Reisende soll man ziehen lassen…

Dass Spieler heutzutage den Verein gefühlt alle zwei Jahre wechseln, ist eine Tatsache. Niemand erwartet eine so altmodische Einstellung wie Dankbarkeit, wenn ein Fußballer acht Jahre in einer Nachwuchs-Akademie ausgebildet wurde und er ein gut dotiertes auswärtiges Angebot erhält. Was einen jungen Menschen davon abhalten könnte, den Verein zu wechseln wäre a) die Überlegung, ob man beim aufnehmenden Verein auch genügend Gelegenheit erhält, sein Talent zu entfalten, sprich: häufig genug eingesetzt zu werden und b) die charakterliche Neigung, nicht nur auf sich, sondern auch auf das Umfeld zu schauen. Zu a) wäre zu sagen, dass ein Nachwuchsfußballer, der es zu einer gewissen Anerkennung seiner Fähigkeiten gebracht hat, in der Regel so von sich überzeugt ist, dass er mit Sicherheit nicht an die Möglichkeit Kader-Ergänzungsspieler zu werden denkt. Sonst hätte er nicht seit seinem achten Lebensjahr an von Eltern, Trainern, Betreuern und vielleicht sogar Freunden gehört, wie gut er ist. Und b) ist ja gerade das Gegenteil von allem, was ein Fußballtalent all die Jahre seiner Jugendkarriere zu hören bekommt. Es geht ja immer nur darum, Ellbogen zu benutzen, sich durchzusetzen und Fairness gegenüber Gegnern und selbst Mitspielern kommt erst, wenn es nicht wehtut. Das eigene Fortkommen ist viel wichtiger als die Zukunft des Vereins, dessen Wappen man gerade noch küsste und in dessen Bettwäsche man vielleicht noch bis vor kurzem zu ruhen pflegte.

Lassen wir ihn also gehen, den Bence Dardai (der noch nichts für Hertha geleistet hat) oder auch den Marton Dardai, wenn sie glauben, dass es ihnen woanders besser gehen wird. Der Kontostand wird, zumindest in den ersten ein, zwei Jahren, höher sein. Ob die Anerkennung und die erfolgreiche Fortsetzung der Karriere entsprechend positiv sein werden, steht in den Sternen. Lassen wir sie und mit Sicherheit einige andere ziehen. Andere kommen nach und vielleicht bleiben am Ende die, die mit der richtigen Mentalität in einigen Jahren erfolgreich sein werden. Vielleicht sogar mit dem Trainer, dessen Mannschaft nur eines der vergangenen neun Spiele verloren hat.

Für den Berliner Weg wäre es allemal gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert