Gibt es Farben, die es nicht gibt?

Die Geschichte der Trikotmode ist so alt wie der Fußball selbst. In der neunundvierzig-einhalbjährigen Zeitspanne der Bundesligaexistenz haben wir an Formen und Farben alles sehen können, was das Herz begehrt und was es auf gar keinen Fall begehrt: Die goldenen Seidentrikots der Dortmunder Borussia in frühen Europapokalspielen gegen Benfica Lissabon, waren sicher ein Highlight. Die diagonal rot-weiß geteilten Hemden des 1.FC Köln waren modern, später fand man sie hässlich, heute sieht man sie als Retromode schon mal wieder. Schmale Streifen, breite Streifen, horizontal oder vertikal, runde Kragen, Schnürkragen, Borten, Bündchen, eng oder flatterig geschnitten, alles schon dagewesen!

Tiefpunkt der auch von der Werbung des Sponsors beeinflussten Trikots war der regenbogenartig-diagonale Faberlook des VfL Bochum und das schmutzige Camouflagehemd des FC St. Pauli. Das an die Müllabfuhr erinnernde Orange von Energie Cottbus nahm man vor etlichen Jahren gelassen hin, weil man von Cottbus eben nicht mehr erwartete. Dass dieses Orange auch mit Werdergrün korrespondieren könnte, war zwar theoretisch nicht vorstellbar, setzte sich aber in der Praxis überraschender Weise in den letzten Jahren durch.

Aber das Überschreiten dieser Grenze darf nicht hingenommen werden: Werder Bremen hat zum schmutzigen Orange das ehemalige Grün in einer Weise variiert, dass man dabei unwillkürlich an das Blut des gequälten Wiesenhof-Geflügels denken muss, in das die Hosen getaucht wurden und das durch Kapillarwirkung in die Hemden gezogen ist. Eine größere Beleidigung für das nicht farbenblinde Auge ist kaum vorstellbar und man fragt sich, ob es sich um fehlenden Geschmack, eine ehrliche Werbestrategie (wofür, wofür bloß…) oder die maßlose Sucht nach Neuem, egal um welchen Preis, handelt.

Wiesenhof als Trikotsponsor hat zu einigen Austritten von Vereinsmitgliedern geführt. Es scheint, dass der Kreator der neuen Farbe nur das Wort „Kot“ in Trikot gesehen hat. Werder, du warst mal Sympathieträger…

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