Neue Besen kehren manchmal gut!

30 Transferbewegungen sind zumindest ein ordentlicher Arbeitsnachweis für den Sportdirektor, der ja nicht nach der Stechuhr arbeitet, sondern nach Notwendigkeit! Waren dreißig „Bewegungen“, wie Käufe, Verkäufe, Leihen und Ausleihen und was es sonst noch für Möglichkeiten einer Kaderveränderung gibt, wirklich nötig?

Von der Qualität der Spieler her gesehen sicher nicht, von der Qualität des Kassenstandes der Profi-Abteilung des Vereins Hertha BSC auf jeden Fall.

Insofern hat Bobic alles richtig gemacht, hat er doch die Vorgabe eines zweistelligen Transfer-Millionenüberschusses und einer gleichzeitigen Reduzierung der astronomischen Kaderkosten von 90 Millionen pro Jahr erfüllt und sogar übererfüllt.

Da Geld zwar nicht immer, aber doch oft auch Tore schießt, müsste nach Adam Riese die Leistung der Mannschaft schlechter als in der Vorsaison sein, wenn das überhaupt möglich sein sollte, da weniger als Nichts im Fußball eigentlich nicht geht, da ja keine Negativpunkte vergeben werden. Und obwohl in der vorigen Saison nach sechs Spieltagen sechs Punkte auf der Habenseite standen und diesmal nur fünf, ist ein geradezu außergewöhnlicher Leistungssprung nach oben zu beobachten, der optimistisch stimmt.

Die Mannschaft spielt länger als nur 20 Minuten, sie kämpft durchgehend und verrichtet meist mehr „Laufarbeit“ als der Gegner und sie bekommt (bisher) keine Klatschen (Vorjahr Bayern und Leipzig), sie verkraftet vor allem auch Rückstände ohne zusammenzubrechen. Kurzum: Man hat das Gefühl, dass da eine MANNSCHAFT auf dem Rasen steht und nicht elf Ich-AG´s. Mit Sicherheit Verdienst des neuen Trainers Sandro Schwarz, aber auch der Kaderzusammenstellung. Einige Individualisten gingen oder mussten gehen, einige solide Malocher kamen statt dessen. Halb so teuer im Gehalt und doppelt so wertvoll, denn wir kennen es ja nicht nur aus den Pokalspielen, dass die Einstellung (neudeutsch Mentalität) oft wichtiger als die individuelle Klasse ist.

Im Einzelnen hat besonders Ejuke auf dem linken Flügel überzeugt, wenn er auch manchmal das Abspiel verpasst. Kenny als Rechtsverteidiger ist solide, ähnlich wie Pekarik, der aber bevor er 50 wird, irgendwann ersetzt werden musste. Im defensiven Mittelfeld ist Sunjic überzeugend, wenn auch nicht fehlerfrei. Er hat aber weniger Ballverluste als z.B. Ascacibar bei ähnlich vielen Balleroberungen. Uremovic spielte gegen Leverkusen erstmals überzeugend, ohne größere Fehler. Bisherige Leistung durchwachsen, aber auf seiner Position gibt es noch den neuen Rogel, Dardai und Gechter. Da sollte trotz des Weggangs von Boyata, Stark und Torunarigha nichts anbrennen, obwohl gerade der Verkauf von Torunarigha als echtem Berliner schmerzt.

Belfodil hätte man gerne noch ein Jahr bei Hertha gesehen, die anderen (Redan, Dilrosun, Ekkelenkamp, Piatek, Jastrzemski, sowie auch Löwen, Maier und Alderete) haben und hatten zwar Potenzial, konnten aber aus den unterschiedlichsten Gründen die Erwartungen nicht immer erfüllen.

Und diejenigen, die erst seit kurzem auch Stammspieler sind, wie Kempf und vor allem Christensen, der in der Strafraumbeherrschung eine Klasse besser als Schwolow ist, geben dem Team zusätzliche Sicherheit.

Es wäre schön, wenn Bobic im nächsten Jahr (von der Winter-Transferperiode wollen wir lieber nicht reden) statt 30 „nur“ 15 Bewegungen im Kader zu vermelden hätte, die Mannschaft dafür aber fünf Punkte mehr als in dieser Saison holen würde.

Wenn jetzt neben dem überzeugenden Spiel auch noch die Punkteausbeute stimmen würde, könnte man als Hertha-Anhänger beruhigt in die nächsten Monate sehen. Wenn gegen Mainz und Hoffenheim drei oder vier Punkte geholt werden würden, könnte man langsam die einstelligen Tabellenplätze anpeilen.

Union hat nach sechs Spieltagen 14 Punkte geholt. Laut Trainer Urs Fischer, der einen recht bizarren Sinn für Humor zu haben scheint, fehlen also noch 26 Punkte, um den Abstieg sicher zu vermeiden. Das könnte sogar gelingen. Vielleicht sogar bis zur WM in Katar…

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