Nun also doch…

Was vor einigen Wochen nach den ersten Verlautbarungen wie ein vorweihnachtlicher Scherz klang, ist jetzt zur bitteren Realität geworden: Nein, es ist hier nicht von Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten die Rede, sondern von der mindestens genauso irrwitzigen Aufstockung des FIFA-WM-Teilnehmerfeldes auf 48 Mannschaften.

Alleine die Vorrunde mit 16 Dreiergruppen könnten mich in den Wahnsinn treiben, wenn nicht Methode dahinterstecken würde. Alle, die die Gnade der frühen Geburt erfahren haben, erinnern sich noch mit Schrecken an die Dreier-Zwischenrunden bei der WM 1982 in Spanien. Dreiergruppe hieß ja auch drei Spiele, für jedes Team also zwei. Wenn man eines vergeigte, hatte man keine Chance mehr. Nun aber scheidet ja nur der Dritte und Gruppenletzte aus. Fein, denkt da der Funktionär aus dem Niger und hofft auf eine Gruppe mit Deutschland und Rumänien, bei der er, egal wie die ersten beiden Spiele auch enden mögen, im zweiten Spiel seiner Mannschaft eine schnelle Million verdienen kann. Wenn Rumänien einen hohen Sieg gegen den Niger benötigt: Bitteschön, könnse haben. Wenn Deutschland aber will (weil das erste Spiel gegen Niger in die Hose ging), dass gegen Rumänien höchstens Unentschieden gespielt wird: Gegen ein kleines Aufgeld, das Franz Beckenbauer als anwesender Privatmann, falls er nicht vorübergehend im Gefängnis sitzen sollte, diskret in der Hotelbar in einer Kiste bester kubanischer Zigarren überreichen kann, ist ein Unentschieden kein Problem. Dreiergruppe – geht gar nicht. Und genau diese Konstellation werden wir 2026 sechzehn Mal erleben. Dass es eine k.o.-Runde mehr als bisher gibt, erhöht zwar die Spannung, falls nach den lähmenden Vorrundenspielen noch jemand Interesse haben sollte, ist aber kein Ausgleich für den Unsinn davor. Dann doch gleich auf die Qualifikation verzichten und mit allen FIFA-Mitgliedsverbänden in guter alter Europapokal-Tradition nur k.o-Runden (anfangs in Hin- und Rückspielen) stattfinden lassen. Das sind 8 Runden mit 256-128-64-32-16-8-4-2 Teilnehmern, wobei es in der ersten Runde für die Weltranglistenführenden Freilose gibt und die eigentliche WM mit der 64-er Runde begänne. Sport-Spiel-Spannung. Der Phantasie der Funktionäre sind kaum Grenzen gesetzt. Schließlich gibt es ständig neue Staaten (Südsudan…), die auch eine zukünftige Ausweitung des Teilnehmerfeldes garantieren. Und jeder neue Staat hat das gleiche Stimmrecht wie Deutschland, Frankreich oder Italien. Streng nach demokratischen Regeln…

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