„Ausgerechnet Hertha…“ würde Ernst Huberty, mit den Nerven am Ende, ins Mikrophon hauchen, wenn er noch aktiv wäre. Und wie diejenigen, die dank der Gnade der frühen Geburt mit offenen Mündern 1970 vor dem Fernseher sitzend und sich des historischen Ereignisses bewusst, dem sie beiwohnen dürfen, die Verlängerung im Halbfinale zwischen Deutschland und Italien bestaunten, können auch wir, 51 Jahre später, dem Abstiegskampf der Herthaner beiwohnen.
Warum die Mannschaft im Gegensatz zu anderen Vereinen, die auch mit mehreren Coronafällen weiterspielen durften, aus dem Spielbetrieb zurückgezogen wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht ist die Anzahl „fünf“ ja der sogenannte Inzidenzwert, der genauso willkürlich wie es die 50, 100 oder 200 bei den Einschränkungen im täglichen Leben sind. Irgendwo muss die Grenze eben gesetzt werden. Wie dem auch sei: Die Folge ist, dass die Saison unter normalen Umständen und ohne Änderung der Spielordnung nicht beendet werden kann:
Die Quarantäne der Hertha-Spieler dauert vom 15.4. bis zum 29.4.. Danach wird Hertha eine Woche Vorbereitung zugestanden, in der das Toreerzielen nach Eckbällen geübt werden und sich an den Geruch von Rasen gewöhnt werden kann. Diese Übungswoche endet am 6.5. Da laut Spielordnung die letzten beiden Spieltage, um Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen, für alle Mannschaften zeitgleich am Sonnabend um 15.30 Uhr stattfinden müssen, müssen die vier Nachholspiele von Hertha also vor dem 15. Mai (Ansetzung des 33. Spieltages) terminiert werden. Die Spiele könnten demnach am 7.5., 9.5., 11.5., und 13. 5. stattfinden, um am 15.5. ins „normale“ Ligageschehen eingreifen zu können.
Alle zwei Tage ein Spiel ohne vorheriges ausreichendes Zweikampftraining? Muskelrisse sind hier in Mengen vorprogrammiert. Aber was soll`s, es ist ja nur Abstiegskampf. Und außerdem noch „nur Hertha“. Alle zwei Tage ein Spiel? Das geht vielleicht manchmal beim Basketball oder beim Eishockey, da stehen die Spieler aber teilweise auch nur 20 Minuten effektiv auf dem Spielfeld. Beim Fußball nicht möglich. Zwei Tage Pause zwischen den Spielen wäre das Minimum. Das wird interessant, wie Arne Friedrich und CEO Schmidt, die in ständigem Kontakt mit der DFL stehen, aus diesem Schlamassel rauskommen wollen. Denn eine Saisonverlängerung ist wegen der EM auch nicht möglich.
Die einfachste Lösung wäre natürlich in guter alter DFB-Tradition, Hertha die Spiele am Grünen Tisch verlieren zu lassen („sind ja selbst an den Ansteckungen schuld“). Den freiwerdenden Platz in der Liga könnte dann eigentlich Schalke 04 einnehmen, die haben es sich mit sportlich fairer Einstellung und wirtschaftlich solider Arbeit redlich verdient. Dann könnte Ernst Huberty wirklich sagen: „Ausgerechnet Hertha…“