Kommt die große Wende schon gegen die Bayern?

Die Frage aus der Überschrift kann man getrost verneinen, wenn man die allseits bekannte Statistik zu Hilfe ruft. In den bisherigen 71 Bundesligaspielen seit der Saison 1968/69 (in den ersten beiden Bundesligajahren fehlten die Bayern – im zweiten wurden sie pikanterweise von Tasmania 1900 aus der Aufstiegsrunde gekegelt – und in der dritten bis fünften Saison gurkte Hertha in der Regionalliga Berlin herum) haben 41 mal die Bayern gewonnen, 20 Spiele endeten Unentschieden und nur 10 mal gewann Hertha. Im heimischen Olympiastadion gab es in 35 Spielen immerhin 8 Hertha-Siege bei 14 Unentschieden und 13 Niederlagen. Das Heim-Torverhältnis von 45 : 66 weist im Durchschnitt auf eine 1:2-Niederlage hin. Damit könnte man, unter normalen Umständen, durchaus zufrieden sein, da man vor der Saison aus den beiden Bayern-Spielen sowieso null Punkte in die Planung einfließen lässt.

Diesmal wäre natürlich ein Punkt (an drei zu denken wäre unverschämt, arrogant und egoistisch, schließlich müssen die Münchener ja Meister werden, und möglichst nicht erst fünf Spieltage vor Saisonende) Gold wert, würde es der Mannschaft doch Selbstvertrauen für die folgenden Aufgaben in Stuttgart und gegen Leipzig einflößen. Und das ist ja das einzige, was den Herthanern momentan in reichlichem Maße fehlt, von Passgenauigkeit, Abwehrverhalten, systematischem Spielaufbau und Effektivität vor dem gegnerischen Tor einmal großzügig abgesehen.

In der Fußball-Woche wird in Corona-Zeiten mangels aktuell möglicher Berichterstattung aus den unterklassigen Ligen wöchentlich im Archiv der Zeitung gekramt. Und seit den großen Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, den großen Hertha-Zeiten, zieht sich durch die Berichterstattung, dass Hertha nun mal eine Wundertütenmannschaft war und ist. Egal mit welchen Spielern unter welchen Umständen zu welchen Zeiten: Immer konnte man von Hertha erwarten, was eigentlich nicht zu erwarten war. Siege, wenn man chancenlos war und Niederlagen gegen Mannscaften, die eigentlich jeder schlug. Deshalb ist ja auch beim heutigen Geisterspiel alles möglich, man sollte aber keinesfalls fest mit einem allzu hohen Sieg der Herthaner rechnen. Vielleicht wird er ja dann Wirklichkeit…

Übrigens: Es ist noch viel zu wenig im öffentlichen Bewusstsein verankert, wann Bayern München seine erste von mittlerweile drei Millionen Deutschen Meisterschaften holte: 1932, also nachdem Hertha 1930 und 1931 seine beiden einzigen Titel geholt hatte. Eine neuerliche Ablösung werden selbst junge Menschen zu Lebzeiten wohl nicht mehr erleben…

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