Neues vom Stadionbauprojekt in Absurdistan

Herthas Sportvorstand hat eine Machbarkeitsstudie für ein neues Stadion in Auftrag gegeben. Interessanterweise nicht an unabhängige Gutachter, sondern an Architekten, welche mit Sicherheit nicht zu dem Ergebnis kommen werden, dass ein Neubau überflüssig, teuer und auch nicht machbar sei, weil sie mit einem denkbaren Auftrag schließlich viel Geld verdienen könnten. Insofern steht das Ergebnis der sagenumwobenen Studie schon fest.

Dass der Senat kein (billiges) Bauland zur Verfügung stellen wird, ist ebenso klar, denn wer ist schon so blöd und enteignet sich quasi selber, was ja der Fall wäre, wenn das Olympiastadion nicht mehr von Hertha genutzt werden würde. Andererseits könnte man darüber nachdenken, das Olympiastadion relativ schnell verfallen zu lassen und es als Filmkulisse oder modernes Colosseum zu vermarkten. In Rom kommen sicher mehr als die derzeitigen 300.000 Besucher des Olympiastadions pro Jahr ins Colosseum. Für andere Nutzungszwecke könnte man auch in München recherchieren (Motocross) oder das ganze abdichten und voll Wasser laufen lassen um ein weiteres Glied in der Grunewaldseenkette zu generieren. Mit exotischen Wassertieren bestücken (whalewatching!!!) oder eine Karpfenzucht für den silvesterlichen Festtagsschmaus wären ebenfalls denkbare Möglichkeiten. Die Politik muss entscheiden, was ihr mehr Geld in die Kasse und Anerkennung bringt: Kreativ mit dem Erbe der Vorväter umgehen oder alles beim guten Alten lassen.

In Wolfsburg waren rund 3000 Herthafans, die 53 Minuten mit dem ICE von Spandau aus benötigten und im engen, modernen Fußballstadion eine euphorisierende Atmosphäre herstellten. Wenn das neue Stadion in Ludwigsfelde oder Oranienburg mit einer Zuschauerkapazität von ca. 6000 errichtet wird, hat man immer eine geniale Stimmung im Laden, braucht die Bahnanschlüsse nicht zu verändern (3 S-Bahnen oder 2 Regionalzüge übernehmen den Transport aus Berlin in 20-30 Minuten), man hat immer 100 % Stadionauslastung und es dürfen maximal 600 Gästefans zusehen (10 % der Zuschauerkapazität). Außerdem schließt man Randalierer über den Eintrittspreis aus, Saisonkarten für 100 € gehören dann der Vergangenheit an. Der Topzuschlag (94 € für ein Ticket gegen Bayern München) ist dann Normalität. Im Idealfall kaufen Sponsoren alle Eintrittskarten vorher auf und verteilen sie an Geschäftsfreunde. In Rio hat das bei den Olympischen Spielen gut funktioniert: Alle Veranstaltungen waren ausverkauft und die Stadien wurden nicht so stark belastet, da kaum jemand zusehen konnte.

Es gibt viele Möglichkeiten, seine Anhängerschaft zu verprellen. Wenn es um ein neues Stadion geht, sollte es, wie bei wichtigen und unwichtigen Fragen (SPD-Kanzlerkandidat!) heute fast schon die Regel, eine Urabstimmung der Vereinsmitglieder geben. Mal sehen, was dabei herauskommt…

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