Archiv der Kategorie: Hertha

Nach 29 Jahren: Die Wahrheit über Herthas Niedergang!

Als ob wir’s nicht gewusst hätten: Es kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, als Hertha 1986 für zwei Jahre in die Drittklassigkeit verbannt wurde (damals keine 3.Liga, sondern die dröge Amateuroberliga Berlin mit u.a. Lichterfelder SU, Rapide Wedding, 1.Traber FC, die wirklich in der Mitte der Trabrennbahn Mariendorf spielten, allerdings nicht nur eine Freizeitmannschaft der Jockeys und Pferdepfleger war). Am vorletzten Spieltag der Saison 1985/86 erzielte ein gewisser Souleyman Sane drei Minuten vor Schluss das 1:1 vor 5.312 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Olympiastadion, was Freiburg rettete und Hertha hinter Freiburg absteigen ließ. Natürlich werden wir nicht herausbekommen, ob Herr Sane nur deshalb noch genug Kraft hatte, das Tor zu erzielen, weil er sich unterstützender Mittel bedient hatte, die über den obligatorischen Pausentee weit hinaus gehen. Aber denkbar wäre es schon. Und ob Stuttgarts Meisterschaft 1984…
Beim Thema Doping machen natürlich alle dicht. Der einzige, der sich Doping im Fußball nicht nur vorstellen konnte, sondern genau darüber in seinem Buch „Anpfiff“ 1987 berichtete, war der stets vernünftige und zurückhaltende Toni Schumacher, was ihn allerdings prompt seine Restkarriere kostete. Co-Moderator Scholl denkt dagegen, dass Spieler die Versuchskaninchen der bösen Ärzte waren, die von Nichts wussten. Wer’s glaubt. Und dass Doping im Fußball nichts bringt? Natürlich sind Anabolika blödsinnig, obwohl Fußballer heute (damals nur Antony Baffoe von Fortuna Köln) manchmal schon entfernt an aufgepumpte 100-m-Läufer erinnern, aber einen Waschbrettbauch kann man sich schließlich auch ohne Mittelchen im Kraftraum erarbeiten. Was auf jeden Fall denkbar ist, wenn man an die Aggressivität einiger Spieler denkt, sind Aufputschmittel, die das Koordinationsvermögen bestimmt nicht so weit mindern, dass man keinen Ball mehr geradeaus schießen kann. Allerdings könnte das die oftmals unverständlichen und hanebüchenen Fehlpässe einiger Profis in ganz neuem Licht erscheinen lassen, so dass der Gedanke an Doping geradezu folgerichtig ist. Aber bestimmt ist alles nur ein Relikt aus dem vergangenen Jahrtausend. Heute ist natürlich alles sauber. Es gibt ja Dopingproben, die fast immer negativ sind (bis auf bei einigen Idioten, die sich beim Kiffen erwischen ließen). Übrigens: Jan Ullrich ist nie positiv getestet worden…

Herthas Chancen im Abstiegskampf 2015

Wie sich doch die Zeiten ändern: Als Hertha im Jahre 1975 zum fünften und bisher letzten Mal deutscher Vizemeister wurde, war der FC Augsburg 12. der neugegründeten 2. Bundesliga Süd. Zwischen 1984 und 2006 pendelte der FC Augsburg zwischen Regionalliga Süd (3. Liga) und Bayernliga (4. Liga), ohne sich recht für eine Spielklasse entscheiden zu können. Zu dieser Zeit gibt es sogar gewisse Parallelen zu Hertha, die auch zwischen erster und sogar dritter Liga (1986-1988) wechselten, bis man sich ab 1997 wieder in der Bundesliga etablierte. Seit geraumer Zeit scheint aber der Weg der beiden Traditionsvereine zugunsten Augsburgs zu verlaufen: Während Hertha seit fünf Jahren zwischen Ab- und Aufstieg hin und her taumelt, ohne die Balance zu finden, entwickelte sich der FC aus Augsburg, einer Stadt mit immerhin 260.000 Einwohnern, also fast so viele wie Spandau, stetig vorwärts, um nach dem Aufstieg 2011 und zielstrebiger, unaufgeregter und auf Kontinuität setzende Arbeit jetzt auf Platz 5 der Tabelle angelangt zu sein. Aus Berliner Sicht könnte man neidisch sein, wenn die Fehler bei der Hertha nicht zum größten Teil hausgemacht wären.
Morgen kommt es aus Hertha-Sicht zu einem vorentscheidenden Spiel gegen den möglichen Abstieg. In den drei bisherigen Heimspielen seit Erschaffung der Welt, gewann Hertha genau ein Mal (beim mit mehr als 77.000 Zuschauern bestbesuchten Zweitligaspiel aller Zeiten am letzten Spieltag der Saison 2010/11, bei dem pikanterweise der jetzige Herthatrainer Pal Dardai verabschiedet wurde) und zweimal trennte man sich unentschieden. Was sagt uns diese Statistik: Nichts!
Also weiter geforscht. Hertha hat nach 22 Spielen 21 Punkte und damit zwei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. 2010 hatte man ganze 12 Punkte und sieben Punkte Rückstand (am Saisonende waren es 24 Punkte bei 9 Punkten Rückstand). 2012, beim bisher letzten Abstieg, standen nach 22 Spielen 20 Punkte zu Buche, womit man auf einem Nichtabstiegsplatz war und am Ende hatte Hertha 31 Punkte, was fünf zuwenig war. Und das heißt: Eigentlich gar nichts, außer dass Hertha das Wasser bis zum Halse steht und noch mindestens fünfmal gewonnen werden muss, wenn man nicht wieder absteigen will. Da man gegen Schalke, Bayern, Gladbach, Dortmund und Hoffenheim eher nicht mit Punkten rechnen sollte, genau wie zuhause gegen Köln, der zweitbesten Auswärtsmannschaft, ist der Abstieg zu 70% sicher, wenn Augsburg nicht besiegt wird…

Die englischen TV-Milliarden und warum sie uns egal sein können…

In Zukunft schüttet das Füllhorn des Privatfernsehens über die englischen Premier-League-Clubs jährlich ca. drei Milliarden Euro aus. Unsere gebeutelten Bundesliga-Vereine erhalten nur schäbige (ca.) 900 Millionen. Können deutsche Fußballer, die nach England abwandern, jetzt mit dem dreifachen Salär rechnen? Oder zahlen die Vereine ab der nächsten Saison statt dreißig locker neunzig Millionen Ablöse? Egal – von mir aus können die Engländer mit ihrem Fernsehgeld auch in goldene Torpfosten investieren – die Auswirkungen auf den deutschen Fußball werden arg begrenzt bleiben. Deshalb ist auch die teilweise panische Reaktion vieler Manager unverständlich, die uns gleich wieder Anstoßzeiten von Sonntag 12 Uhr oder Dienstag 22.30 Uhr aufschwatzen wollen. Welche deutschen Profis werden denn in Massen dem Lockruf des Geldes nach London, Manchester oder Liverpool folgen? Und: Wird es diesen Ruf überhaupt geben? Selbst wenn drei bis fünf Top-Spieler nach England wechseln wollen – was soll’s. Sie können ja vorher sicherheitshalber die Herren Podolski oder Schürrle nach ihren Erfahrungen fragen. Angst vor einem Ausverkauf der Bundesliga braucht niemand zu haben. Spieler wie z.B. Marvin Plattenhardt, der ja durchaus talentiert sein mag, leider aber gegen Freiburg kürzlich wieder an zwei von zwei Gegentoren beteiligt war (insgesamt an vier Toren in drei Spielen), laufen auf der Insel zehntausende herum, dafür wird kein englischer Manager sein Geld verbrennen, auch wenn er sonst nicht weiß, wohin damit. Und die Chancenungleichheit im Europapokal, wie man früher sagte? Bei den Russen spielen nur noch teure Ausländer, ohne dass mir überragende Ergebnisse dieses Landes bekannt wären. Alles halb so schlimm, sollen die Engländer von mir aus mit ihren Fernsehgeldern glücklich werden. Man muss nicht jeden Unsinn kopieren.
Die Erfahrung lehrt, dass Geld zwar manchmal auch das eine oder andere Tor schießen kann, ein Elfmeterschießen wird aber kein Geld der Welt erfolgreich bestreiten…

Der neue Besen

Auf der Hertha-Website wollte man uns neulich weismachen, dass Pal Dardai der erste als neuer Besen eingestellte Hertha-Übungsleiter sei, der nach einer Trainerentlassung mit einem Sieg startete. Was soll uns das sagen? Wenn’s so gut anfängt, geht es automatisch noch besser weiter? Unsinn! Es gibt keinen Automatismus und schon gegen Freiburg kann alles wieder kippen, wenn das Glück nicht zur Seite steht oder der Schiedsrichter etwas gegen einen Hertha-Sieg hat. Wobei es gerade die Schiedsrichter in letzter Zeit recht gut mit Hertha meinten. So wenige krasse Fehlentscheidungen gab es selten, allerdings pfeifen die Herren Rafati und Stark, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, seit geraumer Zeit keine Hertha-Spiele mehr. Um auf Pal Dardai zurückzukommen: Ich fühlte mich an die Worte von Stefan Heym am 4.11.1989 auf dem Alexanderplatz erinnert, als er sagte: “Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen, nach all den Jahren der Stagnation…“ Wenn bei Hertha die Stagnation zwar auch nicht vierzig Jahre, sondern nur ein Jahr dauerte, so spürte man die veränderte Stimmung in der Mannschaft von der ersten Sekunde des Spiels in Mainz an. Und wie Jos Luhukay immer richtig sagte: „Mentalität schlägt Qualität!“, nur dass er die richtige Mentalität nicht mehr aus den Spielern herausholen konnte. Pal Dardai kann genau das, allerdings sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass sich das Aufpushen einer Mannschaft auch im Laufe der Zeit abschleifen wird. So etwas klappt vielleicht ein Sommermärchen oder eine Rückrunde lang, um einen Abstieg zu vermeiden, langfristig benötigt man aber eine stringente Linie, pathetisch gesagt, eine Vision, um einen Verein nach vorne (oben) zu bringen. Ob Pal Dardai dafür der richtige Mann ist, wage ich zu bezweifeln, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren…

Ende der Ära Luhukay – steigt Hertha jetzt schon wieder ab?

Nun gut, vergessen wir unser dummes Geschwätz von gestern, wird sich Michael Preetz im Angedenken an Konrad Adenauer selig gedacht haben, und legen wir Jos Luhukay nicht den Arbeitsvertrag mit unbegrenzter Laufzeit, sondern die Kündigung vor. Natürlich ist der Trainer schuld, wenn die Mannschaft in der 90. Minute einen 4:2-Vorsprung verspielt (gegen Frankfurt), wenn Peter Niemeyer die Orientierung verliert und Richtung eigenes Tor dribbelt (vorm 0:5 gegen Hoffenheim), wenn Hosogai aus 1,37 m Entfernung gegen den Pfosten statt ins Tor köpft (gegen Leverkusen)… Der Trainer ist immer schuld, also wird er entlassen. Die Fakten sind natürlich: Im gesamten Jahr 2014 und zu Anfang 2015 hat Hertha eine katastrophale Bilanz. Spielerisch geht wenig bis nichts, ständig wird gewechselt (nicht nur wenn Verletzungen dies bedingen), es gibt Lieblingsspieler (Ndjeng), die trotz überwiegend schwacher Leistungen immer wieder gebracht werden, junge Spieler werden übertrieben kritisiert (Brooks machte gegen Bremen genau einen einzigen Fehler, der zwar zu einem Tor führte, spielte sonst aber äußerst konzentriert und souverän) und fast alle der neun (!) Sommertransfers, die der Trainer ja zumindest absegnet, wenn nicht gar veranlasst, sind Flops.
Aber trotzdem: Herthas Erfahrung in der Bundesligageschichte lehrt, dass ein Trainerwechsel nur ein Mal einen Abstieg verhindert hat (2004 mit Hans Meyer). Weder Fiffi Kronsbein (1980) noch Rudi Gutendorf und Jürgen Sundermann (1986), Pal Csernai, Peter Neururer und Karsten Heine (1991), Friedhelm Funkel (2010) oder Michael Skibbe und Otto Rehhagel (2012) konnten einen Abstieg verhindern. Insofern kann man, wenn die Statistik Recht hat, Michael Preetz schon jetzt zum dritten Abstieg seiner noch jungen Managerkarriere gratulieren. Aber noch ist nicht aller Tage Abend…
Immerhin war Jos Luhukay, unter dessen Regie die Mannschaft in der Hinrunde 2013/2014 so begeisternden Fußball gespielt hat (6:1 gegen Frankfurt, 2:1 in Dortmund als Höhepunkt) zweieinhalb Jahre Hertha-Trainer, eine Zeitspanne die nicht vielen in den letzten fünfzig Jahren vergönnt war. In der ewigen Tabelle der Hertha-Trainer nimmt er nun mit 87 Punktspielen einen ehrenvollen fünften Platz ein. Länger als er waren nur Helmut Kronsbein (311 Spiele), Jürgen Röber (206), Falko Götz (105) und Sir Georg Kessler (102) im Amt. Vierundzwanzig Fußballlehrer durften die Blau-weißen für 77 bis 4 (Skibbe) Spiele betreuen.
Auch die „Luhukay-raus“-Schreihälse werden sich später gerne an den netten Herrn aus Holland erinnern…

Unschärfen im Abstiegskampf

Neulich in der Kneipe beichtete uns eine Freundin, die als vielleicht nicht fanatische aber doch jahrzehntelange, ernsthafte und aufrichtige Anhängerin des VfB Stuttgart bekannt ist (Hansi Müller, Thomas Berthold…), wozu sie als gebürtige Schwäbin auch ein moralisches Recht, wenn nicht gar eine Pflicht hat, dass sie auch dem Sport Club aus Freiburg im Abstiegskampf der kommenden Monate die Daumen drücke! Die einige Sekunden währende Sprachlosigkeit wich Ungläubigkeit, ist es doch eine nicht zu leugnende Tatsache, dass die Fußballanhänger im Dreieck Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart sogar eine Niederlage der eigenen Mannschaft akzeptieren würden, wenn man damit eine (möglichst hohe, vielleicht sogar deprimierende, im besten Falle demütigende) Niederlage der verfeindeten Clubs forcieren könnte. Nun gut, die Freundin machte frühkindliche Fehlprägungen wegen Umzügen ins benachbarte Gebiet für ihre mentale Schieflage geltend. Und als seit ewigen Zeiten in Berlin lebende Spätzleschaberin ist sie sogar Hertha nicht offen feindlich gesonnen, was man ja sogar von den meisten Urberlinern nicht ohne weiteres sagen kann. Ja, wer soll denn nun absteigen? Nichts leichter als das: Schon beim folgenden Bier einigten wir uns auf Paderborn, den HSV und den 1. FC Köln, der wirklich lange genug reüssiert hat (österreichische Trainer wären ein anderes Kapitel). Alternativ ist Borussia Dortmund, allen Beteuerungen tatsächlicher oder vermeintlicher Experten zum Trotz, noch nicht deshalb gerettet, weil sie zur Abwechslung auswärts mal einen Punkt ergattert haben. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung der abwärts gerichteten Spirale im Abstiegskampf darf man nicht unterschätzen. Und vielleicht gibt es ja noch einen ganz anderen Kandidaten. Drei Niederlagen hintereinander können bei dem engen Tabellenbild schon ganz herrlich katastrophale Perspektiven aufzeigen. Sind Mainz und Hannover eigentlich schon sicher…?

Der Winter kommt: Endlich wieder Fußball…

Jedes Jahr zum Frühlingsbeginn, wenn die ersten milden Tage das Leben wieder schöner machen, sieht man in den Zeitungen oder Berichten des Regionalfernsehens zwei junge Mädchen, wie sie auf einer Caféterrasse Eis essend in die Kamera lächeln. Nach jeder langen Trockenperiode im Sommer gibt es nach dem ersten Unwetter ein Fischsterben, kurz vor der Heiligabendbescherung hetzen Menschen durch die Kaufhäuser, um die letzten Weihnachtseinkäufe zu tätigen…es ist immer das Gleiche. Und natürlich: Nur naive Menschen glauben, dass diese Berichte jedes Jahr neu gedreht oder aufgenommen werden. Dafür gibt es Archive, auf die der Redakteur zurückgreifen kann und nur alle paar Jahre, wenn Mode- oder Frisurenwechsel es gebieten, wird der Quatsch neu aufgenommen. Und da der Fußball sich vom übrigen gesellschaftlichen Leben natürlich nicht abkoppelt, im Gegenteil die Rituale hier noch ausgeprägter als in anderen Lebensbereichen sind, kommt auch dieses Jahr wieder mit dem Beginn der richtig kalten Temperaturen das Ende der Winterpause. Am Mittwoch, wenn die Nachttemperatur auf minus 4 Grad absinkt (im Dezember und Januar gab es Nächte mit plus 8 Grad als Tiefsttemperatur!), muss ich ins Olympiastadion gehen und Hertha gegen Leverkusen ertragen. Mit welcher Erwartung geht man zu so einem Spiel? Hauptsache, sich nichts abfrieren, Ergebnis nebensächlich…
Aber der Fußballanhänger (Bayern-„Fans“ mal ausgenommen) lebt von der Hoffnung auf Besserung: Vielleicht geschieht ja ein Wunder und das Spiel der Blau-Weißen erwärmt uns!

Warum Hertha gegen Werder gewinnen wird…

Hertha ist genau auf dem richtigen Weg: Mit großer Zielstrebigkeit wird in der Winterpause gearbeitet und dementsprechend werden die Ergebnisse in den Testspielen ständig besser. Einem ordentlichen 1:3 gegen den Drittligisten Hallescher FC folgte ein standesgemäßes Unentschieden im Derby gegen Energie Cottbus. Und jüngst wurde diese Bilanz durch ein geradezu sensationelles 1:1-Unentschieden im Trainingslager in Belek gegen die Young Boys aus Bern, immerhin derzeit Dritter der schweizerischen Liga (auch wenn diese eher der deutschen 2. Liga entspricht), noch einmal enorm aufgehübscht. Die „Niederlage“ im Elfmeterschießen wollen wir großzügigerweise nicht überbewerten. Also: Eine stetige Verbesserung der Ergebnisse ist zu erkennen. Vielleicht sollten noch kurzfristig Freundschaftsspiele gegen den Adlershofer BC (Landesliga, 1. Abteilung = 7. Liga) oder Eiche Köpenick II (Kreisliga C, 2. Abteilung = 11. Liga) vereinbart werden, um die aufsteigende Ergebnislinie, die ja das nötige Selbstbewusstsein zum so wichtigen Rückrundenstart beim Tabellennachbarn Werder Bremen vermitteln kann, fortzusetzen. Im Trainingslager wird jetzt übrigens in erster Linie das Angriffsspiel trainiert. Hat Luhukay die Abwehr schon kampflos aufgegeben? Im Mittelfeld soll ja auch nicht alles perfekt sein. Viele Baustellen bei Hertha, nur eine nicht: Wer es irgendwie ermöglichen kann, sollte sich Ronnys Elfmeter aus dem Elfmeterschießen gegen Bern ansehen (youtube, Hertha-Website). Ronny schmetterte den Ball mit solcher Brutalität unter die Latte, dass nur das Wunder neuester Tornetztechnologie den Ball daran hinderte, direkt in die Erdumlaufbahn einzuschwenken…Unglaublich!

Ausbildungsverein Hertha

Wieder einer weg! Wie so viele vor ihm (Kevin-Prince Boateng, Jerome Boateng, Askan Dejagah, Sejad Salihovic, Ibrahima Traoré, Chinedu Ede, Manuel Schmiedebach, Richard Strebinger und Elias Kachunga aber auch Ivica Olic….) geht jetzt auch Hany Mukhtar den Weg der Talente: Bloß weg von Hertha. Nun gut, es gibt Gründe, bei jedem Spieler sind sie individueller Natur: Die Boatengs hatte Händeleien, um nicht das grobe Wort Prügel zu benutzen, mit Trainer Götz und Arne Friedrich, Salihovic hatte in Berlin zu viel Ablenkung und falsche Freunde, was ihm in Hoffenheims dörflicher Umgebung gnadenlos entzogen wurde, so dass er sich aufs Fußballspielen konzentrieren konnte und, und, und…Wenn man nur überlegt, wie viele Millionen der Verein gespart hätte, wenn man einen Elias Kachunga, den man ja nicht aus Lust und Laune, sondern nach langwieriger Analyse seiner Fähigkeiten nach Berlin geholt hatte, gehalten hätte und keinen alternden Star namens Kalou hätte holen müssen, bekommt man unweigerlich sooo einen dicken Hals…
Mukhtars Abgang hat zwei Seiten. Einerseits hat er in den vielen Einsätzen, die er für Hertha absolvieren durfte, nie auch nur den Hauch einer überdurchschnittlichen Klasse angedeutet, andererseits handelte es sich, außer in Vorbereitungs- und Freundschaftsspielen auch meist nur um Kurzeinsätze. Immerhin wurde er mit der deutschen U 19 Europameister (obwohl es auch dort sogar dem gutwilligen Betrachter schwerfiel, so etwas wie Bundesliganiveau in Mukhtars Spielweise zu entdecken) und die DFB-Verantwortlichen haben mit Sicherheit den Überblick über sämtliche Talente, die im deutschen Fußball aus dem Meer hunderttausender Jugendspieler auftauchen. Das heißt: Bessere Mittelfeldspieler gibt es in Deutschland nicht in diesem Alter, was allerdings noch keine hundertprozentige Gewähr dafür ist, dass sich der Spieler auch weiterentwickelt.
Eine schwere Entscheidung der sportlichen Leitung, aber da abzusehen ist, dass Mukhtar auch im kommenden Halbjahr nicht viel mehr Einsatzzeiten bekommen wird, und er dann bei auslaufendem Vertrag sowieso den Verein verlässt, ist die Entscheidung, ihn jetzt für 500.000 € (plus Gehaltseinsparung) nach Lissabon ziehen zu lassen, wahrscheinlich richtig. Ärgerlich nur, wenn sich in ein paar Jahren wieder einmal herausstellen sollte (siehe die unvollständige Aufzählung oben) dass Hertha ein Juwel „verschenkt“ hat…

Christiano Ronaldo, menschlich gesehen…

Man muss es ihm lassen: Christiano Ronaldo ist mit Sicherheit der beste Fußballspieler der Welt, zumindest aber der am besten aussehende. Die geballte Sachkompetenz aller amerikanischen, asiatischen und afrikanischen Nationaltrainer, Mannschaftskapitäne und Journalisten (Europäer durften übrigens auch mitwählen) hat wieder einmal festgestellt, dass Christiano „Wayne“ Ronaldo alle anderen überragt, sowohl den Vizeweltmeister Messi, der im letzten Jahr offensichtlich seine Pubertät mit Auflehnung gegen alle seine Trainer nachzuholen schien und sich nicht sonderlich aufs Fußballspielen konzentrieren konnte, als auch Arjen Robben, der nur eine Chance hätte, wenn er sich einer Kopfhaartransplantation unterziehen würde. Figürlich kann er mit Ronaldo in seien ärmellosen Unterleibchen durchaus mithalten und fußballerisch sowieso. Und Neuer ist eben „nur“ Torhüter, auch wenn er meist außerhalb seines Strafraums spielt.
Aber zurück zu Ronaldo. Besonders hat ihm sicherlich auch seine gefestigte Charakterstärke zum Sieg bei der Weltfußballerwahl verholfen: Keine verlogenen Tränen der Rührung, wie im vorigen Jahr, sondern ehrliches und offenes Tarzangeheul. Da versteckt einer seine wahren Emotionen nicht mehr. Und wir haben im vergangenen Jahr auch den Menschen Ronaldo gesehen, der Fehler machen kann und dazu auch steht: Wie er im WM-Spiel gegen Deutschland einen Freistoß in der neutralen Zone, wo sich normalerweise Zehner und Sechser beharken, aus purer Verzweiflung direkt auf Neuers Tor schießen wollte, dann aber zumindest einen großen Lacherfolg erzielte, als er an der übermächtigen, 12m entfernt aufgebauten Ein-Mann-Mauer (Lahm?) scheiterte, hatte tragische Züge. Dass er auch nach diesem Ausrutscher leider wieder zum Videowürfel hochschielte, ist die einzige Unart, die er sich noch abgewöhnen muss, wenn er sein Ziel, noch zweimal Weltfußballer zu werden und damit an seinem Erzrivalen Messi vorbeizuziehen, erreichen will.
Ronaldo ist jetzt 30 und spielt vielleicht noch ein paar Jahre. Wenn dann seine große Karriere beendet sein wird, darf er alles, nur eines nicht: So viel zunehmen, wie sein großer Namensvetter, der ehemalige brasilianische WM-Torschützenkönig Ronaldo…