Wer gewinnt ein Fußballspiel: Trainer oder Mannschaft?

In einer angesehenen und auch nach eigener Einschätzung niveauvollen Berliner Tageszeitung konnte man vor wenigen Tagen zur Entlassung von Fürths Trainer lesen: „…Büskens, der kein Heimspiel gewinnen konnte…“ Nanu! Schnell im kicker-Sonderheft 12/13 nachgesehen, und wirklich: Büskens ist am 19.3.1968 geboren, hat also das selige Fußballeralter von 45 Jahren erreicht. Kein Wunder, dass man in diesem Alter nicht mehr ganz mithalten kann, bei dem heutigen Tempo! Dass dieser Michael Büskens sich in keinem der bis dahin absolvierten 22 Spiele selbst eingewechselt hatte, was mangels Spielberechtigung auch gar nicht möglich gewesen wäre, war dem Schreiber offensichtlich entgangen, hätte es doch ansonsten heißen müssen: „…Büskens, dessen Mannschaft kein einziges Heimspiel gewinnen konnte,…“.

Aber so ist das heute: Der Trainer ist nicht nur verantwortlich für Siege und Niederlagen, was angesichts der Tatsache, dass Fürths Spieler serienweise den Ball aus zwei Metern nicht im Tor unterbringen konnten, schon sehr diskussionswürdig ist (muss man Torschusstraining aus zwei Metern wirklich ernsthaft trainieren und wenn ja, hat Büskens dies versäumt?), nein er gewinnt und verliert heutzutage selber. Traurig, dass diese unsinnige These auch durch Journalisten verbreitet wird, die es eigentlich besser wissen müssten. Außerdem prügeln sie sofort verbal auf angeblich unfähige Manager und Vorsitzende ein, die nach drei Niederlagen in Folge den Trainer als Sündenbock entlassen, rechtfertigen aber durch ihre Formulierungen derartige Handlungen.

Was man einem Trainer wirklich vorwerfen könnte, wäre eine unsachgemäße Zusammensetzung des Kaders (Beispiel: Winfried Schäfer einstmals bei Tennis Borussia) mit satten, charakterlosen Abzockern, wobei Vorstand und Manager daran ebenso schuldig wären; oder ein Training, das die Erfordernisse von Fitness, Taktik und Technik außer Acht lässt, was jedoch nur derjenige beurteilen kann, der täglich das Training beobachtet.

Fast jeder weiß, dass Trainerentlassungen im Schnitt nichts bringen, was angesichts der Tatsache, dass alle während der Trainerausbildung an denselben Lehrgängen teilgenommen haben, auch nicht allzu verwunderlich ist. Natürlich gibt es Unterschiede in der Art der Vermittlung und der Motivationsfähigkeit, aber wenn ein Büskens seit Dezember 2009 die Fürther Mannschaft trainiert und über die Tabellenränge elf, vier und eins erstmalig in der Vereinsgeschichte in die erste Liga geleitet hat, dann kann er weder ein schlechter Motivator noch ein fachlich unfähiger Trainer sein. Warum also dann seine Entlassung? Geben sich die Spieler ab jetzt mehr Mühe, beim Schuss aus zwei Metern…?

P.S.: Mal sehen, ob Fürth unter Führung des neuen Trainers noch einen Heimsieg schafft. Ansonsten hätte man im 50. Bundesligajahr den Rekord von Hertha aus der Saison 2009/2010 (ein Heimsieg) vor Tasmania 1900 (Saison 1965/66: 2 Heimsiege) über- bzw. unterboten. Tasmania hält also nicht alle Negativrekorde der Liga. Aber das wäre ein anderes Thema…

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