Alle schimpfen auf die Nations-League. Reflexartig. Weil alles, was von FIFA oder UEFA oder dem DFB als Neuerung auf den Markt geworfen wird, grundsätzlich schlecht sein muss. Natürlich ist ein Hintergedanke bei diesem neuen Wettbewerb auch, Mehreinnahmen durch Fernsehgelder zu akquirieren. Aber im Prinzip ist nichts dagegen zu sagen, dass ein Wettbewerb, bei dem es sogar etwas zu gewinnen gibt (EM- oder WM-Qualifikation, bzw. ein wunderschöner Pokal für die Vitrine des Verbandes für den Gesamtsieger) die unsäglichen Freundschaftsspiele früherer Jahrzehnte ablöst. Es war noch ein Ereignis, als Brasilien mit Pelé 1963 in Hamburg 2:1 gegen die deutsche Nationalmannschaft gewann. Da gab es aber im gesamten Jahr nur 4 Länderspiele, obwohl es keinen Corona-Lockdown gab. 2009 gab es dagegen beispielsweise elf Länderspiele und ein 0:1 im Heimspiel gegen Norwegen war genauso trostlos wie ein 4:0-Heimsieg gegen den Giganten Liechtenstein. Aber richtig interessiert hat es eigentlich niemanden, auch wenn man sich die Spiele im Fernsehen aus Gewohnheit meist ansah, wenn man nicht den Fehler machte und sich ab der 60. Minute auf dem Sofa ausstreckte, um in der 61. Minute sanft eingeschlafen zu sein. Diese Freundschaftsspiele gehören durch den neuen Wettbewerb jetzt größtenteils der Vergangenheit an, was nicht automatisch für beste Fußballqualität sorgt, insgesamt aber, besonders durch die Einstufung in die Gruppen A bis D, das Niveau deutlich anhebt. Und ein bisschen Spannung, wie das bei einem Wettbewerb nun mal der Fall ist, hat auch noch nie geschadet, zumal die Gefahr einem Herzinfarkt infolge der Aufregung zu erliegen, gegen Null strebt.
Fazit: Nicht alles, was Bürokratenhirnen entspringt, muss zwingend schwachsinnig sein. Die Nations-League ist es auf jeden Fall nicht, es sei denn, die Verbände setzen den Wettbewerb zusätzlich auf den Terminkalender. Der DFB hat mit den „Freundschaftsspielen“ gegen die Türkei und Tschechien schon mal einen gewichtigen Schritt in die falsche Richtung getan…