Herthaner der ersten Stunde

Gerade feierte man intensiv das 50-jährige Bestehen der Fußball-Bundesliga. Und nächstes Jahr ist es dann schon wieder 60 Jahre her, dass in Deutschland als letztem Land Europas eine zentrale Liga eingeführt wurde.

Von den jungen und nicht mehr ganz so jungen Hertha-Ultras kennt natürlich niemand mehr die elf Spieler, die am 24. August 1963 um 17 Uhr (!) zum ersten Spiel gegen den 1.FC Nürnberg antraten. Der spielte immerhin noch mit Weltmeister Max Morlock, war zwei Jahre zuvor Deutscher Meister geworden und mit acht Titeln deutscher Rekordmeister, quasi das Bayern München der ersten 60 Jahre „Deutsche Meisterschaft“.

Hertha spielte mit Wolfgang Tillich im Tor, „Verteidiger“, wie es damals hieß, waren Otto Rehhagel und Hans-Günter Schimmöller, „Läufer“ (heute Mittelfeldspieler, bzw. der Mittelläufer war Innenverteidiger, der den gegnerischen „Mittelstürmer“ (heute „Neuner“) in Manndeckung nahm) waren Peter Schlesinger, Hans Eder und Hansi Altendorff und im Sturm spielten Carl-Heinz Rühl, Uwe Klimaschewski, Harald Beyer, Helmut Faeder und Lutz Steinert.

Es waren wirklich nur diese elf, die spielten, denn auswechseln wurde erst Jahre später erlaubt. Wenn sich ein Spieler verletzte, spielte man zu zehnt weiter, oder der angeschlagene Spieler biss auf die Zähne und humpelte als Linksaußen herum.

Peter Schlesinger wurde zwar am ersten Spieltag eingesetzt, Stammspieler auf der Position des rechten Läufers wurde aber Lothar „Wanze“ Groß, nicht zu verwechseln mit Volkmar Groß, der von 1968 bis 1971 im Tor stand.

Da der erste Bundesligaspieltag fast 60 Jahre zurückliegt, müssen die Mitwirkenden demnach zwischen 80 und 90 Jahren sein. Die meisten wurden in den dreißiger Jahren geboren, haben also den 2. Weltkrieg als Kinder oder Jugendliche erlebt, waren aber nicht aktiv als Soldat beteiligt.

Wie es die Biologie nun mal so vorschreibt, leben nur noch vier der zwölf genannten Herthaner: Rehhagel (geboren 1938), Groß (1940), Klimaschewski (1938) und Steinert (1939). Verstorben sind Tillich (1939 – 1988, er wurde also nur 49 Jahre alt. Auf wikipedia wird keine Todesursache genannt. In dem Alter kann man aber eigentlich nur durch einen Unfall (das war nicht der Fall) oder an Krebs sterben), Schimmöller (1940 – 2016), Eder (1934 – 2022), Altendorff (1940 – 2016), Rühl (1939 – 2019), Beyer (1939 – 2017), Faeder, der erster Nationalspieler Herthas nach dem Krieg war, 1935 – 2014), Schlesinger (1937 – 2014).

Außer Rühl, Beyer, Rehhagel und Klimaschewski sind die anderen (mehr oder weniger) Berliner Jungs. Auch wenn Fredi Bobic den Gedanken absurd findet: Vielleicht sollte man einfach mal anstreben, wieder mehr auf Spieler zu setzen, die aus der Stadt oder zumindest aus der Region stammen. Das wäre mit Sicherheit preiswerter und für die Motivation durchaus förderlich. Und die Herthaner, die aus dem Fußballhimmel ihrer blauweißen Hertha bei den Spielen den Daumen drücken, würden das sicher auch ganz gerne sehen…

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