Goldener Oktober

Der Oktober ist kein Monat, auf den man mit Spannung wartet, es sei denn, man ist jünger als dreißig und feiert seinen Geburtstag noch, weil das dicke Ende des Lebens das Bewusstsein noch nicht erreicht hat. Morgens ist es dunkel und falls man abends nach der Arbeit noch Sport treiben möchte, ist es schon wieder dunkel oder, wenn es noch hell sein sollte, regnet es oder es ist kalt oder windig, nein: den Oktober kann man vergessen (im Gegensatz etwa zum November, da gilt alles genauso, wie im Oktober, nur ein bisschen schlimmer, aber man kann sich wenigstens auf das bevorstehende Weihnachtsfest, den Beginn des neuen Jahres und den bald kommenden Sommer freuen).

 

Herthafreunde haben sich dieses Jahr ganz besonders auf den Oktober gefreut, kündigte doch der neue Trainer mit der verschatteten Oberlippe an, dass die Mannschaft ab Oktober unschlagbar sei! Das hatte er zwar nie gesagt und es war nur das übliche Wort-im-Mund-Verdrehen einer bestimmten Spezies von Journalisten, wurde aber von vielen für bare Münze genommen und bisher ist auch die verfälschte Prognose voll eingetroffen. Der 3:0-Sieg gegen 1860 München war der bisherige Höhepunkt einer sich müde dahinschleppenden Saison.

 

Was Luhukay wirklich gesagt hat, war, dass Hertha ab Oktober nur noch schwer zu schlagen sei. Diese Aussage sagt genau genommen nichts aus. Denn in der Abstiegssaison 2009/2010 war Hertha auch meist nur ganz schwer zu schlagen, was die vielen 0:1-Niederlagen zuhause eindrücklich beweisen. Aber da 0:1 immer als verloren zählt, auch wenn es dem Gegner sehr schwer gefallen ist oder die Niederlage hauptsächlich durch die  konsequente Arbeit der Anti-Hertha-Dreifaltigkeit Gagelmann/Kirchner/Rafati zustande kam: Schwer zu schlagen zu sein kann eben auch heißen, jedes Spiel zu verlieren. Insofern ist es der Boulevardpresse mit ihrer Sucht, aufgebauschte oder verfälschte Aussagen zu veröffentlichen, zu verdanken, dass  mit dem nichtigen Satz („schwer zu schlagen“) ein Ziel ausgegeben wurde („nicht zu schlagen“), das zwar den gesamten Saisonverlauf betreffend völlig unrealistisch ist, immerhin aber die Mannschaft unter einen Zugzwang gesetzt hat, der  offensichtlich leistungsfördernd wirkte. Es spricht für Jos Luhukays Arbeit, dass er diesen Druck in positive Energie umzuwandeln in der Lage war, denn wie wir alle wissen, kann Druck auch das Gegenteil bewirken.

Für alle Journalisten, die eine Schlagzeile brauchen, möchte ich hiermit ausdrücklich erklären: Bei gleicher Punktausbeute in den kommenden 25 Spielen (2,0 pro Spiel) ist Hertha nur schwer am Aufstieg zu hindern!

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