Nicht sechs Niederlagen, wie es Pal Dardai erwartete, sondern „nur“ fünf reichten, um den viereinhalb Jahre lang erfolgreich ausgeübten Job als Trainer bei Hertha BSC zu verlieren. Immerhin wahrte man den Schein des versöhnlichen Endes, indem man Dardai bis zum Saisonende weitermachen lässt, aber was eine lame duck ist, weiß man nicht nur aus der Politik. Zum Glück kann Hertha nichts mehr passieren, weil in dieser sonderbaren Saison drei Teams völlig aus dem Raster fallen. Normalerweise wäre man vier Spieltage vor Schluss mit 36 Punkten noch längst nicht gerettet, da ja eigentlich erst die magische 40-Punkte-Grenze den Abstieg ausschließt. Und das nach dem fulminanten Start von Hertha, der spielerisch sogar von mehr als nur der Champions-League-Teilnahme träumen ließ. Aber, und das liebt ja der gemeine Hertha-Anhänger, bisher hat es Hertha noch immer geschafft, Träumer auf den harten Boden der Realität zurückzuholen. Und irgendwie wäre es auch schade, wenn irgendeine unglaubliche Konstellation das schon mit langfristiger Vorfreude erwartete 100-Jahr-Jubiläum der ersten deutschen Meisterschaft im Jahre 2030 verhindern würde. Nein, im Leiden liegt die wahre Natur des Fußballfans, kurzzeitige Erfolgserlebnisse, wie Siegesserien von drei Spielen oder fünf nicht verlorene Spiele gegen Bayern München hintereinander (das kann nicht einmal Real Madrid für sich beanspruchen!) sind nur die Ausnahmen von der traurigen Regel. Wie schon Marcel Proust wusste: „Man gelangt nicht dazu, glücklich zu sein, aber man macht Feststellungen über die Gründe, die uns daran hindern es zu sein.“ Fest steht: Es ist nicht Pal Dardai, es sind auch nicht Söldner wie Valentino Lazaro, die keine Lust mehr haben, ihr Millionengehalt zu rechtfertigen, wenn ihre Karawane weiterzieht, es ist auch nicht Michael Preetz, der jetzt die schwere Aufgabe hat, einen neuen, passenden Trainer zu finden (David Wagner könnte ein geeigneter Kandidat sein, aber selbst ein Jürgen Klopp oder ein Pep Guardiola würden Hertha nicht zum Meister machen können), nein, es ist ganz einfach die Tatsache, dass Geld eben sowohl Tore schießt als auch Tore verhindert..