Paderborn und die Laufleistung

Bremen hat gestern Abend mit seinem nicht ganz unerwarteten 3:3 in Leverkusen den Weg für Paderborn an die Tabellenspitze freigemacht. Einen Heimsieg gegen Köln, deren Fans sich momentan nicht einig sind, ob als Saisonziel die Teilnahme an der Champions-League oder nur an der Europa-Liga ausgegeben werden soll, vorausgesetzt, und der höchst gewettete Abstiegskandidat SC Paderborn ist der 32. Tabellenführer in 52 Jahren Bundesliga. Nun gut, um im Fußballjargon zu sprechen: eine Momentaufnahme. So wird’s nicht bleiben, aber offensichtlich ist Paderborn doch konkurrenzfähig und nicht völlig chancenlos im Abstiegskampf. Spielerisch limitierte Möglichkeiten werden mit pokalartigem Kampf, Einsatzbereitschaft und „erhöhter Laufleistung“, wie es so schön wie falsch heißt, kompensiert.
Natürlich ist eine Mannschaft im Vorteil, wenn ihre Spieler statt 110 km, wie der Gegner, 120 km pro Spiel zurücklegen. Fehlerhaft ist nur der Begriff „Laufleistung“. Als auf die sechzig Lebensjahre zugehender Gelegenheitsjogger war es mir bis vor kurzem vergönnt, 10 km in weniger als einer Stunde zurückzulegen. Nichts Besonderes. Wenn Profis für eine ähnliche Strecke 90 Minuten benötigen, wäre das eine eher peinliche Leistung, die zum 400. Platz von 470 Teilnehmern bei Jedermann-Läufen reichen würde. Mindestens die Hälfte dieser 10 – 12 km wird aber im schnellen Tempo und bestimmt 3 km werden im schnellen Spurt zurückgelegt. 3000 m spurten heißt aber nichts anderes als 30 Hundertmeterläufe oder 60 Fünfzigmeterläufe oder 120 Fünfundzwanzigmeterläufe kurz hintereinander zu absolvieren! Leichtathletische Sprinter bewältigen einen oder vielleicht zwei Hundertmeterläufe pro Tag und pumpen danach eine Viertelstunde, bevor sie ein Statement ins Mikrofon hauchen können. Der Fußballer sprintet und hat dabei noch Körperkontakt, um es elegant auszudrücken und den Begriff „schlägt und tritt“ zu vermeiden. Also doch eine Leistung, die einem Profi zur Ehre gereicht. Man müsste nur den Begriff „Laufleistung“, der ja an Joggen denken lässt, durch das zwar nicht schönere aber genauere Wort „zurückgelegte Strecke/Entfernung“ ersetzen.
Aber egal, ob die Paderborner eine erhöhte Laufleistung absolvieren oder eine größere Strecke zurücklegen: Meister werden sie wahrscheinlich nicht werden…

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