Geld schießt (keine) Tore!

Ja, was denn nun? Natürlich schießt Geld Tore, und zwar 40 in einer Saison. Außer den Bayern könnte sich kein anderer deutscher Verein den derzeit besten Fußballer der Welt leisten. Aber dass man mit seinem Geld auch das Richtige anfangen müsste und das Falsche machen kann, haben schon viele Vereine bewiesen, wie der HSV, dem noch ein viertes Jahr Bedenkzeit in der Liga 2 gegönnt wurde, oder der von Gazprom mit hunderten von Millionen verwöhnte FC Schalke 04. Gazprom? Ist nicht ein gewisser selbsternannter Premium-Fan von Borussia Dortmund namens Gerhard Schröder ein hohes Tier bei der mit Gazprom eng verbandelten Schwesterfirma North-Stream? Und warum schüttet er den Erzfeind Schalke mit Petromillionen so zu, dass sie kaum noch die mittlerweile saubere Ruhrgebietsluft atmen können? Wir beginnen zu verstehen: Weil NUR Geld eben nicht reicht, man muss auch was von der Sache verstehen. Und ein bisschen Glück und Fingerspitzengefühl gehört ebenfalls dazu.

Was man auch von Dieter Hoeneß nicht behaupten konnte, als er 2003 den jubelnden Herthanern auf der Mitgliederversammlung stolz verkündete, dass er gerade 28 Tore eingekauft habe, indem er Fredi Bobic und Artur Wichniarek für Geld, das er gar nicht hatte, verpflichtete. Dass diese dann in zusammen sechs Spielzeiten nur noch 12 mal einnetzten, d.h. ZWEI Tore pro Saison (Bobic in 54 Spielen 8 Tore und Wichniarek in 63 Begegnungen ganze 4 Tore), wohlgemerkt als Stürmer und nicht als Torwart, zeigt wieder, dass die Geldbündel allein nichts garantieren.

Schwamm drüber. Aber die 50 Millionen Schulden, die Hoeness seinem Nachfolger Preetz vererbte, beeinflussten die folgenden zehn Jahre, was Transfermöglichkeiten anging, negativ. Erst mit den Windhorst-Millionen änderte sich das, aber wer einmal am Hungertuche nagt, kann mit plötzlichem Reichtum oft nichts anfangen. In unguter Erinnerung ist das Schicksal des Lotto-Hauptgewinners (damals 500.000 DM), der das Schild „Wegen Reichtum geschlossen“ an seinen kleinen Laden anpinnte. Nach einem Jahr waren die Hunderttausende und auch der Laden weg…

Das ehemalige Aufsichtsratsmitglied von Hertha, Jens Lehmann, sagte neulich in einer Fußball-Talkrunde, dass sein Arsenal-Trainer Arsenne Wenger dazu neigte, Geld auch mal nicht auszugeben. Wenn ein potenzieller neuer , teurer Spieler nicht wesentlich besser sei als ein vorhandener, warum diesen Transfer tätigen? Auf Hertha bezogen: Ein fitter, verletzungsfreier Arne Maier ist kein Deut schlechter als ein guter, aber eben auch nicht weiterhelfender Tousart, der 25 Millionen kostete!

Hertha hat die falsche Kurve, die der plötzliche Geldsegen bescherte, dank Pal Dardai gerade noch so gemeistert, im Gegensatz zu den ehemals mit Geld um sich werfenden Schalkern, die sich jetzt immerhin, trotz 200 Millionen Euro Schulden, einen Simon Terodde vom HSV leisten können. Respekt! Oder wird Schalke in die dritte Liga durchgereicht, wie vorher Kaiserslautern, Braunschweig, Duisburg, 1860 und andere vorgemacht hatten? Man könnte ja mal Gerhard Schröder fragen, wer der nächste Sponsor von Schalke 04 wird…

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