Neues Jahr – alte Hertha?

Wenn die Tante Omikron nicht anderer Meinung ist, startet am kommenden Wochenende die Bundesliga in ihre zweite Saisonhälfte. Bei Herthas Anhängern ist die Erwartungshaltung nach dem sensationellen Sieg gegen Dortmund naturgemäß groß, ein Europapokalplatz müsste doch drin sein…Darin unterscheidet sich der blauweiße Fan nur unwesentlich von den Kölner Jecken, die auch schon heimlich nachsehen, wo 2023 das Endspiel der Europa-League stattfinden soll, wenn sie ein Auswärtsspiel nicht allzu hoch verlieren. Das sollte am Sonntag gegen die Alte Dame Hertha im Bereich des Möglichen liegen, spielen die Domstädter doch seit Steffen Baumgardt dort Trainer ist, einen ansehnlichen Ball. Allerdings lebt die Mannschaft in erster Linie von der Mentalität und den Toren von Anthony Modeste. Wenn ich nicht geträumt hätte, dass Modeste, um von Herthas Abwehrspielern nicht erkannt zu werden, sich mit einer Ruud-Gullit-Perücke unkenntlich gemacht hatte, würde ich bei Herthas wackeliger Innenverteidigung Angst vor einem Mehrfachpack haben. Aber das war ja gegen Dortmund mit Haaland nicht anders und der hat gegen Stark und vor allem Torunarigha keinen Stich gesehen. Dass Kölns stärkster Abwehrspieler Rafael Czichos die Rindfleischtöpfe Amerikas dem Hungerlohn der Bundesliga vorzieht, kann man ihm nicht vorwerfen, dürfte für Hertha aber ein kleiner Vorteil sein. Andererseits würde es schon einem Wunder gleichkommen, wenn Hertha zwei überdurchschnittliche Spiele hintereinander absolviert. Gleichmäßig kann jeder! Immerhin fehlen Hertha vier Verteidiger wegen Corona und täglich werden es mehr. So schnell kann Bobic an der Transferfront gar keinen Ersatz beschaffen, wie sich die Spieler aus eigener Dummheit (um die halbe Welt jetten) oder Pech (Impfung vergessen) in die Quarantäne katapultieren. Leider ist die Karnevalszeit noch ein paar Wochen entfernt, dann hätten wir gegen eine Kölner Junioren-/Regionalligamannschaft antreten können. So aber muss man froh sein, wenn die Berliner wenigstens elf Spieler auf den Rasen bekommen. Abwarten, wie es weitergeht. Dass Bobic bisher erst einen Coronakranken verpflichtet hat, ist mir ganz sympathisch: Soll doch die Mannschaft der Vorrunde den Karren aus dem gar nicht mehr so tiefen Dreck ziehen. Und es soll ja Trainer geben, die bereits vorhandene Spieler besser machen wollen.

Der Abstand zu einem Europapokalplatz beträgt sechs Punkte, der Relegationsplatz ist nur vier Punkte entfernt. Nur soviel zur Einnordung der Ansprüche. Aber: Alles ist möglich. Neu-Trainer Korkut hatte fast immer ein erfolgreiches halbes Jahr bei seinen bisherigen Trainerstationen. Und wenn es nicht zu erfolgreich werden wird, kommt im Sommer endlich Wunschtrainer Nico Kovac, der gerade in Monaco als Tabellensechster mit vier Punkten Rückstand auf den Zweiten entlassen wurde. Und dass Kovac mit Stars nicht immer klarkommt, ist bei Hertha ja mangels Masse kein Problem…

P.S.: Optimistisch wie immer, tippe ich gegen Köln auf ein Unentschieden, also einen erfolgreichen Start ins neue Jahr…

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