Chancengleichheit? Die Kasachen und der Jetlag!

In der kasachischen Fußballnationalmannschaft spielen nur zwei oder drei Spieler mit, die nicht russischer oder deutscher Abstammung sind. Sie zeichnen sich durch so schöne Namen wie Chajrullin oder Konysbajew aus. Als Nachfahren einstmals westwärts ziehender Reitervölker sind sie lange Reisen vielleicht gewöhnt und gegen so etwas wie einen Jetlag immun. Aber alle anderen?

Beim Galoppreiten gibt es das sogenannte Handicap, d.h., dass ein Jockey, der sehr leicht ist und dessen Pferd dadurch weniger zu tragen und somit einen Vorteil beim Rennen hat, ein entsprechendes Ausgleichsgewicht tragen muss. Einfacher gesagt handelt es sich um die Prinzipien von Fairness und Chancengleichheit.

Bei den Fifa-WM-Qualifikationsspielen trat Deutschland innerhalb von fünf Tagen zwei Mal gegen Kasachstan an. Mit ausgefeilter Logistik wurde verhindert, dass die deutschen Spieler in Kasachstan dem Jetlag unterlagen, gibt es doch einen Zeitunterschied von immerhin fünf Stunden. Anreise kurz vor dem Spiel, Verdunklung von Zimmern und sonderbare Zeiten der Nahrungsaufnahme wurden generalstabsmäßig geplant und durchgeführt, um die innere Uhr der Spieler auf deutscher Zeit zu halten. Ob das gelungen ist, mag sich angesichts der Leistung beim 3:0 im ersten Spiel jeder selber überlegen. Beim Rückspiel, das um 20.45 Uhr, also zur besten Champions-League-Zeit angepfiffen wurde, musste man sich sowieso keine derartigen Gedanken machen.

Wie sahen die beiden Spiele nun aber aus der Sicht der kasachischen Spieler aus? Beim Hinspiel konnten sie natürlich kaum Tricks anwenden, um die Zeit künstlich zu verändern, so dass das Spiel zur auch für sie ungewöhnlichen Zeit von 24 Uhr begann. Keine leistungsfördernde Anfangszeit und somit eine klare Benachteiligung.

Niemand hat aber bisher auch nur ein Wort darüber verloren, dass die 20.45 Uhr vom Rückspiel in Nürnberg für die Kasachen nach ihrer Zeit 1.45 Uhr bedeuteten, Spielende war dann also gefühlt 3.30 Uhr und somit die zweite grobe Benachteiligung. Ich möchte gerne das Jammern der deutschen Profis hören, wenn sie unter diesen Vorzeichen hätten antreten müssen.

Nur Manuel Neuer hat uns kurz nach der Pause vorgemacht, wie es um die Konzentrationsfähigkeit steht, wenn man zu derart absurden Zeiten spielen muss. Faire Geste!

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