Eigentlich sollte im Jahre 2016 die Sportwissenschaft so weit sein, dass es über Trainingsmethoden und -intensität keine zwei Meinungen mehr gibt. Dass das offensichtlich nicht so ist, hat uns am Sonnabend Pal Dardai im Aktuellen Sportstudio erklärt, als er sagte, dass ihn sein Athletiktrainer Kuchno entgeistert ansah, als er ihm in der Sommerpause seine Pläne für die Saisonvorbereitung zeigte. In der Hinrunde hat die hervorragende Fitness den Herthanern geholfen, ob sie in der Rückrunde unter fehlender Substanz leiden werden, wird man sehen.
Außerdem scheint die Trainingslehre keine Gewähr für richtig dosierte körperliche Belastung zu geben. Trainieren die Bayern zu viel oder zu wenig oder falsch, was die Abstimmung von Krafttraining (Muskulatur), Dehnungsübungen (Bänder, Sehnen) und Schnellkraft (Gelenke) betrifft. Es wäre zu untersuchen, welche Übungen Pep Guardiola bevorzugt bzw. vernachlässigt, um diese überdurchschnittliche Anzahl von Verletzungen zu produzieren. Hat Müller-Wohlfahrt doch recht? An der Europapokalbelastung liegt es in jedem Fall nicht, die kennen die Bayern seit Maier, Müller, Beckenbauer… Jüngstes Opfer der bayerischen Muskelschwäche wurde Jerome Boateng. Der Bundestrainer hisste die Flagge der Nationalmannschaft auf Halbmast, denn bei mindestens dreimonatiger Verletzungspause Boatengs ist der Frühling schon fast vorbei (Mitte April!!), wenn Boateng mit dem Training beginnen kann. Da dürfte er bis Anfang Juni kaum auch nur annähernd Normalform erreichen.
Und in ganz Fußballdeutschland gibt es keine Alternativen? Welch Armutszeugnis, so zu denken!
Was ist denn mit Robert Huth, der in der Premier League mit Leicester City an der Tabellenspitze herumkickt. Vielleicht könnte ein Bastian Scheinsteiger zum Ende seiner Karriere seinen Weg aus dem Angriff über das defensive Mittelfeld weiter nach hinten in die Innenverteidigung fortsetzen. Oder der Bundestrainer sieht mal weiter als 200 km von Freiburg aus nach Berlin, wo ein Sebastian Langkamp seit zweieinhalb Jahren mit hervorragendem Stellungs- und Kopfballspiel wesentlich mit dazu beigetragen hat, dass Herthas Deckung eine der besten der Bundesliga geworden ist. Das Manko fehlender internationaler Erfahrung muss nicht zwangsläufig entscheidend sein. Ein Norbert Eder hat genau neun Länderspiele absolviert. Die letzten sieben übrigens bei der Fußballweltmeisterschaft 1986. Mit seinem neunten Länderspiel stand er im Finale gegen Maradonas Argentinien…