Doch noch meine Hertha

Nach dem 4:1-Saisonstartsieg in Bremen sangen viele der 4000 Zuschauer im prall gefüllten Olympiastadion das beliebte: „Wir hol’n die Meisterschaft…und den Europacup….und den Pokal – Scheißegal“. Das Scheißegal bezieht sich vielleicht auf die Tatsache, dass Hertha, zumindest in dieser Saison, den Pokal eher nicht holen wird. Wir wissen es nicht, können uns in die Seele des gemeinen Fans nicht so recht hineinversetzen. Schon während des Spiels wurde allerdings obiger Gassenhauer nach dem 0:2-Rückstand nicht mehr angestimmt, was überraschenderweise doch auf einen Rest Realitätssinn schließen lässt.

Hertha hat in den drei ersten Pflichtspielen, wenn man das 4:5 in Braunschweig dazurechnet, ein Torverhältnis von 9:9 kreiert. Alle Achtung. Auf die Saison hochgerechnet müsste Hertha bei ungefähr 100:100 Toren landen. Da scheint die Balance in der Abstimmung der Mannschaftsteile noch nicht hundertprozentig austariert zu sein. Sturm hui, Abwehr pfui. Und das, obwohl laut Analytiker Klinsmann mit Boyata, den sein Kumpel Preetz an die Spree geholt hatte, einer der besten Innenverteidiger Europas zur gefälligen Verfügung stand. Und mit Torunarigha ist  ja auch eines der größten deutschen Talente auf dem Platz gewesen. Trotzdem läuft es noch nicht rund. Wir sollten aber nicht angsterfüllt auf die Saison 1986/87 sehen, als Eintracht Braunschweig aus der 2. Liga mit einem positiven (!) Torverhältnis abstieg. Soweit wird es schon nicht kommen. Mittlerweile hat Hertha immerhin das Saisonziel, nämlich besser als im Vorjahr abzuschneiden, mit dem neunten Tabellenplatz schon fast erreicht.

Da Hertha am 3. Spieltag leider bei Bayern München antreten muss, ist zwar davon auszugehen, dass die Mannschaft danach einen Tabellenplatz in der unteren Hälfte einnehmen wird, aber Hoffenheim hat ja gezeigt, dass alles möglich ist. Andererseits ist zu befürchten, dass Hertha für die Niederlage der Bayern bitter büßen wird. Obwohl: Hertha spielt eigentlich fast immer so, wie man es nicht erwarten kann. Wenn man nach einem Auswärtssieg ganz nach oben kommen kann, wird garantiert das nächste Heimspiel verloren. Wenn niemand einen Pfifferling auf einen Punkt gibt, ist oftmals eine Überraschung gelungen. Nach der Niederlage gegen Frankfurt habe ich meine Hertha wiedererkannt. Wenn sie ein Pünktchen in München holen würden, wäre das in diesem Sinne nur stimmig. Aber wetten sollte man nicht darauf…

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