Union – der etwas andere Verein

Das muss man ja zugeben: Die Unioner haben Nerven. Obwohl der Fußballweise Pal Dardai sagte, dass man nach fünf Niederlagen als Trainer „weg“ ist, hielt die Union-Führung durch und entließ Urs Fischer, den Erfolgstrainer, erst nach mehr als einem Dutzend Niederlagen in Folge. Spät, sehr spät, greifen also auch hier die Mechanismen des Geschäfts. Insofern ist Union auf dem Boden der Tatsachen angekommen und ist nur noch ein „etwas“ anderer Verein. Dass man notfalls mit Gentleman Fischer auch absteigen würde, wie es vor Jahren der SC Freiburg mit Christian Streich vormachte, um gestärkt wieder zurückzukommen: Soweit geht das Anderssein denn doch nicht. Auf der einen Seite verständlich, andererseits wäre es aus Union-Sicht schön gewesen, wenn man nicht nur im Erfolgsfall, also in den letzten fünf Jahren, das Mantra des stolzen Underdogs, der alles viel besser und menschlicher macht als die Konkurrenz (vor allem aus der eigenen Stadt) vor sich hertrüge, sondern auch wenn es wirklich wehtut, zu seinen Werten zu stehen.

Das ist also mit Urs Fischers Entlassung, die natürlich unter Freunden im gegenseitigen Einvernehmen, einige Tränen verdrückend, ablief, Schnee von gestern. Und so richtig verwundert es einen auch nicht. Denn so viel anders als andere Vereine (abgesehen von der überragenden Unterstützung durch die Fans, obwohl auch die nach dem 0:4 gegen Leverkusen laut Berichten merklich zurückhaltender war) war und ist Union nicht, da kann man sich so volksnah geben wie man will. Spieler wurden vor jeder Saison im Dutzend verpflichtet und abgegeben, der Etat wuchs auf 150 Millionen Euro jährlich an, der Kader ist mittlerweile extrem teuer und auch bei Union wimmelt es natürlich von Spieler-Millionären. Man kann nur hoffen, dass Union den Fehler eines anderen Berliner Vereins nicht wiederholt, und im Falle eines denkbaren Abstiegs Schulden wegen eines nicht mehr finanzierbaren Spielerkaders anhäuft. Noch macht man Überschüsse, aber das kann sich schnell ändern.

Mal sehen, wohin die Union-Reise geht. Der neue Trainer muss aus den Spielern wieder eine „Mannschaft“ machen, denn gute Einzelspieler sind nun mal keine Garantie für Erfolge. Keine Ahnung, wer auf dem Trainer-Markt verfügbar ist. Aber bisher hatte Union auch bei der Trainerwahl meist ein glückliches Händchen. Ein gewisser Joachim Löw soll ja gerade ohne Job sein…

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