Kurzarbeit Null und die Großzügigkeit der Profis

Die Spieler von Juventus Turin aus Italiens Serie A haben gerade wegen der Corona-Krise auf vier Monatsgehälter verzichtet, was 90 Millionen Euro ausmacht. Wer die Grundschule länger als bis zur dritten Klasse besucht hat erkennt glasklar, dass die Spieler somit 270 Millionen Euro im Jahr verdienen, bzw. erhalten. Bei angenommenen 27 Spielern im Kader ergäbe das ein Durchschnittsgehalt von 10 Millionen per anno. Auch wenn es bei vielen finanziell etwas eng werden sollte, müssen die meisten Spieler nicht sofort ihre Lebensmittel bei der Tafel abholen. Wenn es doch nötig werden sollte, kann man sich durch die Schutzmaske zum Glück relativ gut tarnen. Trotzdem: Wenn die 90 Millionen für die Gehälter der Club-Bediensteten bereitstehen würden, könnten sich einige Familien weiter abends eine Flasche Rotwein leisten.

Gehen wir nach Deutschland: Dortmunds Kader verdient nach mehr oder minder offiziellen Angaben 150 Millionen Euro pro Jahr, d.h., diese (aus Juventus-Sicht) Hungerleider erhalten nur ca. fünf Millionen im Durchschnitt. Auch wenn man davon nicht wirklich gut leben kann, müssten die Spieler entsprechend dem italienischem Vorbild immerhin 50 Millionen in den Topf werfen. Davon könnten 50 Angestellte je eine Million im Jahr erhalten oder 500 Bedienstete je 100.000 Euro. Dann bekämen auch der Ticketverkäufer oder der Ordner am Eingang mal etwas mehr als den Mindestlohn. Und da man ja die Leute nicht verwöhnen soll, könnten überschüssige Beträge auch für soziale Zwecke oder den Amateurfußball verwendet werden. Der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Die Sache hat nur den kleinen Haken, dass zwar von vielen Spielern (zuerst von Borussia Mönchengladbach und Unions Torwart Giekiewicz) die Bereitschaft zum Gehaltsverzicht kundgetan wurde, bisher aber von niemandem auch nur ansatzweise eine Zahl (in Prozent oder absoluter Höhe) genannt wurde. Die 2,5 Millionen Euro der Nationalspieler lassen da Schlimmes befürchten. 100.000 Euro je Spieler ist zwar für den Normalverdiener fast wie ein Sechser im Lotto, für die Profis aber gerade mal ein Wochengehalt.

Glaubwürdigkeit bekämen alle Großverdiener in der Bundesliga (also auch Trainer und Manager) erst, wenn sie das Gehalt für die gesamte Dauer der spielfreien Zeit spenden würden, denn dass man für Trimm-dich-Radfahren in der eigenen Villa Geld bekommen soll, ist ja wohl kaum einem Fan zu vermitteln.

Dann, und nur dann, könnte der Dauerkartenbesitzer aus Solidarität mit seinem Verein auch darauf verzichten, den Geldanteil für die nicht im Stadion gesehenen Spiele zurück zu erhalten.

 

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