Nach der Relegation ist vor der Transferperiode

Ende Februar, nach dem deprimierenden 1:6 gegen RB Leipzig, wagte Guido Ringel, seines Zeichens Fußballexperte beim rbb, die mutige Prognose, dass Hertha absteigen würde. Nun gut, die Mannschaft hat ihm diesen Wunsch nicht erfüllt, auch wenn es bis zur dritten Minute beim Nachsitztermin in Hamburg so aussah. Aber auch wohlmeinende Experten können sich ja mal irren. Hertha entpuppte sich plötzlich, als alle Felle schon fast weggeschwommen waren, doch noch als Mannschaft. Lieber spät als nie.

Auf der Mitgliederversammlung ging der sportlich Verantwortliche, Fredi Bobic, mit sich selbst hart ins Gericht. Was einem Michael Preetz (zu Recht) nicht durchgegangen wäre, wurde hier von den Mitgliedern großzügig abgenickt: Das fast totale Desaster, durch falsche Zusammenstellung der Mannschaft. Aber was heißt das eigentlich? Weiß man nicht erst immer hinterher, ob ein Spieler in eine Mannschaft, zum Trainer, zur Stadt passt? Und gilt nicht das gleiche für einen zu verpflichtenden Trainer? Teils, teils, muss man leider antworten. Natürlich: Von den durchschnittlich zehn Neuverpflichtungen, die in der Bundesliga seit einigen Jahren Saison für Saison von jedem Verein getätigt werden, erspielen sich nicht alle einen Stammplatz. Das ist bei Hertha nicht anders als bei Union oder den Bayern. Aber viele andere Vereine erreichen durch offenbar besseres Scouting ( es gibt ja übrigens auch gutbezahlte „Kaderplaner“ – der müsste bei Hertha fristlos entlassen werden) trotzdem mit geringeren Mitteln oftmals mehr.

Wir sind gespannt, ob Bobic in seiner zweiten Saison bei Hertha sein bei Frankfurt sprichwörtliches „Händchen“ bei der Verpflichtung guter bis sehr guter und dazu preiswerter Spieler zeigt. Nötig wäre es. Wichtig wäre, dass die Mannschaft, von der ja alle sagen, dass sie ein großes Potenzial habe, nicht wieder völlig von vorne beginnen muss. Kontinuität als Zauberwort, von Bobic bei seiner Antrittspressekonferenz versprochen. Ngankam kommt zurück, Torunarigha und auch Piatek, der überall Tore am Fließband schießt,sollten ihm nachfolgen. Wenn man dann Maolida und Lee und den verliehenen Zeefuik abgibt, die keinerlei Erstligareife besitzen, nimmt der Kader Gestalt an. Das Spiel muss aber darauf abgerichtet werden, den Piatek mit Eingaben in den Strafraum zu versorgen. Der lang erwartete und seit Jahren nicht gekommene rechte Außenbahnspieler muss verpflichtet werden. Dazu ein guter Mann fürs Mittelfeld, der Richter und Serdar führt und entlastet, das könnte doch was werden.

Ein erster Neuzugang heißt Uremovic und hat drei Spiele in Englands zweiter Liga vorzuweisen! Haben wir von der Sorte nicht dutzende in Deutschland, die nicht den Sprachlernprozess durchmachen müssen? Zwei Jahre dauerte das bei Tousard, der doch noch seiner Bürde als teuerste Verpflichtung ever gerecht werden könnte. Immerhin hat Uremovic angeblich einige Einsätze in der Kroatischen Nationalelf, dem aktuellen Vizeweltmeister, zu verzeichnen. Wenn er nicht mit einem Bruder verwechselt wird, was ja schon mal vorgekommen sein soll…

P.S.: Was macht übrigens Pal Dardai? Bobic wollte im Frühjahr sagen, ob er wieder seine geliebte U15 trainieren wird. Kein Wort bisher!

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