Hertha stand zwischen 1926 und 1931 sechsmal hintereinander im Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. 1977 und 1979 stand Hertha im Finale um den DFB-Pokal, was viele spätgeborene Ultras wahrscheinlich gar nicht glauben. 1993 haben es die Hertha-Bubis auch ins Endspiel geschafft, aber seitdem ist Pause mit den Endspielen, wenn man von den drei Finalteilnahmen im wichtigen Ligapokal 2000, 2001 und 2002 absehen will, in denen Hertha sogar zweimal durch 4:1-Siege gegen Lieblingsgegner Gelsenkirchen gewann.
Alles Schnee von gestern!
Hertha hat noch zehn Endspiele, um den möglichen, denkbaren und durchaus wahrscheinlichen Abstieg zu vermeiden. Das erste findet in Sinsheim beim Traditionsverein TSG Hoffenheim statt. Hertha hat mit vier Auswärtspünktchen die schlechteste Bilanz aller Erstligisten. Hoffenheims Heimbilanz liest sich bei sieben Niederlagen aus 12 Spielen auch nicht gerade furchterregend.
Nach den beiden verlorenen Punkten gegen Mainz muss Hertha, wenn die Klassenerhalts-Chancen nicht rapide sinken wollen, mindestens einen zurückholen. Herthas letzter Auswärtssieg in Hoffenheim mit 3:0 am 16.5.2020 liegt noch gar nicht so lange zurück. Insgesamt gewann Hertha dort dreimal, spielte zweimal Unentschieden und verlor sieben Mal. Das sollte nicht passieren. Aber wer weiß, vielleicht wendet sich das „Spielglück“ mal wieder in Richtung Hoffenheim, die ja auch seit Monaten auf einen Sieg warten. Und wenn man weiß, dass Hertha besonders gut im Aufbauen angeschlagener Gegner ist, sollte man nicht zu optimistisch sein. Alles ist möglich. Dass man verlorene Punkte in den nächsten beiden Spielen in Freiburg und zuhause gegen Leipzig holt, kann man sich nur schwer vorstellen. Aber ohne ein, zwei überraschende Ergebnisse wird Hertha die Klasse nicht halten können.
Die Ultras haben sich im Heimspiel gegen Mainz 05 per Banner gegen das „schnelle Geld“ des Investors „777 Partners“ ausgesprochen. Wenn Hertha in den letzten Jahren nicht fast 400 Millionen Euro verbrannt hätte (und der Brand ist ja noch lange nicht gelöscht), könnte man voll und ganz auf der Seite der Protestler stehen. Wenn man aber des Lesens mächtig ist und ab und an mal in Nachrichten hineinlauscht, wüsste man, dass Hertha am Ende der Saison insolvent wäre, wenn nicht frisches Geld fließen würde. Dann könnte man in einer unteren Liga bald wieder Derbys gegen Tasmania, Tennis Borussia oder Blau-Weiß 90 feiern. Allerdings nicht vor 70.000 sondern vielleicht vor 700 Zuschauern.
Und obwohl es nicht darum geht: Der „Josh“ von 777 ist zwar auch ein Geschäftsmann, als solcher aber millionenmal sympathischer und glaubwürdiger als ein gewisser L.W., der zum Glück nicht mehr Hertha-Mitglied ist…