Nach dem zweiten Spieltag der 2. Liga muss man sich beim Blick auf die Tabelle nicht umgewöhnen. Hertha steht nach zwei Niederlagen in zwei Spielen in der Abstiegsregion. Auch die Art und Weise, wie die Niederlagen entstanden, erinnern fatal an die letzte Saison: Ordentliches Spiel, aber mit Unkonzentriertheit (bei einem Kopfball nicht eng am Gegner) oder Pech (Nachspielzeit, 30-m-Durchläufer, Doppelpfosten, Tor) entstehen zwei Niederlagen. Es hätten genauso gut vier Punkte sein können. Auch gegen Wiesbaden waren zumindest phasenweise gut anzusehende Spielzüge zu erkennen, wenn man ganz genau hinsah, und das alles ohne echtes Mittelfeld, in dem sich Richter zwar aufopferte, allein aber das Spiel auch nicht ständig leiten konnte.
Pal Dardai macht genau das Richtige, indem er sich vor die Mannschaft stellt. Natürlich muss ein Erfolgserlebnis her, damit die Mannschaft an sich glauben kann. Das wird es eher im Spiel gegen den HSV, als im Pokal gegen Jena geben, man kennt ja Herthas Qualitäten in der ersten Pokalrunde.
Immerhin kristallisiert sich langsam so etwas wie eine Mannschaft aus dem undurchschaubaren Wust von über 40 Spielern heraus, von denen einige geschonte Verkaufskandidaten sind, andere eher Perspektivspieler, die wahrscheinlich hauptsächlich in der U 23 auflaufen werden.
Aus dem Team gespielt hat sich mit Sicherheit vorerst Dudziak, der mehrmals auf 20 Meter 10 Meter im Laufduell verlor. Es soll spezielles Sprinttraining geben, was hier dringendst angesagt werde. Das geht überhaupt nicht, wenn man den Anspruch hat, Leistungssportler zu sein. Einwechsler Lucoqui machte es besser, hatte aber einige Stellungsfehler in seiner Performance. Unauffällig Palko und Bence Dardai, momentan keine Verstärkung für die erste Mannschaft. Tabakovic dagegen deutete mit guten, schnellen Bewegungen einiges an Potenzial an. Überragend natürlich Toni Leistner, der Kempf in der Innenverteidigung klar ausstach.
Eine Abwehr mit Zeefuik (Pekarik, Kenny), Leistner, Kempf und Lucoqui (Gechter, Eitschberger), ein Mittelfeld mit M. Dardai und Klemens (defensiv) und Richter (offensiv) und einem Angriff mit Scherhardt (P. Dardai), Tabakovic und Reese könnte durchaus um den Aufstieg mitspielen, auch wenn die beiden für die Vorrunde erlaubten Niederlagen schon erarbeitet wurden. Neun Siege und sechs Unentschieden ergäben 33 Punkte, die nötig sind. Nach dem gesehenen Start zwar eher unwahrscheinlich, aber unmöglich ist ja schließlich gar nichts.
Offen wäre noch die Besetzung der Torhüterposition. Wenn Christensen, für den endlich mal eine realistische Ablöse im Raum steht, geht, ist Ernst die klare Nummer Eins. Es sei denn, man gibt sich einen Ruck und begnadigt Gersbeck nach Zahlung einer gepfefferten Strafe und Zeigen der vereinsinternen dunkelgelben Karte.
Warum muss denn ausgerechnet Hertha im Zweifelsfall immer masochistisch vorangehen und Spieler nach Fehlern rausschmeißen (Skandalsünder 1971, Fiedler, Jarstein…). Das ist im Zweifelsfall teuer und hilft nur dem Gegner, der sich ins Fäustchen lacht…