Mentalität und Angsthasenfußball

Man muss vor allem positiv denken: Hertha kann sich nach der 2:3-Niederlage gegen Union im Pokal voll auf den Abstiegskampf in der Liga konzentrieren. Und da am Sonntag Bayern Münchens Überkicker in Berlin antreten, müssen sie sich wahrscheinlich mehr konzentrieren, als ihnen lieb ist, um eine hohe Niederlage zu verhindern. Eine sehr hohe, wenn die Abwehr wieder solche Fehler wie gegen nicht mal besonders überragende Unioner machen wird.

Effektiv waren die Köpenicker allerdings: Aus vier gefährlichen Angriffen der zweiten Hälfte resultierten mit freundlicher Hertha-Unterstützung zwei Tore. Und obwohl Hertha im zweiten Abschnitt, nachdem mit Maolida ein zweiter Stürmer eingewechselt wurde, offensiv durchaus gefällig spielte und so viele Flanken wie selten in den Strafraum des Gegners gebracht wurden, reichte es nicht für ein offenes Spiel, weil eine Minute nach dem Anschlusstor sofort nach kollektivem Tiefschlaf aller Abwehrspieler der Zwei-Tore-Vorsprung für Union wieder hergestellt wurde.

Natürlich kann man wieder hadern, wenn man die blauweiße Brille aufsetzt: Von 100 Versuchen trifft Vogelsamer nur ein einziges Mal den Ball so genial wie beim 0:1. Vorher war Kruse genau fünf Zentimeter nicht im Abseits, als er die Flanke auflegte. In Köpenick, beim ersten Derby der Saison, war es genau umgekehrt: Piatek stand vor seiner Flanke zum vermeintlichen 1:2 direkt vor der Pause exakt fünf Zentimeter im Abseits, weshalb das Tor zu Recht nicht zählte. Abgesehen davon, dass diese Zentimeter-Entscheidungen Unsinn sind, da zehn Zentimeter in einer hundertstel Sekunde zurückgelegt werden, der Mann im Keller aber das Bild gar nicht so genau anhalten kann, sondern höchstens im Zehntelsekunden-Bereich agiert (1 Meter Raum !!!), entscheiden solche Nuancen eben ein Spiel und, Phrase: Im Laufe der Saison gleicht sich alles wieder aus…gähn…

Entscheidend für Unions verdienten Sieg, war die Einstellung der Herthaner. Einerseits merkte man den unbedingten Willen zum Sieg nur während kurzer Phasen der zweiten Hälfte, als fast alles schon verloren war. Andererseits ist es unverständlich, dass Trainer Korkut zwar immer davon spricht, dass agiert und nicht reagiert werden soll, die Aufstellung mit einem Stürmer und drei defensiven Mittelfeldspielern (Ascacibar, Tousart und z.T. auch Darida) genau das Gegenteil zeigt. Da muss sich niemand wundern, dass das Spiel genau so läuft. Der unerträglich langsame Aufbau mit ewigem Quergeschiebe ist in keinster Weise der von Manager Bobic attestierte Fortschritt. Im Gegenteil. Als Dardai so spielen ließ, war das anfangs nötig, um Sicherheit in eine völlig verunsicherte Mannschaft zu bringen. Jetzt ist es einfach nur ein Armutszeugnis. Wir reden von einer Mannschaft, deren Personaletat immerhin 90 Millionen Euro beträgt, was, abzüglich der Trainerstabs-Gehälter, ein durchschnittliches Salär von zwei bis drei Millionen Euro bedeutet. Pro Spieler!! Wofür? Für Angsthasenfußball!

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