Bundesliga 14/15: Was macht eigentlich Hertha?

Auch Hertha ist Weltmeister, wie wir alle! Oder sind nur die momentan 16 deutschen Spieler Weltmeister, während die 13 ausländischen Herthaner mit demütig niedergeschlagenen Augen trainieren? Wir wissen es nicht, können uns aber vorstellen, dass der WM-Dritte Jos Luhukay eine praktikable Lösung finden wird.
Hertha war nach der Hinrunde der vorigen Saison sensationell Sechster, in der Rückrundentabelle reichte es nur zu einem Abstiegsplatz. Gründe für den Abfall? Ramos traf kaum noch, Lustenbergers (und z.T. Cigercis) Verletzung, Spannungsabfall nach dem (fast) sicheren Klassenerhalt schon zu Weihnachten.
Wie sind die Aussichten für die neue Saison? Ramos hat den Verein verlassen, Lasogga kehrt nicht zurück: Eine Schwächung des Angriffs, die auch durch die Zugänge Schieber, Beerens, Haraguchi und Stocker kaum zu kompensieren ist. Im Mittelfeld geht Skjelbred zum HSV zurück, dafür kommt Hegeler, eventuell hat Baumjohann seinen Kreuzbandriss überwunden (was nicht sicher ist) und vielleicht, ganz vielleicht, platzt bei Ronny doch noch der Erstligaknoten. Die Abwehr dürfte mit Heitinga, wenn er sich nicht als müder Abzocker herausstellt, und Plattenhardt sicherer werden, vor allem falls Lustenberger mal wieder genesen sollte. Im Tor stehen die vier bewährten Kräfte zur Verfügung. Wenn die Chemie innerhalb der Mannschaft weiterhin stimmt, kann auch ohne Torjäger eine ordentliche (einstellige) Platzierung erreicht werden, wenn es jedoch einige Ausfälle gibt (Form oder Verletzung), ist eine Fortsetzung der Rückrunde mit Abstiegssorgen aber auch im Bereich des Möglichen.
Grundsätzlich ist die Transferpolitik von Manager Preetz meines Erachtens wieder ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten: Es wird nicht auf dem eingespielten Kader aufgebaut, der mit zwei oder drei hochkarätigen Zugängen und einigen Talenten aus der erfolgreichen Jugend des Vereins ergänzt wird, sondern es wird mit acht Zugängen (einschließlich Bastians) bei sieben Abgängen gekleckert (Sahar nicht mitgezählt). In der gesamten Liga gab es bisher 84 Zugänge, d.h., 4 bis 5 im Durchschnitt pro Verein. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Hertha hier mit unrühmlichem Beispiel vorangeht. Eine eingespielte Mannschaft und die Identifikation der Zuschauer mit dieser ist eine Grundlage für den Erfolg. Dass von den Neuzugängen vier deutsche Spieler vier Ausländern gegenüberstehen ist zwar nicht dramatisch, die Einkaufspolitik sollte aber eigentlich eine andere Richtung einschlagen, nämlich mehr berliner, mehr deutsche Spieler und ausländische Spieler als Sahnehäubchen wie Pantelic, Marcelinho, Dardai …
Im Erfolgsfall hat Preetz wieder alles richtig gemacht. Nur: Wehe, wenn’s nicht klappt…

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