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Bundesligatabelle vs. Ewige Tabelle

Die Bundesligasaison hat noch nicht begonnen und schon geht es wieder los: Das Geschwafel von der Tabelle! Nach dem ersten Spieltag der Premier League sagte Trainer David Wagner im Aktuellen Sportstudio, dass die Tabelle noch gar nichts aussagt, nachdem sein Club Huddersfield Town als Aufsteiger mal eben an der Spitze steht. Weitere Sprechblasen behaupten, dass die Tabelle nicht lüge (was meistens stimmt), dass man gar nicht auf die Tabelle sehe (was seinerseits eine dicke Lüge ist) oder dass jeder die Tabelle lesen könne (was wohl der Wahrheit entspricht, vorausgesetzt, man kann überhaupt lesen, für diejenige Minderheit, die des Lesens unkundig ist, gibt es immerhin die kicker-Stecktabelle). Es wird viel Gewese gemacht um die Tabelle als solche, je länger die Saison dauert, umso hektischer. Überraschungsplatzierte werden gefragt, ob sie sich die Tabelle ausgeschnitten hätten, manchmal mit der Ergänzung, ob sie über dem Bett, wahlweise auf dem Klo oder in der Kabine hänge.

Wenn die aktuelle Tabelle kurzlebig, nervös und oberflächlich ist, dann ist die „Ewige Tabelle“ der Bundesliga das genaue Gegenteil. Statisch, geradezu kontemplativ und den Gesetzen der schnelllebigen Zeit scheinbar mühelos trotzend, zeigt sie seit 52 Jahren mit Tasmania 1900 den selben Tabellenletzten an und es ist unwahrscheinlich, dass sich zu unser aller Lebzeiten (und sei es, dass man gerade mit sieben Jahren zum ersten Mal in ein Stadion mitgenommen wurde) daran etwas ändern wird. Ob Günter Netzer für eine Million Mark nach Madrid wechselt oder Neymar für 222 Millionen Euro nach Paris: Nichts ändert sich daran, dass Bayern München die ewige Tabelle anführt und dies auf Jahrzehnte hinaus noch tun wird. Bei 796 Punkten Vorsprung auf den zweiten Werder Bremen würde es, vorausgesetzt die Bayern stiegen ab und Bremen nie, noch 16 Jahre dauern (bei durchschnittlich 50 Punkten pro Jahr von Werder), bis die Münchener die Tabellenführung verlören. Seit Einführung der Bundesliga vor 54 Jahren hat es mit Bayern München und vorher einige Jahre dem 1.FC Köln sogar nur zwei Tabellenführer gegeben. Welch wunderbar gleichförmige, den ständigen Veränderungen des Lebens sich widersetzende Beständigkeit!

Und wenn sich Darmstadt 98 nach zwei Jahren Bundesliga von Platz 44 auf Platz 39 katapultiert hat, hat dies zwar extremen Seltenheitswert, fällt aber nur dem eingefleischten Fan auf, der hochrechnet, ob er es noch erleben kann, einen Platz unter den Zwanzigern zu erreichen (was bei 165 Punkten, also fünf bis sechs Jahren Bundesligazugehörigkeit, nicht unmöglich ist).

Unsere gute alte Tante Hertha, die von 54 Jahren immerhin 34 Jahre im Oberhaus anwesend war (und 20 Jahre in der Regionalliga Berlin, der 2. Liga Nord, der Amateuroberliga Berlin und der 2. Liga herumkrebste) ist immerhin 12. der Ewigen Tabelle. Ohne jede Chance nach oben (der 11. Leverkusen hat 462 Punkte Vorsprung) oder nach unten (der 13. VfL Bochum müsste auf Hertha 173 Punkte aufholen. Auch nicht ganz einfach).

Wie beruhigend: Die Saisons kommen und gehn – Herthas solider 12. Platz, der bleibt besteh`n…

 

 

Herthas beste Hinrunde aller Zeiten?

Die Datenbanken der Fußball-Bundesliga quellen über. Jeder noch so unwichtige Fakt wird gesammelt, statistisch aufbereitet und mit den Vorjahren oder auch nur Novembertagen mit Schneefall und Vollmond in der ersten Monatshälfte verglichen, dass uns Hören und Sehen vergeht. Und wenn behauptet wird, dass noch nie ein Ersatzspieler in den ersten 20 Sekunden nach seiner Einwechslung drei Eigentore geschossen hat, so glauben wir das ungeprüft. Auch wenn alle 16.230 bisher ausgetragenen Bundesligaspiele in alle ihre Facetten zerlegt, zerhackt und abgespeichert sind, bleibt ein Restzweifel, ob nicht hier und da ein kleiner Fehlerteufel sein Unwesen treibt (abgesehen davon, dass die Daten aus den ersten 40 Jahren Bundesliga nur äußerst bruchstückhaft vorliegen, oder behauptet jemand zu wissen, wie häufig in der Rückrunde der Saison 82/83 gegen die Heimmannschaften von südwestdeutschen Schiedsrichtern in der zweiten Halbzeit Abseits gepfiffen wurden?).

Hertha spielt eine zwar nicht immer hochklassige aber doch äußerst erfolgreiche Hinrunde! Ungeprüft wird seit einiger Zeit behauptet, dass dies die beste Hinrunde aller Zeiten für Hertha ist. Also recherchieren wir auf die gute alte Art und Weise, indem wir den Staub von den Zeitungsartikeln vergangener Jahrzehnte wegpusten und uns anschließend auf die Suche nach Tabellen des 16. Spieltags machen. Und siehe da:

1969/70, als Hertha am Saisonende unter Fiffi Kronsbein Dritter wurde, lag die Mannschaft auf dem 4. Tabellenplatz mit 9 Siegen, 3 Unentschieden und 4 Niederlagen (genau wir in dieser Saison) und 25:17 Toren, d.h. minimal besser als dieses Jahr, bei gleicher Punktzahl und 24:16 Toren. Auch 2008/09, in der Fast-Meister-Saison unter Lucien Favre, gab es 30 Punkte nach 16 Spielen (bei etwas schlechterer Tordifferenz mit 23:20 Toren). Einmal gab es noch 29 und zweimal 28 Punkte, aber das nur nebenbei. Die Journalisten, die die Aussage von der besten Hertha-Hinrunde unters Fußballervolk werfen, haben entweder keine zuverlässige Datenbank oder es handelt sich einfach um eine Behauptung, weil man davon ausgeht, dass sich niemand die Mühe macht, die Aussage zu überprüfen. Wahrscheinlich gibt es gar keine Möglichkeit, abzurufen, wie viele Punkte eine Mannschaft jeweils (in 54 Bundesligajahren) an einem bestimmten Spieltag hatte.

Fassen wir es so zusammen: Auch in früheren Zeiten gab es erfolgreiche Hertha-Mannschaften (und wenn Hertha nicht in Leverkusen gewinnt, war die 08/09-er Hinrunde mit 33 Punkten sowieso besser) und es ist sehr beruhigend zu wissen, dass Skepsis gegenüber dem unsäglichen Zahlenwust, der uns Woche für Woche um die Ohren fliegt, durchaus angebracht ist…

Ralf Rangnick und der Burnout

Ralf Rangnick ist ein brillianter Trainer und Sportdirektor. Er hat, seit er im großen Fußball tätig ist, jeden Verein mit modernem Fußball geprägt und sein Konzept immer systematisch durchgesetzt. Ein intelligenter Mensch, der wegen seiner Brille und den Gedichten, die er früher in der Kabine anpinnte, natürlich mit dem Beinamen „Professor“ leben musste. Es gibt sicher schlimmere Formen des Mobbings.

Aber Rangnick ist auch als jemand bekannt, der für Geld seine Mutter hinter ihrem Rücken fürs Dschungelcamp anmelden und dies als Projekt zur eiweißhaltigen Ernährung von Senioren verkaufen würde. Die Vereine Hoffenheim und RB Leipzig passen deshalb bestens zu seinem Ego, denn dass Herr Mateschitz, Erfinder und Gründer der Werbeveranstaltung namens RB Leipzig, ein Fußballfan ist, der laut Rangnick mit Herzblut dabei ist, ist schon jetzt der Lacher der Saison. Wenn Mateschitz seinen Verein gegen Hertha zum fünften Mal im Stadion sah, wohlgemerkt nicht in dieser Saison, sondern seit der Gründung im Jahre 2009, trifft der Begriff „Fan“ die Sache genau so, als wenn ein Dartspieler behauptete, er trinke kein Bier.

Rangnick und Mateschitz: Ein Team, zu dem Fußballtrditionalisten sicher keine zwei Meinungen haben können. Völlig unabhängig davon ist der Fußball, den Leipzig spielt, denn der ist ehrlich, geradlinig und modern. Hertha erstarrte vor Ehrfurcht, wie sonst nur vor den Bayern. Mit 5 bis 15 m Abstand zum gegnerischen Spieler kann man selbst gegen technisch weniger beschlagene Fußballer keinen Blumentopf gewinnen. Hertha schlecht, Leipzig gut, das Ergebnis ist folgerichtig und hätte eigentlich höher ausfallen müssen. Kein Grund, Ralf Rangnick eine Krankheit an den Hals zaubern zu wollen. Wenn man jemanden, berechtigt oder unberechtigt, unsympathisch findet, gibt es eine schöne Berliner Redewendung: „Bloß nich ignoriern…“

Nach wie vielen Jahren beginnt Tradition?

Jetzt ist es endlich soweit: Die Bayern sind nicht mehr Tabellenführer! Und trotzdem ist es einigen Zeitgenossen wieder nicht recht. Zur derzeitigen Situation an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga wurden extra eine Reihe von Redensarten oder Sprichwörtern erfunden: „Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“, „Vom Regen in die Traufe kommen“, „Die Wahl zwischen Pest und Cholera haben“ und was es dergleichen noch so gibt. „Die dümmsten Bauern ernten die größten Kartoffeln“ passt hier wohl nur bedingt, und trifft auch die derzeitige Platzierung des HSV nur ansatzweise.

Letztlich kann es uns als Fußballanhänger egal sein, ob die Privatmannschaft eines Brausefabrikanten oder der Verein, der Hertha BSC 1932 als Deutschen Meister entthronte, die Liga dominiert. Gegen einen Verein Hass zu entwickeln und manchmal auch in Form von Angriffen umzusetzen, erscheint mir so unsinnig, wie gegen zu starken Regen zu demonstrieren. Das Klagen gegen Unabänderliches ist genauso überflüssig wie gegen eine entsprechende Empfindung („Wann wird es endlich wieder Sommer…“).

Natürlich ist eine Liga mit Werks- oder Werbevereinen nicht schön. Aber vermisst jemand ernsthaft „Traditionsvereine“ wie Arminia Bielefeld, den 1.FC Saarbrücken, Kickers Offenbach oder gar den 1. FC Kaiserslautern? Immerhin würde bei letzterem Verein die Redewendung vom Teufel und dem Beelzebub einen gewissen Sinn ergeben…

Das leichteste Spiel des Jahres

In die Partie von Hertha gegen die Bayern können auch Herzkranke völlig entspannt hineingehen: Die Statistik, die, wie wir alle wissen, niemals lügt, spricht eine eindeutige Sprache: Die Bayern haben mittlerweile in 50 Jahren und 13 Spielen 1002 mal gewonnen und dabei 3.688 Tore geschossen. Die arme Tante Hertha kommt in 32 Jahren plus 13 Spielen auf 399 Siege bei 1560 Toren. In den Spielen gegeneinander konnte Bayern von 60 Spielen 35 gewinnen, bei 17 Unentschieden und 8 Hertha-Siegen. In München gab es aber nur einen einzigen Sieg für die Blau-weißen, nämlich im vorigen Jahrtausend, am 29.10.1977. Vor 19.000 Zuschauern (!) im wahrscheinlich zugigen und verregneten Olympiastadion siegte Hertha nach Toren von Grau (29.) und Gersdorff (89.) mit 2:0. Man kann grob geschätzt sagen, dass die Hälfte der lebenden deutschen Fußballfans noch nie einen Hertha-Sieg in München erleben durfte. Zeit genug, das zu ändern.

Andere Kennzahlen gefällig? Bei Bayern absolvierten 25 Spieler 2906 Bundesligaspiele und 20 Spieler haben 851 Länderspiele absolviert. Die Erfahrungswerte bei Hertha: 28 Spieler haben 1844 mal in der Bundesliga gespielt und 13 Spieler bestritten 355 Länderspiele (vor Beginn der Saison). Egal, ob wir uns die Anzahl der Eckbälle pro Dekade, nationale und internationale Erfolge, Umsätze für verkaufte Spielertrikots oder die Menge der eingefleischten Lederhosenträger ansehen: Bayern wird in allen Bereichen manchmal mehr, manchmal weniger weit von den Zahlen der Herthaner entfernt liegen. Nicht umsonst liegt die Wettquote bei Herthas neuem Sponsor bei 19:1 für einem Hertha-Sieg. Aber…wenn man sich die letzten beiden Spiele in München ansieht, war Hertha beim 2:3 sehr nah und beim 0:1 im vorigen Jahr auch nicht weit weg von einer Überraschung. Warum sollte es diesmal nicht soweit sein? Und es ist ja so einfach: Mit allem, was besser als ein 0:4 ist, kann man gut leben…

Karneval und Strafe für Andreasen: Der liebe Gott muss Kölner sein…

Die Kölner selber wissen es ja schon lange, aber dem unbedeutenden Rest der Welt ist es erst jetzt klargeworden: Der liebe Gott muss wirklich ein Kölner sein. Relativ pünktlich zum Beginn der närrischen Zeit zeigt Gott (vielleicht auch nur sein kleiner Bruder, der Fußballgott), dass es noch so etwas wie Gerechtigkeit in der ungerechtesten aller Sportarten, dem Fußball, gibt.

Leon Andreasen, dänischer Profi in Diensten von Hannover 96, erzielte vor einigen Wochen das unverschämteste Handtor seit Maradonas Geniestreich 1986 gegen unsere englischen Freunde. Und was tut der Fußballgott? Sieht sich das eine Weile an, tut so, als wenn alles in Ordnung wäre, und schlägt dann hart aber gerecht zu: Leon Andreasen kann an den entscheidenden Play-off-Spielen zwischen Dänemark und Schweden nicht teilnehmen, weil er sich an eben jener bösen Hand, die den Kölnern eine bittere Niederlage bescherte, eine „erhebliche Schnittverletzung“ zwischen Daumen und Zeigefinger, die operativ versorgt werden musste, selbst zugefügt hat!

Selber Schuld, wer nicht an göttliche Fügung glaubt. Und obwohl „Ira“ = Zorn (Wut, Rachsucht) bei Katholiken zu den sieben Todsünden gehört, feiern die Kölner ihren Karneval jetzt noch ein bisschen ausgelassener…

Bayern München und die armen Kölner…

Wackelt Pep Guardiolas Stuhl? Grantelt Beckenbauer, falls er neben seinen Bestechungs-Dementis noch Zeit für Fußball hat? Muss jetzt Hoeneß sofort zurückkommen? Was ist geschehen?

Da haben die Großkopferten doch im 13. Pflichtspiel der Saison erstmals nicht gewonnen! Und sie wollen doch eigentlich immer gewinnen (wer will das nicht?). Aber glaubt eigentlich jemand daran, dass man alle Spiele einer Saison gewinnen, bzw. kein Spiel verlieren kann? In Deutschland ist dies zumindest noch nie geschehen. Denn das heißt ja, dass man Meister werden muss (ungeschlagen) und Pokalsieger (nur der Pokalsieger hat kein Spiel verloren) und gleichzeitig einen Europapokal, wenn wir diese altmodische Bezeichnung mal benutzen dürfen, um die vergangenen 59 Jahre mit einzuschließen, gewinnen oder in einer k.o.-Runde mit zwei Unentschieden ausscheiden. Das dürften demnach auch international nur sehr wenige Vereine sein, die dafür in Frage kommen. Außerdem spricht gegen eine Saison ohne Niederlagen, dass man, wenn man nicht verliert, schon frühzeitig als Meister feststeht, wie die Bayern in den letzten beiden Jahren. Und prompt die Spannung verliert (bzw. sich so die Hucke volllaufen lässt, dass man auch gegen Mannschaften aus der Kirchenliga verlieren würde) und wettbewerbsverzerrenderweise einige Niederlagen einfährt.

Allerdings: So früh in der Saison ist eine Niederlage für die Bayern ein Alarmzeichen und Weckruf! Der 1. FC Köln wird’s am 10. Spieltag ausbaden müssen. Arme Kölner…

Thomas Tuchel und sein Spaghetti-Trauma

Urlaub soll normalerweise der Erholung dienen, was sich meist durch zwei bis drei Kilo unerwünschte Gewichtszunahme bemerkbar macht. Als Thomas Tuchel aus seinem immerhin einjährigen Urlaub auf die Bühne der Bundesligashow zurückkehrte, dachte man im besten Falle, dass er das Jahr bei Wassersuppe und Brot 18 Stunden täglich steineklopfend in einem chinesischen Provinzgefängnis verbracht habe. Im ungünstigeren Falle kam einem eine fortgeschrittene Krebserkrankung in den Sinn. So harmlos ist es aber offenbar nicht. Herr Tuchel scheint ein frühkindliches Spaghetti-und-Tomatensoße-Trauma bei einem indischen Yogi oder esoterisch angehauchtem Ernährungs“experten“ aufgearbeitet zu haben, mit dem Ergebnis, Kohlenhydrate als Gift zu betrachten.

Nun ist es sicher so, dass die abendliche Tüte Chips, bzw. die nachmittäglichen Schokoriegel für nicht sportaffine Menschen mit überwiegend sitzender Bürotätigkeit, dem Idealgewicht und der Gesundheit im Allgemeinen nicht unbedingt förderlich sind. Und auch für dauerhaft verletzte Fußballspieler (Gündogan), die sich zwangsweise nur wenig bewegen können, ist eine kohlenhydratarme Ernährung durchaus richtig und wichtig.

Aber Erstligafußballer sind in der Regel Leistungssportler! Auch wenn diese meist nur ein Trainingspensum absolvieren, das z.B. Leichtathleten, Turner, Gewichtheber, Radfahrer oder Ruderer eher zum Warmmachen vor dem eigentlichen Training durchführen und auch der Wettkampf bei aller Verausgabung nicht im Entferntesten mit einer Tour de France-Etappe von 250 km Länge zu vergleichen ist, verbrauchen selbst Fußballspieler ein gewisses Maß an Energie. Diese Energie hat die Form von Kohlenhydraten; wenn keine mehr im Körper abrufbar sind, schlägt das Gehirn, das auf ständige Kohlenhydratzufuhr angewiesen ist, Alarm und wandelt Fett in Zucker um.

Wenn Guru Tuchel den Spielern von Borussia Dortmund verbietet, Pasta zu essen, der einfachsten und leckersten Art der Kohlenhydratzufuhr, verhindert er zwar mit Sicherheit übergewichtige Spieler (wenn sie abends nicht nach Bochum fahren, um Currywurst zu essen), seine Mannschaft kann aber auf Dauer ein Kraftproblem bekommen. Mal sehen, ob Dortmund in Zukunft gegen Ende der 2. Halbzeit aufgrund fehlender Kraft und damit fehlender Konzentrationsfähigkeit mehr Tore kassiert, als der Durchschnitt der Spitzenmannschaften.

Thomas Tuchel kann sich das Aussehen eines Nagelbrettschläfers als private Marotte sicher leisten. Aus ideologischen Gründen seine Mannschaft dazu zu zwingen, wird aber im Misserfolg enden!

Der Transferirrsinn in der 1. Liga

Bisher scheinen die Manager der 1. Liga vernünftiger zu sein als ihre Kollegen aus Liga zwei: Während es dort 165 Abgänge und 170 Zugänge gab, sind es in der 1. Liga „nur“ 127 Abgänge und 142 Zugänge. Das macht im Schnitt immerhin noch 7 Abgänge und 8 Zugänge pro Verein. Aber da die Transferperiode ja noch drei Wochen dauert, ist zu erwarten, dass die Eliteliga das Unterhaus vielleicht sogar noch einholen kann. Da kann die viel gepriesene Kontinuität nur hohles Geschwätz sein, um irgendwelche senilen Fußballromantiker zu besänftigen.

Im Durchschnitt gibt es also bisher 15 Veränderungen im Kader, positiv (wenn man eine geringere Zahl von Veränderungen denn als positiv einschätzt) weichen davon der FC Ingolstadt mit 3 Abgängen und 4 Zugängen = 7 Veränderungen ab, ebenso der VfL Wolfsburg (9), FC Augsburg (10), Bayern München und Hertha BSC (11).

Den Weg nach Absurdistan eindeutig eingeschlagen haben dagegen der VfB Stuttgart (18), Werder Bremen (19), der HSV (21) und als einsamer Spitzenreiter Hannover 96 mit 24 Veränderungen im Kader. Nicht umsonst werden die 96-er von vielen Experten mit dem Abstieg in Verbindung gebracht, wofür im Übrigen auch der Abstiegsexperte unter den Trainern, Michael Fronzeck, steht.

Das soll natürlich nicht heißen, dass Ingolstadt, als Verein mit den wenigsten Veränderungen, Meister wird (und Hertha schon gar nicht Fünfter), und andersherum wissen ja alle, dass der HSV nicht absteigen kann. Schade eigentlich…

P.S.: Am Ende der Saison müsste man mal den Zusammenhang von der Anzahl der Neuverpflichtungen und dem erreichten Tabellenplatz untersuchen.

Der Wahnsinn geht weiter…

Man glaubt es eigentlich nicht, aber es ist wahr: Die Zu- und Abgänge der Spieler in der 2. Liga füllen kleingedruckt fast eine ganze Seite der Fußball-Woche. Und die Transferperiode ist ja noch lange nicht beendet, der Wahnsinn wird also weitergehen: Bei den 18 Vereinen gab es zum 20.7. 163 Abgänge und 170 Zugänge, d.h., im Durchschnitt 9,0 Abgänge und 9,4 Zugänge pro Verein! Geschönt werden die Zahlen durch den KSC, der erst 3 Abgänge und 5 Zugänge verzeichnet und den FC St. Pauli, der zwar 9 Abgänge aber auch nur 3 Zugänge meldet. Wenn man die in den nächsten fünf Wochen noch stattfindenden Veränderungen berücksichtigt, heißt das nicht mehr und nicht weniger, als dass die meisten Vereine fast die Hälfte ihres Kaders auswechseln. Aus dem Gejammere der letzten Spielzeiten (bei Vereinen, bei denen es nicht wie gewünscht lief), dass sich die Mannschaft ja erst finden müsse, wurde offensichtlich nichts gelernt. Kontinuität ist zwar ein Fremdwort, sollte aber von einem Manager auch in der 2. Liga, verstanden werden. Identifikation der Fans mit ihrem Verein und den Spielern ist ja kaum noch möglich, wenn man die Namen von Spielern, kaum gelernt, schon wieder aus dem Gedächtnis streichen soll. Was bisher vom Basketball oder Eishockey schon bekannt war, scheint jetzt auch im Fußball der Normalfall, und nicht wie beim „Fall“ Magath in Wolfsburg und Schalke, die Ausnahme zu sein. In der 1. Bundesliga dürften die Zahlen ähnliche Ausmaße annehmen. Natürlich sind die Gründe klar: Zu viel TV- und Werbegeld ist im Spiel, seit dem Bosman-Urteil gilt die Vertragsfreiheit für die Spieler. Unseriösen Spielerberatern, den Spielern und selbst den Vereinen geht es nicht in erster Linie um (attraktiven) Fußball, sondern um Geld. Je höher der Umsatz, desto höher der Verdienst. Spaß macht das alles nicht mehr.

Nur Hertha BSC scheint die Lektion des Vorjahres gelernt zu haben, als massenhaft Neuzugänge die Leistungsfähigkeit gegenüber der Vorsaison eher verwässerten. Nur zwei Spielerverpflichtungen stehen vier Abgänge gegenüber. Wenn es doch so bliebe! Aber wir ahnen schon, dass sich die Geschäftsführung Sport bis Ende August durch Panikkäufe mittelmäßiger Spieler und Abgabe einiger Talente oder bewährter Kräfte bald in die Gemeinschaft der Groß-Händler einreihen wird…