Gibt es geheimnisvolle Verbindungen zwischen Hertha und der Nationalmannschaft? Tatsache ist, dass beide Mannschaften, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau und gegen verschiedene Gegner, sehr ähnlich spielen. Der Sturm macht seine Sache meist recht gut, die Abwehr ist, freundlich gesagt, ein Hühnerhaufen. Etwas klarer formuliert müsste man sagen, dass die Abwehr eigentlich nicht vorhanden ist, und wenn der Gegner nicht viel mehr Tore schießt, als es so schon der Fall ist, ist dies eher auf die Unfähigkeit oder das Pech gegnerischer Stürmer zurückzuführen, als auf aktives Einschreiten der National- oder Herthaspieler. Fünf Tore gegen Braunschweig, fünf Tore gegen Dortmund, vier gegen Bayern München, drei gegen Frankfurt und je (nur) zwei gegen Leipzig und Stuttgart. Das ist schon ganz schön starker Tobak. Und die Nationalelf? Sechs Tore gegen Spanien, drei gegen die Türkei: Das gab es früher nicht. Beim 0:6 gegen Spanien kramte der Reporter vorschnell bis ins Jahr 1954 zurück, als man gegen Ungarn in der Vorrunde mit einer Ersatzelf 3:8 verlor. Das waren aber nur fünf Tore Unterschied. Zu früh gefreut.1931 gab es ein 0:6 gegen Österreich und nur ein einziges Mal, am 13.3.1909 gab es in Oxford gegen England mit 0:9 eine höhere Niederlage. Da kam aber auch der Schiedsrichter aus England…Man müsste eigentlich T-Shirts mit der Aufschrift: „17.11.2020: Spanien – Deutschland 6:0 – Ich war dabei“ auf den Markt werfen. Ein Jahrhundertspiel.
Kommen wir zu obiger Frage zurück: Sind denn die Abwehrspieler Deutschlands oder Herthas alles unfähige Deppen, die keinen Ball stoppen können? Keineswegs. Sowohl Herthas Boyata, Alderete und Torunarigha als auch die Nationalspieler Koch, Süle, Rüdiger, Ginter und selbst Tah sind doch gute bis überdurchschnittliche Spieler. Wenn diese also die gegnerischen Stürmer regelmäßig zum Toreschießen einladen, muss dies an der mangelhaften Einstellung liegen. Und zwar sowohl der inneren der Spieler selbst, als auch der äußeren durch den Trainer. Natürlich werden Löw genauso wie Labbadia klagen, dass sich das Zusammenwirken der Spieler erst finden müsse, es gebe zu wenig Trainingsmöglichkeiten und so weiter. Alles richtig, aber: Für andere gilt das doch auch und die machen es besser. Oder ist doch (wir ahnten es schon) Corona an allem Schuld? Irgendwas haben die Spieler beim Thema „Kontaktbeschränkung“ und „Abstand halten“ wohl falsch verstanden…