Herr Bobic und das liebe Geld

Niemand hatte je die Absicht Fredi Bobic als Herthaner zu bezeichnen. Ja, er hat in den beiden Jahren zwischen 2003 und 2005 in 54 Einsätzen im blauweißen Trikot acht Tore geschossen, darunter sogar einige wichtige, die den Abstieg verhinderten. Aber die richtige Hertha-DNA, von der in letzter Zeit so häufig die Rede ist, würde man ihm schwerlich nachweisen können.

Er wurde ja auch als erfolgreicher Manager, der er bei Eintracht Frankfurt war, nach Berlin geholt, in der Hoffnung, dass er sein sprichwörtliches „Händchen“, das er dort bei einigen Transfers nachweisen konnte, auch bei Hertha unter Beweis stellen könnte.

Bobic ist krachend gescheitert.

Er versprach auf seiner Antritts-Pressekonferenz Kontinuität. Es gab in den eineinhalb Jahren seines Schaffens noch nie so viel Wechsel, sowohl im Kader des Teams, auf der Trainerseite und bei der Aufblähung des sogenannten „Stuffs“, wo jeder noch so kleine Aufgabenbereich mehrfach besetzt und fürstlich bezahlt wurde.

Zu Bobics Gunsten muss man natürlich die Zwänge erwähnen, die Vorgänger Preetz in den beiden letzten Jahren seiner Amtszeit (nach Erhalt der unseligen Windhorst-Millionen und dem gescheiterten Experiment mit Oberliga-Trainer Covic) geschaffen hatte, nämlich einen überteuerten, zusammengestoppelten Kader auszudünnen und nach vernünftigen Kriterien neu zusammenzusetzen. Aber haben Zugänge wie Lee, Maolida, Ekkelenkamp und, und, und… dazu wirklich beigetragen? Und mussten Verkäufe wie Torunarigha, Netz, die doch das Berliner Element ausmachten, wirklich sein? Wir wissen doch: Mentalität schlägt Klasse und Klasse kann sich Hertha einfach nicht leisten!

Sei`s drum. Es gibt viele Für und Wider, Argumente Pro und Kontra, aber eines bleibt:

Bobic wurde offenbar für seine Tätigkeit fürstlich bezahlt. Die 400.000 Euro, die Vorgänger Preetz anscheinend im Jahr erhielt, wurden allgemein als großzügiges Salär betrachtet, liegt es doch deutlich über den Einkünften des Bundeskanzlers. Bobic scheint jedoch, wenn man seine Forderungen, die er nach seiner Kündigung mit Hilfe des Arbeitsgerichts durchsetzen will, betrachtet, weit über eine Million im Jahr „verdient“ zu haben. Dass Hertha angesichts der klammen Kasse diese Abfindung bei schlechter Gesamtleistung seinem Angestellten Bobic nicht zahlen möchte, ist verständlich. Ob die Richter der Vereinsargumentation vom vereinsschädigenden Verhalten folgen werden, ist fraglich. Die „Bedrohung“ eines Journalisten kann als scherzhafte Floskel dargestellt werden. Größer sind schon die Chancen, die Hunderttausend Euro jährlich für seinen Freund Kruse, die er der Hertha-Ikone für eigentlich ehrenamtlich wahrzunehmende Dienste zugeschustert hat, als den Verein (objektiv finanziell) schädigend zu berücksichtigen. Wahrscheinlich wird Hertha zahlen müssen, vielleicht etwas weniger, als Bobic fordert. Na toll!

Transparenz, das modische Schlagwort, muss endlich mit Leben gefüllt werden. Wer verdient wie viel? Trainer, Helfer, Vorstände, Aufsichtsräte und sogar Spieler, obwohl das in der Branche unüblich ist (und trotzdem unter der Hand mitgeteilt wird) müssen ihre Einkünfte offenlegen, bzw., der Verein muss ermächtigt werden, diese detailliert zu veröffentlichen. Nur dann kann man das Verhältnis von Leistung und Einkünften als angemessen oder unangemessen beurteilen.

Vor dem Spiel gegen Leverkusen gilt das gleiche wie vor dem Dortmund-Spiel. Es ist definitiv etwas möglich, eine Niederlage wäre aber keine Katastrophe, wenn nächste Woche Mainz geschlagen wird. Wichtig ist im Falle einer Niederlage auch ein knappes Ergebnis. Jedes Tor kann am Saisonende zählen. Es ist und bleibt verdammt eng…

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