Wenn man ganz ehrlich ist, muss man zugeben: Schick sieht es ja aus, das neue Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft! Unklar ist nur, was uns die rötliche Verzierung unterhalb des Kragens sagen soll. Dass es sich um drei Streifen handelt, ist klar, schließlich heißt der Ausrüster adidas. Die Farbabstufung von violett über dunkelrot nach magenta ergibt aber auch auf den zweiten Blick keinen Sinn. Nur weil schwarz-rot-gold zu plump gewesen wäre, muss es ja nicht rot sein. Und die Zeiten, da Klinsmann dachte, wenn Deutschland rot trägt, laufen die Gegner schreiend davon und überlassen uns kampflos den Halbfinalsieg, sind lange vorbei. Also: so was ähnliches wie ein roter Brustring. Aber Mayer-Vorfelder ist schon einige glückliche Jahre und einige Hektoliter Trollinger später nicht mehr DFB-Präsident, so dass eine Anbiederung an den VfB Stuttgart auch völlig unnötig ist.
Nehmen wir es also so, wie es ist. Das neue Trikot (im DFB-fanshop ab sofort unter dem Aufmacher: „Es ist dein Spiel“ erhältlich) dient, wie bei jedem anderen Profi-Fußballverein der Welt, der schnöden Geldscheffelei, wobei dies im Unterschied zu Vereinen der DFB wahrlich nicht nötig hätte, schwimmt er doch im Geld. Aber selbstverständlich würde uns jeder befragte Funktionär jetzt zum Thema Jugendfußball, Unterstützung von Amateurvereinen und Tornetze für die Seychellen das Ohr abkauen! Sei’s drum. Zum Glück wird man ja nicht gezwungen das Hemd (zu Weihnachten!) zu kaufen.
Völlig absurd wird die Betrachtung, wenn man sich fragt, warum die Nationalmannschaft jetzt in weißen, statt wie in den letzten 105 Jahren (von Fritz Walters Lieblingsfarben grünes Trikot, weiße Hose als Ausweichspielkleidung mal abgesehen), in schwarzen Hosen spielen soll. Weshalb nicht gleich in homophilen Regenbogenhosen (in stillem Gedenken an die Ära Zwanziger) oder kroatisch gewürfelt mit Gesäßwerbung wie in Österreich?
Vielleicht soll die weiße Spielkleidung mit rotem Brustschild aber auch im Hinblick auf die kommende Fifa-WM in Brasilien eine Verbeugung vor unseren Spielern mit türkischen Wurzeln darstellen. Sami Khedira und Mesut Özil werden sich sicher freuen, wenn sie erfahren, dass in eben dieser Spielkleidung die Türkei bei der 1954-er WM in der Schweiz spielte. Dass die Türken die Vorrunde nicht überstanden, weil sie von Deutschland mit 4:1 und 7:2 aus dem Stadion gefegt wurden, muss ja kein schlechtes Omen sein…