Hochmut kommt vor den Toren

Der Torhüter Marc-André ter Stegen ist mit seiner latenten Aggressivität und nicht unerheblichen Arroganz, was die Beurteilung der eigenen Leistung betrifft, auf den ersten Blick nicht der angenehmste Zeitgenosse. Aber vielleicht hat er ja versteckte Qualitäten charakterlicher Art, die dem gemeinen Fußballfan aus der Distanz des Oberrings oder des Großbildfernsehers verborgen bleiben.

Seine fußballerischen Leistungen, die ihm schon in jungen Jahren einen festen Platz in Jogi Löws Eliteensemble einbrachten, sind, was die Saison 2011/2012 bei Borussia Mönchengladbach angeht, sicher unbestritten. Dass aber die Nationalmannschaft (in der nächsten Zeit) mehr als eine Nummer zu groß für ihn ist, zeigt ein kurzer Blick in die Statistik.

In seinen drei Länderspielen kassierte ter Stegen sage und schreibe 12 Tore, was den andorraverdächtigen Schnitt von vier Toren pro Spiel ergibt.

In der länger als ein Jahrhundert dauernden glorreichen Geschichte der deutschen Nationalmannschaft kann da nur der bedauernswerte Heinrich Kwiatkowski mithalten, der in seinen vier Länderspielen 18 Tore kassierte, einen großen Teil davon allerdings im legendären 3:8 bei der 54er WM gegen Ungarn, als Herberger die Reservemannschaft ins Rennen schickte, um anschließend vom aufgebrachten deutschen Fußballvolk ob der Demütigung als unfähig bezeichnet zu werden. 14 Tage später war er Weltmeistertrainer, und alle hatten schon immer gewusst, was für ein Fuchs Herberger doch war…

Noch liegt ter Stegen also knapp vor Kwiatkowski. Wenn er noch ein Länderspiel bestreiten darf, was der geballte Fußballsachverstand des Trainerteams verhindern möge (solange ein genialer Torhüter wie Weidenfeller nicht mal im Aufgebot ist), und Deutschland 6:0 verlöre, was mit ter Stegen im Tor ja nicht unwahrscheinlich wäre, hätte er den Rekord von Kwiatkowski zumindest egalisiert. Wir sind gespannt!

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