In der neuen Ausgabe der Zeitschrift „11 Freunde“ gibt es einen sechsseitigen Artikel, der im Inhaltsverzeichnis mit der Überschrift „Hertha macht Spaß“ angekündigt wird. Spaß und Hertha, das sind zwei Begriffe, die in den letzten Jahren, fast Jahrzehnten, nur selten zusammenpassten. Hier werden der gar nicht mehr so neue Präsident Kay Bernstein, der ewige Trainer Pal Dardai und die neue Identifikationsfigur Marius Gersbeck mit vielen Fotos und im Interview so sympathisch dargestellt, wie es sonst nur bei Freiburg, Werder Bremen und vielleicht noch Union der Fall ist.
Und kurz nach Redaktionsschluss prügelt sich Marius Gersbeck und katapultiert sich mit mächtigem Knall ins Abseits. Wie dumm kann man eigentlich mit Ende zwanzig sein? Die Karriere (und viele hunderttausend, wenn nicht Millionen Euro) aufs Spiel setzen, weil man eventuell provoziert wurde und sich nach einigen Getränken nicht mehr unter Kontrolle hatte?
Wenn irgend ein Vorgang „typisch Hertha“ ist, dann dieser. Immer wenn man meint, eine Abwärtsspirale gestoppt zu haben und der mühsamen Weg nach oben beginnt, passiert etwas Unvorhergesehenes, das die Arbeit von Wochen, Monaten, Jahren kaputt macht!
Von einer öffentlichen Entschuldigung Gersbecks beim Verprügelten und beim Verein hat man noch nichts gehört, vielleicht gibt es sie ja auf einem der vielen Kanäle, auf denen heute gerne kommuniziert wird.
Gersbeck ist suspensiert. Dem Vorstand ist dringend anzuraten, keine Kündigung auszusprechen, sondern ihn nach einer gewissen Zeit, unabhängig vom Gerichtsurteil, nach Zahlung einer happigen internen Geldstrafe (für soziale Zwecke), zu begnadigen und langsam in den Kader zurückzuführen. Eine zweite Chance hat jeder verdient. Es darf nicht so sein wie 1971, als Hertha als einziger Verein (im Gegensatz zu Gelsenkirchen, Stuttgart, Braunschweig und und und…) seine Skandalsünder alle entließ, worunter noch jahrzehntelang gelitten wurde und weshalb unter anderem auch die Plumpe einige Jahre später verkauft werden musste.
Strafe ja – Entlassung nein!