Oben oder unten?

Innerhalb von drei Tagen sind alle Herthaträume wie Seifenblasen zerplatzt. Nach dem Ausscheiden aus dem Pokal ist mit der Niederlage gegen den HSV auch die kleine Aufstiegschance nur noch theoretischer Natur. Bei zehn Punkten Rückstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz und nur noch sechs Punkten Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz müsste jedem klar sein, worauf man in den nächsten Wochen den Fokus legen sollte. Natürlich dürfte es unwahrscheinlich sein, dass Hertha nicht noch wenigstens fünf der letzten 14 Spiele gewinnt, um dann mit 41 Punkten nach menschlichem Ermessen nicht mehr absteigen zu können. Aber es gab ja auch schon Rückrunden, in denen genau das nicht gelang, wenn auch in der ersten Liga.

Wir wollen nicht unken. Am Saisonende wird Hertha, wenn nicht noch etwas ganz außergewöhnliches passiert, zwischen dem 8. und 12. Tabellenplatz eintrudeln. Allerdings ohne die Aussicht, sich in den kommenden Spielzeiten extrem steigern zu können, wenn man sich nur den Abgang von Reese vor Augen führt, der momentan 50 % des Hertha-Spiels ausmacht. Der blödsinnige Spruch, dass ein Spieler, wenn er mal zwei Tore geschossen hat, den Gegner „fast im Alleingang“ besiegt hätte: Hier wird er ausnahmsweise Realität. Und angesichts klammer Kassen dürfte Besserung kaum erfolgen, es sei denn, der Berliner Weg biegt durch überragende Talente auf eine nicht geahnte Zielgerade ein. Möglich wäre es. Mit einem guten linken Verteidiger (Karbownik scheint eine Position offensiver viel besser eingesetzt) und mit Gechter, Eitschberger oder Dardai neben Leistner anstelle des unbeständigen Kempf könnte man zumindest die Abwehr stabilisieren. Und es war ja die Abwehr, die die Spiele gegen Hannover, Nürnberg, Rostock nicht gewonnen und jüngst gegen Kaiserslautern und den HSV verloren hat. Vorne reicht ein Tor, das auch ohne einen Reese-Fußballgott möglich ist, wenn hinten die Null steht.

Fazit: Es hätte ja auch viel schlimmer kommen können, wenn wir uns daran erinnern, dass ein Neustart in der 4. Liga nach einer Insolvenz im Sommer 2023 nicht ausgeschlossen war. Nehmen wir einen Mittelfeldplatz in diesem Jahr als Grundlage für eine Aufstiegsperspektive in zwei oder drei Jahren als gegeben hin. Ein Punkt in Fürth am Wochenende wäre natürlich ein großer Schritt in diese Richtung. Und bei einem Auswärtssieg schielen bestimmt wieder alle in Richtung Platz 3. Die Frage bleibt, ob Dardai wackelt, wenn auch das sechste Spiel in Serie nicht gewonnen wird. Oder gehört Dardai grundsätzlich zum Berliner Weg?

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