Hertha und die Lizenz

Ein sogenannter rbb-Recherche-Reporter brachte mich heute Morgen an den Rand des Wahnsinns. Er legte erst sachlich die Probleme dar, die Hertha bei der diesjährigen Lizenz-Erteilungs-Spielrunde hat. Der Vorstand ist wohl optimistisch, das Hauptproblem, die im November fällige Rückzahlung der 40-Millionen-Anleihe um zwei Jahre zu verschieben, zu lösen. Hinweis darauf, dass das nicht völlig unrealistisch ist, ist auch die Vertragsverlängerung mit Trainer Pal Dardai. Zum Ende seines Vortrags verstieg sich der Journalist jedoch wahrhaftig zu der Behauptung, dass der derzeitige Vorstand „überfordert“ mit den Gegebenheiten der Lizenzierung sei. Natürlich, eine geordnete Übergabe von Gegenbauer-Schiller hat es nicht gegeben. Und Ex-Finanzchef Schiller, der in den letzten zwanzig Jahren die Lizenzerteilung stets mehr oder weniger problemlos durchsetzte, wird schon gewusst haben, weshalb er vor einem Jahr die Flucht ergriff. Er war es doch schließlich, der die 375 Windhorst-Millionen verbrannt, bzw. kein Veto dagegen eingelegt hatte. Ein seriöser Finanzchef hätte damals seinen Rücktritt erklärt, oder diesen angedroht und nicht als alles Porzellan, das im weiten Umkreis zu finden war, zerschlagen war. Er, der immer schon durch Intransparenz auf Mitgliederversammlungen glänzte, der nie genau darlegte, wofür die Millionen ausgegeben wurden, der immer alte Schulden durch neue abdeckte, der nie einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnte: Ausgerechnet Schiller unterschwellig als fähigen Finanzmann darzustellen und den jetzigen, alleingelassenen Vorstand als unfähig zu diskreditieren, ist einfach nur schäbig. Der jetzige Vorstand unter Bernstein tut alles, soweit man das als einfaches Mitglied aus der Distanz beurteilen kann, um die Fehler der Vergangenheit ( die ehrlich gesagt schon mindestens 60 Jahre währt) langsam aber sicher auf- und abzuarbeiten. Dazu gehört zuerst natürlich die gewaltige Senkung der Ausgaben, die nach dem Abstieg in Liga 2 sowieso durchgeführt worden wäre. Zusätzlich aber müssen die Ausgaben gesenkt werden, um, wie geplant, in zwei Jahren endlich und eigentlich erstmals seit Menschengedenken einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Ob das gelingt steht in den Sternen. Dass man sich finanztechnische Expertise ins Boot holen muss, ist unvermeidlich. Aber bitte keine Trickser und Täuscher. Davon gab es in Herthas Vergangenheit schon genug…

P.S.: Wenn Hertha die Lizenz nicht erhalten sollte, hielte sich die Überraschung in Grenzen. DFB, DFL: Alles eine Soße! Bei Hertha darf man schon mal ein Exempel statuieren. Da könnte ja jeder kommen! Und Schalke 04? Denen könnte man als Trost für Herthas Absturz in Klasse 4 doch durch Aufstockung der Liga auf 20 Vereine einen Erstligastartplatz als Wildcard-Gewinner schenken…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert