Der Videobeweis und die Gerechtigkeit

Die SPD wollte die Wahl mit dem Hauptthema „Mehr Gerechtigkeit“ gewinnen und ist kläglich gescheitert. Der DFB hat den Videobeweis unter dem Motto „Mehr Gerechtigkeit im Fußball“ eingeführt und ist schon fast gescheitert. Ist man dem Ziel wenigstens etwas nähergekommen?

Im Spiel Mainz gegen Hertha kam es zum Ende der ersten Halbzeit zu einem Zusammenstoß zweier Spieler im Hertha-Strafraum. Der Schiedsrichter, der fünf Meter daneben stand, ließ weiterspielen. In der nächsten Spielunterbrechung wurde der Referee von acht Mainzern bestürmt, woraufhin dieser sich die Szene im Fernseher ansah. Folge: Elfmeter für Mainz. Tor. 1:0-Sieg für Mainz. Als kurz vor Schluss der Nachspielzeit Langkamp im Mainzer Strafraum zu Fall kam, ließ der Schiri weiterspielen. Drei Herthaner liefen halbherzig zum Schiedsrichter und forderten den Videobeweis, was dieser jedoch ignorierte. Gerechtigkeit? Zumindest hätte der Schiedsrichter sich die Szene ansehen müssen; wie er dann entschieden hätte, steht auf einem anderen Blatt. Durch Ungleichbehandlung durch den Schiedsrichter wurde hier das Mehr an Gerechtigkeit, das der Videobeweis anstrebt, wieder zunichtegemacht.

Zweites Beispiel: Im Spiel Hertha gegen Bayern wurde Darida von Martinez im Strafraum umgesenst. Der Schiedsrichter pfiff folgerichtig Elfmeter. Nach mehrminütigem Studium aller möglichen Zeitlupen nahm der Schiri den Elfer zurück und setzte das Spiel mit Schiedsrichterball fort. Wie man später feststellen konnte, war die Situation nicht hundertprozentig eindeutig. Fazit: Auch durch noch so viele Einstellungen kann nicht immer geklärt werden, ob es sich um ein Foul oder eine korrekte Aktion handelt. Wenn alle Schiedsrichter immer im Zweifel für den Abwehrspieler pfeifen würden, wäre das  nachvollziehbar. Genau das wird aber mit dem Videobeweis nicht erreicht. Es ist immer noch die völlig subjektive Entscheidung des Schiedsrichters a) ob er sich eine Szene nochmals ansieht (bzw. die völlig subjektive Entscheidung des Videoschiedsrichters in seinem Studio)  und b) wie er dann das Gesehene interpretiert. Merke: Manchmal gibt es vielleicht eindeutige Spielszenen, die ohne Videobeweis unentdeckt geblieben wären. Gerechter ist die Fußball-Welt jedoch keineswegs geworden.

Ein bisserl gerechter würde es vielleicht noch werden, wenn jeder Trainer einmal pro Halbzeit den Videobeweis anfordern dürfte. Dann würden zumindest solche Ungerechtigkeiten wie in Mainz ausgeschlossen sein, es sei denn, ein Trainer hat seinen Videobeweis verschwendet, um einem Gegner einen falschen Einwurf nachzuweisen. Aber dass die menschliche Dummheit gegen unendlich strebt, wusste schon Albert Einstein…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert