Leistungsvergleich gegen den HSV

Nach dem vom Verlauf her sensationellen Pokalspiel gegen den HSV kann man feststellen, dass Hertha nicht mehr, wie am dritten Spieltag der Saison, eine Klasse schlechter als der ewige Aufstiegsaspirant Hamburger Sport Verein ist. Im August war Hertha mit dem 0 : 3 in Hamburg noch gut bedient, diesmal endete das Spiel nach 90 Minuten Unentschieden 2 : 2. Das heißt, dass die Abwehr besser und der Angriff zielstrebiger war als vor vier Monaten. Natürlich hatte Hertha 20 schlechte Minuten, als zwischen der 25. und 45. Minute die Hamburger Überlegenheit geradezu erschreckend war. Aber dass Hertha in der 2. Halbzeit zurückkam, den Druck ständig erhöhte, Chancen herausspielte, bis zum Umfallen kämpfte, um schließlich mit dem verdienten Ausgleich belohnt zu werden: Das zeigt, dass sich eine ganz neue Mannschaft gefunden hat. Verdienst von Dardai mit seinem Trainerteam und Benny Weber, der den Kader offensichtlich nach den richtigen Kriterien zusammengestellt hat: a) kann der Spieler den Ball über 10 m geradeaus spielen, b) kostet er weniger als die Hälfte des bisher auf seiner Position Spielenden und c) ist der Junge charakterlich in Ordnung.

Nach diesen Kriterien sollte man auch bei eventuellen Neuverpflichtungen in der Winter-Transferperiode vorgehen.

Auf der Torhüter- und Angriffsposition scheint der Bedarf am geringsten. Ernst hält souverän und Gersbeck wäre im Notfall nicht schlechter.

Tabakovic, Niederlechner, Prevljak und vor allem Reese sowie Winkler, Scherhant und Christensen spielen in verschiedenen Zusammensetzungen erfolgreich zusammen.

Kenny hat sich auf der rechten Verteidigerposition großartig entwickelt, schießt Tore, spielt tödliche Steilpässe, hat aber Defizite im Defensivverhalten. Ebenso links haben sowohl Zeefuik als auch Karbownik ihre Schwächen. Beide sind offensiver besser aufgehoben. In der Innenverteidigung gibt es neben Kempf und Leistner noch Marton Dardai und Linus Gechter, die den Berliner Weg bestens verkörpern. Und mit Eitschberger ist ein weiteres Berliner Talent, das schon Bundesligaerfahrung hat, ausgeliehen, um Spielpraxis zu sammeln.

Den größten Leistungssprung hat wohl Klemens auf der Sechs gemacht, der wie ein Alter spielt und trotz seiner Krämpfe in der Verlängerung einen Elfmeter sicher versenkt, was nach einer solchen Beeinträchtigung selten klappt. Und wer es sich leisten kann, einen Hussein und Bouchalakis auf der Bank zu lassen, hat auch im Mittelfeld nur wenige Probleme.

Fazit: Dringender Bedarf für Transfers besteht in der Winterpause nicht. Wenn man Jungnationalspieler Maolida (zwei Tore für die Komoren!) noch verhökern könnte (statt Ablöse zu kassieren könnte man einem aufnehmenden Verein noch ein Wechselgeld spendieren, wenn man den laut Dardai „faulsten Spieler“ endlich von der Gehaltsliste streichen könnte), wäre alles gut. Der Kader kann, wenn er weiter zusammenbleibt, spätestens in der nächsten Saison um den Aufstieg mitspielen. Ob in dieser Saison bei momentan sieben Punkten Rückstand noch etwas geht, steht in den Sternen. Aber wenn Hertha den jetzigen Dritten, den HSV, vom Relegationsplatz verdrängte, wären die Hamburger wieder einmal dort, wo sie sich eigentlich immer wohlgefühlt haben: Auf dem tragischen vierten Tabellenplatz…

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