracana nichts von seinem Mythos verloren habe. Leider irrt der Mann. Es hat nichts davon behalten und ist ganz einfach nur noch ein modernes, funktionales Stadion aus dem FIFA-Pflichtenheft einer WM…

 

 

Hochmut kommt vor den Toren

Der Torhüter Marc-André ter Stegen ist mit seiner latenten Aggressivität und nicht unerheblichen Arroganz, was die Beurteilung der eigenen Leistung betrifft, auf den ersten Blick nicht der angenehmste Zeitgenosse. Aber vielleicht hat er ja versteckte Qualitäten charakterlicher Art, die dem gemeinen Fußballfan aus der Distanz des Oberrings oder des Großbildfernsehers verborgen bleiben.

Seine fußballerischen Leistungen, die ihm schon in jungen Jahren einen festen Platz in Jogi Löws Eliteensemble einbrachten, sind, was die Saison 2011/2012 bei Borussia Mönchengladbach angeht, sicher unbestritten. Dass aber die Nationalmannschaft (in der nächsten Zeit) mehr als eine Nummer zu groß für ihn ist, zeigt ein kurzer Blick in die Statistik.

In seinen drei Länderspielen kassierte ter Stegen sage und schreibe 12 Tore, was den andorraverdächtigen Schnitt von vier Toren pro Spiel ergibt.

In der länger als ein Jahrhundert dauernden glorreichen Geschichte der deutschen Nationalmannschaft kann da nur der bedauernswerte Heinrich Kwiatkowski mithalten, der in seinen vier Länderspielen 18 Tore kassierte, einen großen Teil davon allerdings im legendären 3:8 bei der 54er WM gegen Ungarn, als Herberger die Reservemannschaft ins Rennen schickte, um anschließend vom aufgebrachten deutschen Fußballvolk ob der Demütigung als unfähig bezeichnet zu werden. 14 Tage später war er Weltmeistertrainer, und alle hatten schon immer gewusst, was für ein Fuchs Herberger doch war…

Noch liegt ter Stegen also knapp vor Kwiatkowski. Wenn er noch ein Länderspiel bestreiten darf, was der geballte Fußballsachverstand des Trainerteams verhindern möge (solange ein genialer Torhüter wie Weidenfeller nicht mal im Aufgebot ist), und Deutschland 6:0 verlöre, was mit ter Stegen im Tor ja nicht unwahrscheinlich wäre, hätte er den Rekord von Kwiatkowski zumindest egalisiert. Wir sind gespannt!

Finale ßuhause

Damit war nicht zu rechnen: Dass das UEFA-Exekutivkommitee so schnell auf Herthas Aufstieg reagieren würde! Aber die Zeit reicht ja! Nach dem Erreichen der Bundesliga kommt logischerweise der Durchmarsch auf den (mindestens) vierten Platz, was die Qualifikation für die Champions-League 2014/2015 bedeutet. Und dass die Motivation für das Erreichen des Finales ßuhause ausreicht, um tatsächlich ins Endspiel zu kommen, hat uns ja Bayern München im vorigen Jahr mit ihrem Finale dahoam vorgemacht. Freuen wir uns also auf das Champins League Finale 2015 Hertha BSC gegen Juventus Turin (die hat Hertha schon mal im UEFA-Cup besiegt). Und dass Ronny im Elfmeterschießen treffen wird, kann er Robben und Schweinsteiger schon mal schriftlich geben…

An Tagen wie diesen…

Ob die Schadenfreude zu den sieben Todsünden gehört, weiß ich nicht. In jedem Fall ist es eine Todsünde, wenn ein Verein seine erfolgreiche, glücklich aufgestiegene Mannschaft ohne Not fast komplett in guter alter Südstaaten-Sklavenhändlerart auf dem Transfermarkt verhökert und durch angeblich frische Arbeitskräfte ersetzt. Mit dieser Mentalität des frühen 19. Jahrhunderts haben Vorstand und Trainer von Fortuna Düsseldorf Schiffbruch erlitten und sind folgerichtig in die 2. Liga strafversetzt worden. Was in der ersten Saisonhälfte noch wie gute, solide Kaufmannsarbeit in Verbindung mit glücklichem Händchen, Fingerspitzengefühl und Fußballsachverstand erschien, offenbart sich jetzt als Ausverkauf von Werten, die für Fußballanhänger weltweit höchste Priorität haben.

Im Zweifelsfall – und der Abstiegskampf ist ein solcher – hat eine verschworene Gemeinschaft immer bessere Chancen als eine Ansammlung von Söldnern, die rein zeitlich  keine Chance hatten, zum echten Kollektiv zu werden.

Mal sehen, ob die Düsseldorfer Herren und Damen aus ihren Fehlern gelernt haben. Wenn nicht, sehen wir die Fortuna vielleicht demnächst in Liga 3 spielen. Unter Umständen wird der Dormagener Lumpi Lambertz dann fast wieder dort angelangt sein, wo er einstmals herkam…

Steigt Hertha schon wieder ab?

Warum geht Götze zu Bayern? Wie hoch gewinnt München im Champions-League-Endspiel gegen Dortmund? Wo schießt Lewandowski nächstes Jahr seine Tore? Relativ unwichtig im Vergleich zur Frage, ob Hertha endlich mal wieder länger als ein Jahr erste Liga am Stück zu Stande bringt.

Klar ist eins: Die wirtschaftlichen Zwänge als Erbe der Hoeneß-Ära verbieten die Verpflichtung großer Namen. Dass dies auch gar nicht wünschenswert ist und Kontinuität als Zauberwort sich immer mehr durchsetzt, zeigt nicht nur Eintracht Braunschweig. Letztlich ist auch Bayern München hauptsächlich wegen des seit Jahren eingespielten und nur mit wenigen Spielern verbesserten Kaders zur besten Mannschaft der Welt aufgestiegen.

Blicken wir zwei bis drei Niveaustufen hinunter und checken die Mannschaftsteile Herthas auf ihre Bundesligatauglichkeit (die Noten sind kein Rückblick auf erbrachte Leistungen, sondern sollen das voraussichtliche Leistungsvermögen in der 1. Liga darstellen):

Tor:

Kraft: Mit Sicherheit guter Durchschnitt in der Liga. Hervorragendes Stellungsspiel, wenn der Stürmer alleine vor ihm auftaucht. Reaktionsschnell auf der Linie. Abschläge und Abwürfe dauern seit dieser Saison nicht mehr 12 bis 15 Sekunden. Manchmal Probleme bei Fernschüssen und in der Strafraumbeherrschung bei Eckbällen oder Freistößen aus dem Halbfeld. Note 2-3

Außenverteidiger:

Pekarik: Schnörkellos mit Offensivdrang. Könnte noch öfter zur Grundlinie vorstoßen und flanken. Gegen schnelle, trickreiche Gegner in eins-zu-eins-Situationen manchmal mit Problemen. Erstligatauglich, Note 3-4

Kobiaschwili: Der fairste Spieler seit dem zweiten Weltkrieg mit guter Rückrunde in der 2. Liga. Macht viel mit meist gutem Stellungsspiel und Routine, vom Tempo her aber in der 1. Liga sicher teilweise überfordert. Bedingt erstligatauglich, Note 4-

Holland: In der Hinrunde recht souverän, in der Rückrunde selten eingesetzt, dann aber mit großen Schwächen beim Abspiel und in der Konzentration. Entwicklungsfähig, wenn er regelmäßig spielt. Für die 1. Liga noch nicht abgezockt genug, um im Abstiegskampf erste Wahl zu sein. Noch nicht erstligareif. Note 5+

Innenverteidiger:

Brooks: Die Entdeckung der Saison. Hat aber einen Hang zur Schlampigkeit, der in der 1. Liga gnadenlos bestraft werden kann. Müsste sein Kopfballspiel im gegnerischen Strafraum bei Standards verbessern. Bei weiterer positiver Entwicklung: Erstligareif. Note 4

Lustenberger: Der spielintelligenteste Verteidiger seit langem. Hervorragendes Stellungsspiel, kann das Spiel lesen, weiß, wohin der Ball des Gegners kommen wird. Deshalb in der Defensive fast ohne Foul. Ob das in der 1. Liga reicht oder ob er besser auf der Sechs eingesetzt wird, ist eine der entscheidenden Fragen der Saisonvorbereitung. Erstligatauglich (im Mittelfeld schon bewiesen). Note 3

Franz: Musste, seit er bei Hertha spielt, viel mehr einstecken, als er austeilte. Wenn er verletzungsfrei bleibt, hat er seine Erstligareife schon bewiesen. Wird aber auch nicht jünger, im Gegenteil. Immer noch recht stark im Zweikampf, schwächer im Spielaufbau. Bedingt tauglich. Note 4-

Mittelfeld:

Niemeyer: Der nimmermüde Kämpfer hat sich in der Passgenauigkeit verbessert, verschludert aber immer noch von zehn mit großem Aufwand eroberten Bällen vier mit einem Fehlpass (voriges Jahr: sieben von zehn). Muss daran und an seinem Kopfballspiel im Mittelfeld arbeiten, weil auffällig ist, dass er in mindestens jedem zweiten Spiel mit einem Gegner zusammenrasselt. Gefährlich! Das Beispiel Usdorf warnt uns! Erstligatauglich. Note 3-4

Kluge: Wurde im Laufe der Saison immer besser, wenn auch manchmal unauffällig, wie früher Andreas Schmidt. Äußerst wertvoll für die Mannschaft, großer Einsatz, hohe Laufbereitschaft. Die großen Ideen im Aufbau gehen von ihm aber nicht aus. Besteht in der Bundesliga. Note 3-

Morales: Wenn er eingesetzt wurde, war er zuverlässig zur Stelle. Hat mit Sicherheit das Potential zum Erstligaspieler. Eher in der defensiven Rolle wie Kluge oder Niemeyer, ob es für mehr (Spielgestaltung) reicht, wird die Zukunft zeigen. Bedingt bundesligareif. Note 4-

Ronny: In der zweiten Liga überragend, wenn er gut drauf ist. Es gibt aber auch Spiele, in denen er scheinbar keine Lust hat, sich ständig festdribbelt. Wenn er direkte Pässe spielt und gut aufgelegt ist, auch in der ersten Liga eine Bank. Seine Freistöße hält auch kein Erstligakeeper. Erstligareif. Note 3+

Schulz: Oft noch zu hektisch und ohne Übersicht. Vorteile: Schnelligkeit und Dribbelstärke. Flanken müssen noch genauer kommen. Großes Potential. Vorläufig nur bedingt erstligareif. Note 4-

Ben-Hatira: Nach langer Verletzungspause noch nicht der alte. Kann aber eine Außenbahn bearbeiten, im hohen Tempo den Gegner abschütteln und auch abschließen. Wenn er sich nicht selbst überschätzt und gut arbeitet: Erstligareif. Note 3-4

Ndjeng: Der Lieblingsspieler von Luhukay. Solide, ohne immer restlos zu überzeugen. Gute Einwürfe allein reichen nicht. Aber: Erfahren und taktisch diszipliniert. Bedingt erstligareif. Note 4-

Angriff:

Wagner: Hat die Erwartungen nur teilweise erfüllt. Zwar trotz seiner Größe nicht ungeschickt im Ballabschirmen und auch mit gewissen Qualitäten im Abschluss, wirkt insgesamt aber meist wie ein Fremdkörper. Das kann aber auch an der geringen Einsatzzeit liegen. Teilweise erstligatauglich. Note 4-

Ramos: Hat seine Fähigkeit, in der ersten Liga spielen zu können, schon bewiesen. Scheint trotzdem manchmal zu sensibel und müsste mehr aus seinen überragenden Fähigkeiten bei Schnelligkeit, Kopfballspiel und Abschluss vor dem Torwart machen. Note 3

Allagui: Fiel in fast allen Einsätzen in erster Linie durch sein penetrantes Durchstarten in die Abseitsposition auf, wodurch er die Mitspieler oft am passen hinderte. Gutes technisches Potential und teilweise mit abgeklärtem Abschluss. Insgesamt kaum erstligatauglich. Note 5

Lasogga: Warum der dynamische Mittelstürmer alter Prägung nur so selten zum Einsatz kommt, nachdem er seine Verletzungsfolgen seit längerer Zeit vollständig überwunden hat, bleibt Trainer Luhukays Geheimnis. Kaum ein zweiter Stürmer in Deutschland hat ein derartiges Potential, was Schusskraft und –genauigkeit, Kopfballspiel, aber auch Abstauberqualitäten und nicht zuletzt Vorbereitungsfähigkeit angeht. Deshalb muss er unbedingt gehalten werden, was aber nur bei viel höherer Spielzeit gelingen wird. Die sieben Millionen Ablöse wären kein adäquater Ausgleich für einen möglichen Verlust. Erstligareif. Note 2-3.

Fazit? Mit wenigen punktuellen Verstärkungen in Abwehr und Mittelfeld sollte die Klasse zu halten sein, wenn das Mannschaftsgefüge stimmt. Das aber ist ja bisher als große Stärke von Trainer Luhukay (vom „Fall“ Lasogga abgesehen) ausgemacht worden. Wenn man ihn denn in Ruhe arbeiten lässt und nicht gleich in Frage stellt, falls mal vier Spiele hintereinander verloren werden, was mit Sicherheit geschehen wird…

Chancengleichheit? Die Kasachen und der Jetlag!

In der kasachischen Fußballnationalmannschaft spielen nur zwei oder drei Spieler mit, die nicht russischer oder deutscher Abstammung sind. Sie zeichnen sich durch so schöne Namen wie Chajrullin oder Konysbajew aus. Als Nachfahren einstmals westwärts ziehender Reitervölker sind sie lange Reisen vielleicht gewöhnt und gegen so etwas wie einen Jetlag immun. Aber alle anderen?

Beim Galoppreiten gibt es das sogenannte Handicap, d.h., dass ein Jockey, der sehr leicht ist und dessen Pferd dadurch weniger zu tragen und somit einen Vorteil beim Rennen hat, ein entsprechendes Ausgleichsgewicht tragen muss. Einfacher gesagt handelt es sich um die Prinzipien von Fairness und Chancengleichheit.

Bei den Fifa-WM-Qualifikationsspielen trat Deutschland innerhalb von fünf Tagen zwei Mal gegen Kasachstan an. Mit ausgefeilter Logistik wurde verhindert, dass die deutschen Spieler in Kasachstan dem Jetlag unterlagen, gibt es doch einen Zeitunterschied von immerhin fünf Stunden. Anreise kurz vor dem Spiel, Verdunklung von Zimmern und sonderbare Zeiten der Nahrungsaufnahme wurden generalstabsmäßig geplant und durchgeführt, um die innere Uhr der Spieler auf deutscher Zeit zu halten. Ob das gelungen ist, mag sich angesichts der Leistung beim 3:0 im ersten Spiel jeder selber überlegen. Beim Rückspiel, das um 20.45 Uhr, also zur besten Champions-League-Zeit angepfiffen wurde, musste man sich sowieso keine derartigen Gedanken machen.

Wie sahen die beiden Spiele nun aber aus der Sicht der kasachischen Spieler aus? Beim Hinspiel konnten sie natürlich kaum Tricks anwenden, um die Zeit künstlich zu verändern, so dass das Spiel zur auch für sie ungewöhnlichen Zeit von 24 Uhr begann. Keine leistungsfördernde Anfangszeit und somit eine klare Benachteiligung.

Niemand hat aber bisher auch nur ein Wort darüber verloren, dass die 20.45 Uhr vom Rückspiel in Nürnberg für die Kasachen nach ihrer Zeit 1.45 Uhr bedeuteten, Spielende war dann also gefühlt 3.30 Uhr und somit die zweite grobe Benachteiligung. Ich möchte gerne das Jammern der deutschen Profis hören, wenn sie unter diesen Vorzeichen hätten antreten müssen.

Nur Manuel Neuer hat uns kurz nach der Pause vorgemacht, wie es um die Konzentrationsfähigkeit steht, wenn man zu derart absurden Zeiten spielen muss. Faire Geste!

Mitternachtstango

Neben dem kicker-Almanach ist der Diercke Weltatlas auch in Zeiten von Google und Wikipedia mein liebstes Nachschlagewerk. Und da es besonders heutzutage wichtig ist, exakte Quellenangaben zu liefern, gebe ich nach bestem Wissen und Gewissen an: Diercke Weltatlas, Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1974, 7. Auflage der Neubearbeitung 1975 (191. Auflage), S 192, Karte II „Zeitzonen“.

Was können wir der Karte entnehmen? Richtig, Alma Ata (von Astana war bei Auflegung des Werkes noch nicht mal in ZK-Kreisen die Rede) ist vier Zeitzonen von der unseren entfernt. Da die Ex-Sowjetunion immer auf Sommer-, wir aber noch auf Winterzeit gepolt sind, sind die Kasachen uns sogar fünf Stunden voraus. Wenn wir uns zum heutigen Länderspiel zur besten Freitagabendzeit um 19 Uhr anlässlich des WM-Qualifikationsspiels Kasachstan – Deutschland das erste Bier aufmachen, ist es in Astana demnach 24 Uhr und mit dem Anpfiff ist es sogar Sonnabend, null Uhr. Ob die Menschen in Astana, vorausgesetzt in der Retortenstadt wohnt überhaupt schon jemand, der Lust hat, sich ein Fußballspiel anzusehen, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Heimniederlage endet, die Anstoßzeit besonders lustig finden? Abgesehen von dem einen Dreihundertfünfundsechzigstel der Bevölkerung, das am 23.3. Geburtstag hat: Diese glücklichen Menschen können sozusagen mit dem Anstoß anstoßen! Kommt auch nur ein Mal im Leben vor. Aber sonst? Gehen Kinder ins Stadion, wenn das Spiel gegen zwei Uhr nachts beendet ist? Werktätige, die am nächsten Morgen arbeiten müssen? Alle anderen Menschen, die gerne auch mal nachts schlafen wollen?

Warum findet dann ein Spiel, noch dazu bei der in Astana sowieso schon tagsüber herrschenden saumäßigen Steppenkälte mitten in der Nacht statt? Ganz klar: Das deutsche Fernsehen zahlt mit immer noch genügend harten Euros, kasachische Funktionäre nehmen dieses Taschengeld (wird natüüürlich in die Jugendarbeit des Verbandes gesteckt) gerne mit oder ohne Quittung entgegen und schon ist ein Spielbeginn um 24 Uhr Ortszeit kein Problem. Eigentlich beginnen alle Spiel in Kasachstan um diese Zeit, meist sogar erst um ein bis zwei Uhr…

Irgendjemand hat mal gesagt, dass Geld den Charakter verdirbt. Scheint recht zu haben…

P.S.: Kasachstan liegt laut Korruptionswahrnehmungsindex auf Platz 133 von 174 Ländern.

11 mm Fußball-Filmfestival-Eröffnungsveranstaltung: „Nabendallerseits“

Zum zehnten Mal gibt es das Fußball-Filmfestival in Berlin. Zur Eröffnungsveranstaltung im Kino Babylon in Mitte kann man den einen oder anderen Bekannten aus der Gemeinde „50 Jahre Bundesliga“ von nahem sehen und hören. Moderiert wird vom gut aufgelegten Heribert Faßbender, der uns zu Beginn recht ausführlich erklärt, wie es zu seinem berühmt-berüchtigten Eröffnungs-Akt „Nabend allerseits“ gekommen ist. Als Beweis wird ein uralter Mitschnitt einer Sportschau gezeigt, in der der noch nicht ergraute Heribert folgerichtig „Guten Abend, meine Damen und Herren“ sagt. Soviel zum Thema Geschichtsklitterung, zu der am Ende des Abends Rudi Gutendorf, vermutlich einziger noch lebender Trainer der ersten Bundesliga-Saison, sein Teil in einer Art und Weise beitragen wird, die dem ZK der KPdSU alle Ehre gemacht hätte.

Walter Eschweiler gibt alkoholgeschwängerte Anekdoten aus Hotelbars und über Botschaftsempfänge zum Besten und erzählt zum hundertsten Mal von seinem Zusammenstoß mit anschließender unvollendeter Rolle Rückwärts im 82-er WM-Spiel Italien-Peru. Neu ist nur, dass eine Tierärztin die Erstversorgung übernahm und sich Hans-Dietrich Genscher in der Halbzeitpause nach dem werten Befinden erkundigte. Michael Preetz, dem Lokalpatriotismus geschuldet, spricht als Torschützenkönig und ehemaliger Spieler von Wattenscheid 09, was, laut Faßbender, nur die wenigsten wissen. Der Verfasser dieser Zeilen weiß noch viel mehr, nämlich dass Preetz im letzten Saisonspiel 1995/96 für Wattenscheid, schon von Hertha verpflichtet, aus drei Metern neben das leere Tor schoss, ansonsten hätte Hertha sehr viel mit dem Abstieg (ein Jahr später erfolgte der Aufstieg) zu tun gehabt…

Nach dem Besten aus der ARD-Historien-Serie zur 50. Bundesliga-Saison spricht Faßbender mit Axel Kruse, Olaf Thon, Klaus Fischer und „Otto“ Kleff, die uns klar machen, dass früher alles besser, kameradschaftlicher (Eschweiler zu Hölzenbein nach dessen Schwalbe: “Dat müssn wir aber noch ein bisschen üben…“) und Bestechlichkeit und Meineide eigentlich lässliche Jugendsünden waren. Kleff  muss man das Mikrofon schon fast mit körperlicher Gewalt entwinden, weil er gar nicht mehr aufhört, alte Schrullen von der Feindschaft Weisweiler-Netzer zum Besten zu geben.

Unerwarteter Höhepunkt des Abends wird aber das Gespräch mit Rudi Gutendorf, mittlerweile 85 Jahre alt und etwas langsamer als früher, aber immer noch für die eine oder andere Überraschung gut. Wer hätte schon gewusst, dass er mit Salvador Allende in dessen  Privatwohnung Whiskey getrunken hat, sicherlich schottischen und keinen vom US-Amerikanischen Klassenfeind. Nach dem Putsch hat der Botschafter einen Platz für Rudi in der letzten Lufthansa-Maschine, die Chile verließ, gebucht. So wurde Gutendorf durch die weltpolitischen Ereignisse um die WM-Teilnahme 1974 als chilenischen Trainer  und das Spiel gegen Deutschland in Berlin gebracht, das Deutschland aber nicht, wie sich Gutendorf falsch erinnerte 2:0 durch Overath-Tore, sondern 1:0 durch ein Breitner-Tor gewann.

Den modernen Pressing-Fußball scheint auch Gutendorf erfunden zu haben, wenn man der Geschichte glauben darf, dass sich Uwe Seeler nach dem Spiel in Meiderich beklagte, dass er gar keine Zeit zur Ballannahme gehabt hätte, weil immer sofort zwei Meidericher Spieler auf seinen Füßen standen. Dass Seeler selber durch ein unkluges öffentliches „Wo liegt eigentlich Meiderich?“ für gewisse Motivationsschübe beim Gegner sorgte und so ein 4:0 für Meiderich ermöglichte, soll nicht unerwähnt bleiben, ebenso wie die Tatsache, dass die Hamburger Spieler nach dem Spiel laut Gutendorf heulend in der Kabine saßen. Gutendorf führte Meiderich zur Vize-Meisterschaft der ersten Bundesliga-Saison und der HSV wurde nur sechster.

Faßbender glänzt durch Detailkenntnisse („Meiderichs stürmende Verteidiger Sabbath und Heidemann…“) und man fragt sich nur, warum Gutendorf  durchschnittlich weniger als ein Jahr pro Verein/Land verbrachte (56 Trainerstationen in 50 Jahren), wenn er der erfolgreiche, innovative Trainer war, als den er sich und Heribert Faßbender ihn sieht.

Als Abschlussbonbon erzählte Gutendorf noch von seinem Ruanda-Engagement, wo er es war, der Tutsi und Hutu nach dem Bürgerkriegs-Massaker miteinander versöhnte, indem er in der Nationalmannschaft jeweils 9 Spieler von jeder Ethnie in den Kader berief. Dass sie allerdings die Elfenbeinküste nicht geschlagen hatten, wie Gutendorf zweimal stolz erwähnte, sondern das Spiel nur 2:2 ausging (immerhin!) erfuhr die versammelte Gemeinde durch den Zwischenruf eines ARD-Mitarbeiters, der einen Film über die Geschehnisse angefertigt hatte…

Ein runder Abend für die jung gebliebene Fußballergeneration zwischen 40 und 60, genau im Trend der Überalterung der Gesellschaft liegend. Mal sehen, was die Filme des Festivals bringen werden…