Hertha ohne Dardai

Pal Dardai wird zum Ende der Saison gehen müssen, wenn nicht wider Erwarten die letzten sechs Spiele gewonnen werden sollten und Hertha die Relegation erreicht.

Fest steht aber: Alle Saisonziele sind erreicht:

1) Die aus der Not zusammengewürfelte Mannschaft schlägt sich mindestens so gut, wie vor Beginn der Spielzeit erwartet, als Dardai unwidersprochen sagen durfte, dass es zwei bis drei Jahre dauern werde, bis die Mannschaft um den Aufstieg mitspielen werde.

2) Der Berliner Weg wurde erfolgreich ein- und fortgeführt. Bis zu sieben Berliner Jungspunde aus der Hertha-Akademie standen zeitweilig auf dem Platz, einmalig im deutschen Profifußball seit den Sechzigerjahren, als noch fast alle Spieler aus der Stadt des Vereins kamen.

3) Im Pokal erreichte man das Viertelfinale und wenn Bouchalakis nicht dem Gegner das 0:3 aufgelegt hätte, wäre auch dieses Spiel noch nicht verloren gewesen.

Eins ist klar: Dardai ist seit Favres Fast-Meisterschaft (immerhin schon 15 Jahre her) der mit Abstand erfolgreichste Hertha-Trainer ! Weder Covic, Labbadia, Korkut noch Schwarz oder gar Klinsmann schafften es wie Dardai, der die Mannschaft zweimal nach Europa führte und zweimal vor dem Abstieg rettete, auch nur annähernd so erfolgreich zu sein.

Natürlich wackelt die Abwehr zu oft, kein Wunder bei den vielen jungen Spielern. Natürlich kommen aus dem Mittelfeld zu wenig Ideen, kein Wunder, wenn man alle Mittelfeldspieler (Tousart, Boateng, Boetius, Cigerci, Richter und Serdar) verkaufen musste. Aber ist es nicht ein Wunder, dass die Mannschaft trotzdem so gut dasteht? Man kann sich mal den Tabellenstand von unseren Gelsenkirchener Freunden ansehen. Und dass der Angriff zu wenig Tore schießt, wagt auch der verlogenste Kritiker nicht zu behaupten.

Wer will trotz dieser Tatsachen den Trainer absägen?

Es sind die ewigen Zweifler und Nörgler auch im Verein, die Hertha in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal an den Rand des Abgrunds gewirtschaftet haben und dies auch wieder tun würden und werden, wenn sie sich durchsetzen. Es sind die Journalisten, die nur, was Dardai ständig moniert, das Negative sehen. Nun gut, Journalisten dürfen auch kritisch sein und Dardai muss sich vorwerfen lassen, dass er nicht immer souverän genug reagiert hat. Eine PK eingeschnappt zu verlassen, zeugt von Dünnhäutigkeit, die man an ihm eigentlich nicht kennt. Oder wollte er mit seiner vorher geplanten Aktion eine Entlassung provozieren?

Es sind wahrscheinlich die ahnungslosen Geschäftemacher von tripleseven, die auf schnellen Profit aus sein müssen, da ihr wackliges Finanzkonstrukt bedenklich in Schieflage geraten zu sein scheint.

Und es sind die besserwisserischen „Fans“, die nur deshalb nicht Bayern-Anhänger sind, weil sie zufällig in Marzahn oder Spandau und nicht in München-Solln geboren wurden und die meinen, eine Fußballmannschaft hat gefälligst immer zu gewinnen. Würden sie auch gerne tun, wenn da nur nicht immer die bösen Gegner wären, die etwas dagegen haben.

Fazit: Dardai wird wohl gehen müssen und niemand kann vorhersagen, ob der Neue besser sein wird. Schade. Es ist nur zu hoffen, dass der Berliner Weg damit nicht zu Grabe getragen werden wird. Kay Bernstein wird es genau beobachten.

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