Spiel 59: Niederlande – Costa Rica 0:0 n.V. (4:3 Elfmeterschießen)
Spiel 60: Argentinien – Belgien 1:0
Was soll man davon halten? Was die Argentinier gegen Belgien nicht auf den Rasen zauberten, entsprach genau dem Schema der vorherigen vier Spiele: Ein paar Dribblings von Messi, viel Kampf, viel Krampf, wenig Ideen, wenig Lust am Fußballspiel. Und am Ende gewinnen sie doch. Argentinien im Stil der deutschen Mannschaft der achtziger Jahre. Und Holland? Außer einigen Dutzend meist brotlosen Antritten von Robben auf der rechten Seite (vier der ihn aufzuhalten versuchenden Spieler erhielten eine gelbe Karte, obwohl das Spiel, verglichen mit Brasilien gegen Kolumbien, die Härte eines Lillifee-Abenteuers hatte) war da gar nichts, was einen Einzug ins Endspiel rechtfertigen würde. In der 117. Minute trennte Costa Rica nur das linke Bein des holländischen Torhüters vom Halbfinale. Großer Kampf der Mittelamerikaner, aber irgendwann reicht es auch mit dem Glück.
Bleibt Deutschland. Bei 18 Turnierteilnahmen erreichte Deutschland dreizehn Mal das Halbfinale. Brasilien schaffte das bei 20 Teilnahmen z.B. nur elf Mal. Gegen Brasilien ist Deutschland nach Neymars tragischem Aus wohl oder übel Favorit. Man könnte, um Waffengleichheit herzustellen, den Brasilianern anbieten, ebenfalls den stärksten Spieler auf der Bank zu lassen. Also Großkreutz für Hummels oder Zieler für Neuer. Das würde zwar vielleicht nicht den WM-Titel, wohl aber den Gewinn jedes Fair-play-Pokals von der UNO über den Landesverband Westfalen-Lippe der Grünen bis zum Internationalen Roten Kreuz bedeuten. Aber haben die Brasilianer 2002 Ronaldo draußen gelassen, als unser Ballack mit zweiter gelber Karte für’s Finale gesperrt war? Mitnichten. Andererseits: Irgendwer muss ja mal mit fairen Gesten anfangen. Vielleicht reicht es ja, wenn Klose darauf verzichtet, sein 16. Tor zu schießen, um Ronaldo nicht vom gemeinsamen Torjägerthron zu stürzen…