Alles wie immer: Hertha spielt in der 2. Pokalrunde auswärts gegen eine Mannschaft aus einer unteren Liga und verliert. Da müsste man kein Wort drüber verlieren. Aber diesmal war eine Kleinigkeit anders: Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern kann, tritt Hertha mit einer B-Elf an. Der Stammtisch schäumt (ich saß neben einem Stammtisch in Alt-Mariendorf) und fordert schon fast wieder den Kopf des Trainers, der vor ein paar Wochen noch als gottähnlich verehrt wurde.
Was aber mögen die Gründe für Jos Luhukay gewesen sein, diese Mannschaft aufs Feld zu schicken?
a) Verwirrung des Gegners!
Wenn die Kaiserslauterer die Aufstellung lesen, sind sie durcheinander und denken, wenn der hier mit der Reserve antritt, müssen wir ja ganz schön schwach sein, was man dann auch meistens ist.
b) Motivation der eingesetzten Spieler!
Jeder, der gegen Kaiserslautern eingesetzt wird, erhält die Chance um einen Stammplatz zu kämpfen und wird sich folgerichtig zerreißen, was auf dem Betzenberg auch unbedingt nötig ist, wie man weiß.
c) Motivation der nicht eingesetzten Spieler!
Nach dem blutleeren Auftritt in Freiburg soll ihnen signalisiert werden, im nächsten Spiel gegen Mainz wieder die Höchstleistung abzurufen, weil man sonst seinen Stammplatz ganz schnell los sein kann.
d) Geplantes Ausscheiden!
Jos Luhukay wollte das Aus bewusst in Kauf nehmen, weil Hertha den Pokal letztlich sowieso nicht gewinnt und sich nach dem Aus voll und ganz auf die Bundesliga (gegen den Abstieg) fokussieren kann.
Die Punkte a) und b) waren offensichtlich Wunschdenken. Vielleicht kann sich Bayern München erlauben, mit einer B-Elf in Kaiserslautern anzutreten, was aber nicht mal sicher ist. Und außerdem heißen die B-Spieler dann Pizzarro, Rafinha, Shaqiri oder van Buyten und nicht Holland, Janker, Franz oder Cigerci. Außerdem war die Aussage von Luhukay nach dem Spiel entlarvend, als er sagte, dass man in der zweiten Hälfte spielerisch nicht gut genug war. In Kaiserslautern, und im Pokal ganz besonders, kann man aber nur über die kämpferische Schiene gewinnen.
Ob die Punkte c) und d) zutreffen, erweist sich erst in der nahen oder fernen Zukunft. Vielleicht tritt der Holländer dann ja in die großen Fußstapfen Sepp Herbergers, der aus taktischen Gründen 1954 in der Vorrunde der WM gegen Ungarn auch mit der Reservemannschaft antrat und verlor. Der Erfolg gab ihm später recht…