Herthas neue alte Mannschaft

Wenn ein gestandener Bundesligist gegen einen Aufsteiger verliert, ist das kein gutes Zeichen. Lassen wir Milde walten: Es handelte sich bei der 1:3-Niederlage von Hertha BSC gegen Nottingham Forest nur um ein nicht aussagekräftiges Vorbereitungsspiel nach harten Trainingslagerzeiten und der Aufsteiger spielt in der nächsten Saison immerhin in der Premier League, der angeblich stärksten Liga der Welt. Wenn man von der Möglichkeit noch zahlreicher Neuverpflichtungen bis zum Ende der Transferperiode absieht, schält sich langsam eine Mannschaft heraus, die der alten gar nicht so unähnlich sieht. Die Torwartposition ist allerdings definitiv anders besetzt. Statt Schwolow und Lotka werden wohl Christensen oder Jarstein das Tor hüten.

Gegen Nottingham spielten Pekarik, Boyata, Dardai und Plattenhardt in der Abwehr, das könnte schon der Standard der nächsten Saison sein. Dazu stehen Kenny, Gechter, Kempf, Björkan, Uremovic und Mittelstädt zur Verfügung (mit Alderete muss man nicht rechnen).

Die Sechs scheint mit Sunjic und Tousart etwas dünn besetzt, wenn sich Ascacibar verabschiedet hat. Niklas Stark, der diese Position auch ausfüllen konnte, wurde, um das Gehaltsgefüge zu verändern, leichtfertig abgegeben.

Für das kreative Mittelfeldmoment stehen mit Darida, Boateng und Serdar die alten Bekannten zur Verfügung, die das Spiel in der letzten Saison nur selten gut strukturieren konnten. Vielleicht bringt ihnen der neue Trainer das ja bis zur Saisoneröffnung gegen Braunschweig noch bei. Hoffnung auf Besserung gibt es immer.

Der Angriff scheint, neben Abwehr und Mittelfeld, das Sorgenkind der Mannschaft zu sein: Lukebakio, Piatek und Scherhant spielten gegen Nottingham, ohne zu überzeugen. Da gibt es natürlich noch Lee und Maolida (keine Erstligareife), Nachwuchstalente wie Ngankam (Könnte was werden), Nsona, Wollschläger und Ekkelenkamp und Jovetic, mit dem man aber wegen seiner ständigen Verletzungen nicht kalkulieren sollte. Außerdem kommen noch Ejuke (als nigerianischer Nationalspieler müsste er was können) und Marco Richter, wenn er wieder genesen ist.

Viele, viele Spieler und Alternativen, allerdings erkennt man nicht, warum diese Mannschaft wesentlich besser als in der letzten Saison abschneiden soll. Ist das nun durch Handauflegen von Sandro Schwarz eine MANNSCHAFT geworden? Bei der Aufstellung ist ein Team mit zehn bisherigen Spielern denkbar, genauso wie eines mit acht Neuen. Wenn ein guter Start gelingt, also ein Derbysieg in der Alten Försterei im niedrigen zweistelligen Bereich, könnte etwas wachsen. Das umgekehrte Szenario ist genauso denkbar.

Fredi Bobic hat, wenn noch für Ascacibar ein Verein gefunden wird, durch die Verkäufe von Dilrosun, Löwen, Arne Maier und Torunarigha schon fast die 20 Millionen Transferüberschuss erwirtschaftet, die die Verantwortlichen von ihm verlangen. Wenn Piatek noch geht (was schade wäre) und Lee, Maolida und Zeefuik (was nötig wäre) würden auch die Kaderkosten von 90 Millionen jährlich deutlich reduziert werden.

Ob das alles reicht, um in der Bundesliga einen entsprechenden Tabellenplatz zu belegen (Ziel müsste doch mindestens die obere Tabellenhälfte sein), werden wir sehen. Hertha ist und bleibt eine Wundertüte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert